Das Djokovic-Drama hat die Australian Open im Vorfeld komplett überschattet. Über das sportliche Geschehen wurde aufgrund dieses langen und unwürdigen Schauspiels deshalb bislang kaum gesprochen. Das soll sich nun ändern. Im Fokus steht dabei auch Alexander Zverev.
Unsere Kommentatoren Marcel Meinert und Paul Häuser liefern zum ersten Grand Slam des Jahres wie gewohnt einen kurzen Check-up. Aber auch hier kommt man an der "Causa Djokovic" natürlich nicht vorbei.
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Der Fall Novak Djokovic
Marcel Meinert: Kurz vor dem ersten Aufschlag hat die Daily-Soap um eine mögliche Teilnahme von Novak Djokovic endlich ein Ende gefunden. Vor allem um der eigenen Bevölkerung gegenüber das Gesicht zu wahren und die strikten Regelungen weiter durchzusetzen, war die Entscheidung des Einwanderungsministers und auch des Gerichtes alternativlos.
Am Ende gibt es aber in dieser Causa nur Verlierer - der Größte wird wohl Djokovic selber sein. Der Imageschaden ist wohl nur schwer zu reparieren. Zudem dürfte uns diese Thematik auch bei den kommenden Turnieren, zum Beispiel in den USA, weiter beschäftigen - zumindest solange Djokovic sich nicht impfen lässt. Aber jetzt muss es auch gut sein. Der Sport muss wieder im Vordergrund stehen. Also: Lasset die Spiele beginnen.
Alexander Zverev - Status quo
Paul Häuser: Alexander Zverev spielt bei diesen Australian Open nicht nur um seinen ersten Grand-Slam-Titel, sondern auch um die Nummer eins der Welt. Gewinnt Zverev das Turnier, dann ist er die erste deutsche Nummer eins bei den Herren seit Boris Becker.
Die Chancen dafür stehen richtig gut aus meiner Sicht. Zverev befindet sich seit seinem Olympiasieg in einer überragenden Form und hat sich auch beim ATP Cup bereits wieder sehr stark präsentiert. Die Niederlage gegen Felix Auger-Aliassime ist leicht zu verkraften, da Deutschland zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Turnier ausgeschieden war.
Neben Zverev gilt auch US Open Champion Daniil Medvedev als Topfavorit auf den Titel und auch Medvedev könnte mit einem Turniersieg die neue Nummer eins der Welt werden und Novak Djokovic von der Spitze verdrängen. Eine hoch interessante Konstellation, denn es könnte auf einen Showdown zwischen Zverev und Medvedev im Finale hinauslaufen.
Ich sage: Alexander Zverev ist so was von bereit für seinen ersten Grand Slam und auch für den Sprung an die Spitze der Weltrangliste.
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Chancen der anderen Deutschen
Marcel Meinert: Jan-Lennard Struff wäre es zu wünschen, die gute Form, die er beim ATP Cup gezeigt hat, auch mal wieder auf der Grand-Slam-Bühne unter Beweis stellen zu können. Allerdings hat es die Auslosung (erst Botic van de Zandschulp und dann möglicherweise Ugo Humbert) nicht gut mit ihm gemeint.
Oscar Otte, Daniel Altmaier (gegen Zverev), Yannick Hanfmann, Dominik Koepfer und Peter Gojowczyk gehen zwar als klare Außenseiter ins Rennen, doch etwas in an einem guten Tag möglich ist, haben nicht zuletzt Otte und Gojowczyk bei den US Open gezeigt.
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Paul Häuser: Aufgepasst auf Maxime Cressy. Der US-Amerikaner spielt herrliches Serve-and-Volley-Tennis wie aus einer anderen Zeit und präsentiert sich in Australien in famoser Form. Beim Vorbereitungsturnier in Melbourne wurde sein Lauf erst von Rafael Nadal im Finale gestoppt.
Dazu rechne ich fest mit einer ganz starken Leistung des Australiers Alex de Minaur. Und einen Andy Murray sollte man auch wieder voll auf dem Schirm haben. Murray stand beim Turnier in Sydney sensationell im Endspiel. Und das nach dieser Verletzungshistorie mit seinem künstlichen Hüftgelenk.
Marcel Meinert: Thanasi Kokkinakis war die Märchen-Geschichte bislang in diesem Tennisjahr. Nach großem Verletzungspech und einer ewig langen Pause hat Kokkinakis in seiner Heimatstadt Adelaide nun seinen ersten Turniersieg gefeiert. Ich traue dem 25-Jährigen nun auch bei den Australian Open so einiges zu. Zum Start geht es gegen den deutschen Qualifikanten Yannick Hanfmann.