In einer Revanche für das diesjährige Australian-Open-Endspiel unterlag Zverev dem Italiener mit 6:3, 3:6, 5:7, spielte aber sein bestes Tennis seit Wochen.
Sinner verwandelte nach rund zweieinhalb Stunden seinen ersten Matchball und kassierte für seinen 22. ATP-Titel rund 500.000 Euro Preisgeld.
Die Enttäuschung über die Final-Niederlage Zverev blitzschnell ab und sorgte während der Siegerehrung für großes Gelächter in Wien. "Jannik, du gehst uns Spielern allen so was von auf den Sack. Entspann dich mal. Wir wissen, dass du der beste Spieler der Welt bist", sagte Zverev in Richtung des Siegers Sinner.
"Es fühlt sich fantastisch an. Es war eine so komplizierte Geschichte in diesem Finale. Ich wollte mein bestes Tennis spielen, wenn es zählt", sagte Sinner: "Das war von beiden Seite eine tolle Leistung - ich bin sehr glücklich, dass es gereicht hat."
Zverev breakt Sinner früh
Zverev nahm seinem Gegner früh den Aufschlag ab und hatte im Verlauf des ersten Satzes sogar die Chance zum Doppel-Break. In den Grundlinienduellen hielt der Deutsche überraschend gut mit und konnte sich in brenzligen Situationen auf seinen starken Aufschlag verlassen. Der viermalige Grand-Slam-Turniersieger aus Italien leistete sich hingegen ungewohnt viele Vorhandfehler.
Nachdem Zverev seinem Gegner im zweiten Satz mit zwei Doppelfehlern ein frühes Break geschenkt hatte, verringerte Sinner seine Fehlerquote. Mit kurzen Stopps bereitete er dem Deutschen immer wieder Probleme. Im dritten Durchgang entwickelte sich eine hochintensive und ausgeglichene Partie, bis Zverev beim Stand von 5:5 sein Aufschlagspiel mit einem Rückhandfehler abgab. Danach machte Sinner den Sieg mit eigenem Service perfekt.
Zverev zeigte jedoch die beste Leistung seit Monaten und blickt optimistisch auf den Saisonendspurt. "Wir finden langsam einen Weg zurück, gutes Tennis zu spielen. Diese Woche war eine unglaublich positive", befand der Weltranglisten-Dritte.
Stressiger Endspurt: Über Paris und Turin nach Bologna
Für Zverev ist der Finaleinzug nach Wochen der Enttäuschung ein Erfolg. Seit dem Drittrunden-Aus bei den US Open steckte Deutschlands bester Tennisprofi in einer sportlichen Krise. Bei den wichtigen Turnieren in Peking und Shanghai war spätestens im Viertelfinale Schluss. Beim bedeutungslosen, aber millionenschweren Showevent in Saudi-Arabien hatte Zverev einen ernüchternden, 59-minütigen Kurzauftritt gegen Taylor Fritz.
Zuletzt plagten den Hamburger Rückenprobleme, auch die Schulter zwickte. "Wir spielen so viel. Wir spielen elf Monate im Jahr mit so vielen Turnieren, die wir nicht absagen können. Wenn man auf die 30er Jahre zugeht, ist klar, dass der Körper irgendwann müder wird und vielleicht nicht mehr mitmacht", sagte der 28-Jährige in Wien und erneuerte seine Kritik am Turnierkalender.
Für Zverev war es das vierte Endspiel des Jahres. Nur in München konnte er am Ende auch den Titel gewinnen. Beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison in Melbourne und in Stuttgart musste er sich auch jeweils im Finale geschlagen geben.
Viel Zeit zum Verschnaufen gibt es für den gebürtigen Hamburger nicht. Kommende Woche tritt Zverev beim letzten Masters-Turnier des Jahres in Paris als Titelverteidiger an. Anschließend reist der Deutsche nach Turin, wo bei den ATP-Finals die besten acht Spieler des Jahres aufeinandertreffen. Ende November will der Weltranglisten-Dritte das deutsche Davis-Cup-Team in Bologna zum ersten Titel seit 1993 führen.
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