Fragen und Antworten zur Handball-WM
Handball-WM in Deutschland und Dänemark
10.01.2019 | 11:04 Uhr
Für Deutschlands Handballer wird es ernst: Am Donnerstag startet die Heim-WM. Wer sind die Favoriten? In welchem Modus wird gespielt? Und wie stehen die Chancen auf den WM-Titel für das Team von Bundestrainer Christian Prokop? Wir beantworten alle wichtigen Fragen.
Was steht an?
Die 26. Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark ist in der 81-jährigen WM-Geschichte ein Novum: Erstmals wird das Turnier von zwei Verbänden ausgerichtet. Historisch wird es auch gleich zum Auftakt, wenn die deutsche Mannschaft in Berlin auf ein vereintes Team aus Korea trifft. Größte bisherige Erfolge der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) sind die WM-Titel 1938, 1978 und 2007. Silber gab es 1954 und 2003, der dritte Platz gelang 1958. Rekord-Weltmeister ist Frankreich mit sechs Titeln.
In welchem Modus wird gespielt?
Die Vorrunde wird in vier Sechsergruppen ausgetragen. Deutschland trifft in Berlin auf Korea, das mit einem vereinten Team aus Nord und Süd antritt, Brasilien, Russland, Frankreich und Serbien. Weitere Vorrundenspielorte sind München, Kopenhagen und Herning. Die ersten drei Mannschaften jeder Gruppe ziehen in die Hauptrunde ein, in der zwei Sechsergruppen in Köln und Herning spielen. Schafft es das DHB-Team nach Köln, treffen die Mannen von Christian Prokop auf die ersten drei Teams aus Gruppe B, in der Spanien, Kroatien, Mazedonien, Island, Bahrain und Japan spielen.
Die beiden bestplatzierten Mannschaften der beiden Hauptrundengruppen erreichen das Halbfinale in Hamburg (25. Januar). In Herning steigen am 27. Januar die Medaillenspiele. Ab der WM 2021 werden 32 statt wie bislang 24 Teams am Start sein, Gastgeber ist Ägypten.
Wer sind die Favoriten?
Titelverteidiger Frankreich, das allerdings ohne den verletzten Superstar Nikola Karabatic auskommen muss, Vize-Weltmeister Norwegen, Europameister Spanien sowie die beiden Gastgeber Dänemark und Deutschland. Vor allem Olympiasieger Dänemark brennt darauf, vor eigenem Publikum seinen WM-Fluch zu besiegen und nach drei zweiten Plätzen (1967, 2011, 2013) endlich den Thron zu besteigen.
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Doch die Top-Teams sind in diesem Jahr so dicht beisammen wie lange nicht mehr. Auch Vize-Europameister Schweden oder die Dauerbrenner Kroatiens können an einem guten Tag jeden schlagen. In einem kräftezehrenden Turnier mit bis zu zehn Spielen in 18 Tagen dürften am Ende auch die Energiereserven entscheidend sein.
Was spricht für Deutschland?
Vor allem der Heim-Vorteil. Das Wintermärchen 2007 hat gezeigt, was mit den eigenen Fans im Rücken alles möglich ist. Zwar fehlt nach dem Ausfall von Torjäger Julius Kühn (Kreuzbandriss) eine Menge Wurfgewalt, doch mit dem viel beschworenen neuen Teamgeist und der Ausgeglichenheit im Kader darf das Team von Bundestrainer Christian Prokop von einer Medaille träumen. Die WM-Vorbereitung lief vielversprechend, die verkorkste EM vor einem Jahr scheint endgültig vergessen. Und auf der Kreisläufer-, der Torhüter, sowie den Außenpositionen ist das DHB-Team durchaus mit Spielern internationaler Top-Klasse bestückt.
Steht das Team unter (Erfolgs-)Druck?
Ja. Abgesehen vom Erwartungsdruck bei einer WM im eigenen Land, gilt es, die Enttäuschung der letzten Turniere vergessen zu machen. Die zwei neunten Plätze bei WM und EM entsprechen nicht dem Selbstverständnis des DHB, dem noch immer mitgliederstärksten Handballverband der Welt. Beim bevorstehenden Turnier sollen die Weichen für einen neuen Handball-Boom gestellt werden.
Um was geht es für die deutschen Spieler?
Natürlich um die einmalige Gelegenheit, im eigenen Land Weltmeister zu werden. Aber auch um eine Menge Geld: Die Mannschaft von Christian Prokop würde für den Titelgewinn 450.000 Euro erhalten. Bei einer Final-Niederlage würde das DHB-Team 350.000 Euro bekommen, für Platz drei würde es noch 250.000 Euro geben. Rang vier würde mit 150.000 Euro entlohnt werden, das Erreichen der Hauptrunde würde 50.000 Euro bringen.
Und Bundestrainer Prokop?
Der steht unter massivem Erfolgsdruck. Nach seiner verpatzten Turnier-Premiere mit dem Hauptrunden-Aus vor Jahresfrist in Kroatien hing seine Zukunft beim DHB am seidenen Faden. Der Verband entschied sich für ihn - und so muss der Bundestrainer (Vertrag bis 2022) jetzt liefern. Dafür überließ Prokop nichts dem Zufall. Der 40-Jährige zeigte sich bei Aufarbeitung der EM-Enttäuschung sehr selbstkritisch, investierte so viel Zeit in die Beziehung zu den Spielern wie wohl kaum ein DHB-Coach vor ihm und veränderte seine Arbeitsweise in grundlegenden Punkten. Klar ist aber auch: Wird die Vorgabe Halbfinale verfehlt, dürfte Prokop das DHB-Team wohl kaum auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vorbereiten.
Wer sind die Stars?
Im deutschen Team sind die Augen vor allem auf Kapitän Uwe Gensheimer sowie die beiden Torhüter Andreas Wolff und Silvio Heinevetter gerichtet. International gilt das Hauptaugenmerk in Abwesenheit von Superstar Nikola Karabatic (Frankreich/Fuß-OP) besonders Mikkel Hansen (Dänemark) und Domagoj Duvnjak (Kroatien). Aber auch der norwegische Spielmacher Sander Sagosen, Spaniens Alex Duschebajew, Schwedens Jim Gottfridsson oder die französischen Linkshänder Dika Mem und Nedim Remili können zu prägenden Gesichtern werden. (sid/Sky Sport)