Die Kolumne von Sky Experte Stefan Kretzschmar

Kretzschmar: Hannover stand wie ein Kaninchen vor der Schlange

Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs.
Image: Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs.  © Sky

Sky Experte Stefan Kretzschmar spricht in seiner Kolumne regelmäßig über die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs. Diesmal analysiert er die schwache Leistung der TSV Hannover-Burgdorf am vergangenen Sonntag gegen den THW Kiel und erklärt, warum die Recken noch keine Spitzenmannschaft sind.

Von Beginn an war eigentlich klar, wer dieses Spiel gewinnen wird bzw. mehr gewinnen will. Die Kieler waren absolut fokussiert und haben keinen Zweifel daran gelassen, dass sie eigentlich von den Minuspunkten her die Tabellenführung übernehmen wollen. Das haben sie auf sehr eindrucksvolle Art bewiesen, vor allem in der Abwehr und mit dem erweiterten Gegenstoß über Nikola Bilyk und Harald Reinkind, so kamen die Zebras ein ums andere Mal zu einfachen Treffern. Und natürlich Niklas Landin mit einem neuen Saisonrekord von 21 Paraden, eine Weltklasse-Leistung. Das war eine Demonstration der Kieler Stärke!

Da war viel Ehrfurcht dabei

Nach den drei knappen Spielen von Kiel, darunter die Niederlage gegen Porto und bei den Rhein-Neckar Löwen war das eine sehr stabile Leistung. Hannover hat tatsächlich so ein bisschen wie das Kaninchen vor der Schlange gestanden, es war doch viel Ehrfurcht dabei. Zu keiner Zeit hat man das Gefühl gehabt, dass Hannover da in Kiel etwas mitnehmen kann an diesem Tag. Auch weil Morten Olsen keine gute Leistung gezeigt hat.

Aber man sollte die Kirche im Dorf lassen, Hannover hat bisher eine herausragende Saison spielt. Es war jetzt mal ein Zeichen an die externe Seite, dass man durchaus realistisch mit der Saison umgehen sollte. Die Verantwortlichen und die Spieler freuen sich über den Flow, können aber auch einschätzen, wozu die Mannschaft in der Lage ist, was sie leisten kann und was eben auch noch fehlt. Meiner Einschätzung nach ist Hannover keine Champions-League-Mannschaft, obwohl sie wochenlang Tabellenführer waren.

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Stefan Kretzschmar spricht in seiner Kolumne über die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs.

Kein Beinbruch in Kiel zu verlieren

Die Recken haben eine sehr junge Truppe und die hat bisher absolut am Optimum gespielt - auf eine sehr sympathische Art und Weise. Deswegen ist es für mich kein Beinbruch in Kiel zu verlieren. Man muss wieder das Selbstvertrauen aus den vergangenen Spiele mitnehmen und sich daran erfreuen, wo man gerade steht. Da ist kein Platz für Pessimismus oder für Unzufriedenheit. Klar möchte man nicht mit neun Toren in Kiel verlieren, aber es kann passieren.

Den Hannoveranern fehlt einfach noch die Tiefe, sie haben sehr viele aus der Jugend, die sie vor allem in der Abwehr einsetzen. Diese Jugend braucht Erfahrung, das bringt die Zeit mit sich. Wenn Morten Olsen mal einen gebrauchten Tag erwischt oder nicht so zur Geltung kommt, wie in den bisherigen Spielen, wo er es überragend gemacht hat, dann fehlen ihnen dort die Alternativen.

Es fehlt an Tiefe und Erfahrung

Fabian Böhm ist ein weiterer Anführer, der diese Mannschaft auch sehr respektabel führt, aber auf der zentralen Position in der Mitte ist Alfred Jönsson noch nicht so weit. Das ist ein junger Spieler, der Talent hat, der Zeit braucht, aber er kann Morten Olsen natürlich nicht 1:1 ersetzen. Da fehlt nicht mehr viel zu einer Spitzenmannschaft, aber es fehlt an Erfahrung für die jungen Spieler und die Tiefe, wenn Leistungsträger man nicht so funktioniert.

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Die TSV Hannover-Burgdorf hat am 2. Spieltag der LIQUI MOLY HBL bei Frisch Auf! Göppingen gewonnen. Mann des Spiels war Morten Olsen - der Däne traf 13 Mal für die Recken (Videolänge: 1:52 Minuten).

Duelle gegen Leipzig und Berlin

Nun haben die Recken eine einwöchige Spielpause, ehe sie dann auf den SC DHfk Leipzig und die Füchse Berlin treffen. Es ist immer wichtig, wenn man eine Pause hat, dass man die Verletzungen auskuriert, dass man sich erholt. Weil das Programm ist auch sehr kräftezehrend. Die Recken müssen einfach so weitermachen wie bisher.

Klar, Kiel war ein Dämpfer, vor allem in der Höhe und Deutlichkeit, aber sie sind durchaus auf Augenhöhe mit allen anderen Spitzenmannschaften. Gegen Leipzig sind sie favorisiert und gegen Berlin sind sie gleichwertig und da müssen sie mit dem Selbstvertrauen antreten, mit dem sie auch nach Kiel gefahren sind. Wenn man die Protagonisten wie Böhm vor dem Kiel-Spiel gehört hat, dann war klar: Die wollen etwas mitnehmen. Das hat zwar nicht funktioniert, aber die Herangehensweise ist genau richtig und da müssen sie anknüpfen und auch weitermachen.