Zu Beginn der Woche hatten sich die Befürchtungen bestätigt. Die Leitfigur des EM-Gastgebers Kroatien Domagoj Duvnjak fällt verletzt aus. Auch sein Verein THW Kiel bangt um dessen Spielmacher.
Im Auftaktspiel gegen Serbien erhielten die Träume vom ersten EM-Titel der Gastgeber in der 57. Minute einen herben Dämpfer. Duvnjak muss vom Feld begleitet werden, Diagnose: massiver Muskelfaserriss in der Wade und somit Ausfall zunächst für die komplette Vorrunde.
Nicht nur die Kroaten waren erschüttert, auch Duvnjaks Verein THW Kiel war nicht erfreut über die schlechten Neuigkeiten aus Split. Im Anschluss gab es scharfe Kritik von Kiels Coach Alfred Gislason am kroatischen Nationaltrainer Lino Cervar. Gislason könne nicht verstehen, dass Cervar den 29-Jährigen trotz klarer Führung in der Schlussphase nicht vom Parkett genommen hatte.
Ohne "Dule" chancenlos
Duvnjaks Fehlen äußerte sich vor allem im letzten Spiel gegen Schweden, in dem das kroatische Team in allen Belangen unterlegen war. Sogar die schlechteste Defensivleistung in der kroatischen EM-Historie konnte vermeldet werden, nachdem die Schweden mit 35:31 vom kollektiven Blackout der Kroaten profitierten.
Zum Auftakt der Hauptrunde steht nun fest, dass Kiels Top-Star Duvnjak auch im Spiel gegen Weißrussland nicht von der Partie sein wird. "Ich werde am Donnerstag gegen Weißrussland nicht spielen", sagte der kroatische Kapitän nach der Ankunft im Teamhotel in Zagreb. Ob er überhaupt nochmal selbst ins Spielgeschehen der EM eingreifen kann, bleibt also weiter fraglich und sorgt auch in Kiel für Sorgenfalten.
Scharfe Kritik von Gislason
"Wenn die Kroaten jetzt mit aller Macht versuchen, dass er bei der EM noch spielen kann, sind wir wieder die großen Verlierer des Turniers", sagte Gislason.
Schon im vergangenen Jahr hatte der THW-Coach den Kroaten vorgeworfen, ihren Star wider besseren Wissens bei der Weltmeisterschaft verheizt zu haben: "Es war abgesprochen, das 'Dule' nur dosiert eingesetzt wird, weil die Probleme im Knie schon vorhanden waren", so Gislason damals. Tatsächlich spielte Duvnjak fast in allen Partien und hatte nach dem Turnier so große Schmerzen, dass eine Operation unausweichlich geworden war.
Kroatien unter Zugzwang
Vor dem Hauptrundenstart der EM am Donnerstag steht Titel-Mitfavorit Kroatien jedenfalls enorm unter Zugzwang. Neben Außenseiter Weißrussland (0:4) warten mit Weltmeister Frankreich (4:0) und Vize-Weltmeister Norwegen (2:2) zwei besonders dicke Brocken auf den Gastgeber - und gegen diese Nationen müssen die Kroaten ohne Spielmacher Duvnjak auskommen.