EHF EURO 2020: Nationalspieler Hendrik Pekeler im Portrait
Im Porträt: Hendrik Pekeler - der Zaunkönig
Sport-Informations-Dienst (SID)
13.01.2020 | 11:07 Uhr
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Frankreichs Nikola Karabatic scherzt vor dem EM-Start ein wenig. Wer eine Abwehr mit einem so überragenden Mittelblock wie Deutschland hat, der braucht für den Erfolg eigentlich gar keinen Mittelmann. Wenn der so etwas sagt, dann dürfen sich Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek geschmeichelt fühlen.
Bei der EM sollen die beiden Kieler auch im zweiten Gruppenspiel am Samstag zum Prellbock für die Angreifer der Gegner werden. Dieses Duell gegen Titelverteidiger Spanien gilt als Schlüsselpartie für das Ziel der deutschen Nationalmannschaft, sich für das Halbfinale zu qualifizieren.
Die Vorliebe zum Handwerk
Pekeler teilt sich während der EM ein Doppelzimmer mit Wiencek. "Es wird schwer, dann nicht über Handball zu reden. Aber auch das wird klappen." Denn sie reden auch gerne über Zäune und Zargen. Und über Zangen und Balken. Beim DHB trägt Vizepräsident Bob Hanning (51) wegen seiner umtriebigen Reformarbeit rund um den deutschen Handball den Spitznamen "Bob, der Baumeister". Aber die wahren Handwerker im Nationalteam sind Pekeler und Wiencek.
"Das Handwerker-Gen habe ich wohl von meinem Vater geerbt", sagt Pekeler. Es ist nicht abzusehen, dass Pekeler mal in einem solchen Hobby Erfüllung findet. "Ich bin älter und reifer geworden", sagt der 2,02-Meter-Hüne. Und dabei klingt er sogar noch älter und noch reifer, als man es als Zuhörer für altersgerecht empfindet. Zumal er kurz danach auch noch einräumt, inzwischen vor und nach jedem Training regenerative Extra-Schichten einzulegen. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal machen werde. Aber man wird älter, die Wehwehchen kommen."
Mit Glück fing alles an
Vernünftig, solide, stabil. So gibt er sich. So baut er. Und darauf baut er. Auf und neben der Handball-Platte. Eine weitere Besonderheit neben seinem Hobby findet sich in seinem Ritual vor jedem Spiel. Zum Aufwärmen steckt er sich jeweils einen Kaugummi in den Mund und einen in die Socke.
Pekeler ist in Glückstadt in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Ein Ort an der Elbe mit einem historischen Hafen und einer großen maritimen Tradition. Die Verarbeitung zum Glückstädter Matjes ist das Beste, was einem Hering passieren kann. Sagen sie in Glückstadt. Aber Pekeler isst kein Matjes! Das ist in etwa so, als würden Franzosen den Verzehr von Baguettes verweigern.
Der sportliche Aufstieg
Bereits als Kind ist für Pekeler klar: ich will als Handballer zum THW Kiel und nicht zur SG Flensburg-Handewitt. 2008 wechselt er tatsächlich nach Kiel. Aber da ist der THW noch eine Nummer zu groß für ihn. Über Stationen beim Bergischen HC, dem TVB Lemgo und den Rhein-Neckar Löwen kehrt er 2018 nach Kiel zurück.
Als Deutscher Meister, als Europameister, als Star, als Vater. Kurzum: als Leistungsträger. Pekeler lebt mit seiner Frau Johanna und den beiden Töchtern Fine und Stine in Altenholz. "Nur zwei Minuten vom Trainingszentrum des THW entfernt. Das ist super praktisch", sagt er. Dort haben sich die Pekelers ein Haus gekauft. Und trotzdem hat Pekeler hier den nötigen Abstand zum Job.
Begabte Hände, nicht nur für Handball
Unlängst zimmert er zusammen mit einem Freund einen Zaun. Wie passend für einen der besten Abwehrspieler. Im Haus wird fleißig gewerkelt. Wände werden entfernt, frei sichtbare Stahlträger als Blickfang eingezogen. "Skandinavischer Stil", sagt Pekeler. Er ist sehr norddeutsch, redet nicht viel.
Aber was er sagt, das hat Gewicht. In der Nationalmannschaft, beim THW. Und wer ihm gut zuhört, der hört den stillen Stolz auf das, was er erreicht hat.Wenn Pekeler nicht spielt, trainiert, handwerkelt oder regeneriert, dann entspannt er sich oft zusammen mit seiner Frau beim gemeinsamen Schauen von Serien. "Normales Fernsehen gucke ich fast gar nicht mehr, aber Serien sehr gerne."
Zuletzt gefiel ihm "Designated Survivor". Es geht darum, wie ein Mann an seinen Aufgaben wächst. Weil er es muss. Und weil er es will.