Sky Sport hat mit Michael Stich und Sabine Lisicki exklusiv zum Karriereende von Serena Williams gesprochen.
Michael Stich über ...
... die lange Karriere von Serena Williams:
"Die Zeitspanne, über die sie gespielt hat, ist natürlich schon beeindruckend. Die Erfolge sind unerreicht und sie ist eine große Vertreterin unseres Sports und ein großartiger Champion."
… die Vergleiche mit Steffi Graf und der Frage nach der "Größten Aller Zeiten":
"Ich glaube, da kann man keinen Unterschied machen. Steffi ihrerzeit war schon wesentlich athletischer war als die Generation davor. Die Generation von Serena hat das noch mal auf ein anderes Level gehoben. Ich glaube, zu Steffis Zeit gab es große Diversität innerhalb der Spielerinnen und viele großartige Spielerinnen. Serena hat das schon sehr dominiert, sie ist eine der Größten des Sports. Margaret Court sicherlich auch, aber ich finde ja diese GOAT-Debatte (Greatest of all time, Anm. d. Red.), wie es immer schön heißt, sowieso schwierig. Ich halte davon nichts, weil man kann diese Zeiten überhaupt nicht miteinander vergleichen. Ich glaube, jede Spielerin verdient diese Bezeichnung eigentlich für ihre Karriere. Und das ist eine Serena Williams über die letzten 25 Jahre. Da ist sie sicherlich die größte Spielerin dieser Zeit. Und Steffi Graf war es zu ihrer Zeit und davor Martina Navratilova. Deswegen ist diese andere Debatte für mich immer relativ sinnlos. Jede Spielerin war zu ihrer Zeit ein wahrer Champion und Serena gehört ohne jede Frage zu den Top fünf, Top drei und hat dem Tennissport unglaublich viel gegeben."
... ihre Schwester Venus Williams:
"Die haben sich bestimmt gegenseitig gepusht. Wobei es dann ja so Phasen in der Karriere gab, in denen Serena ein bisschen die Oberhand gewonnen hat. Venus ist auch eine fantastische Sportlerin, eine tolle Botschafterin unseres Sports, unglaubliches Fairplay. Sie hat oft im Schatten ihrer kleinen Schwester gestanden. Aber sie nehmen sich beide nichts und Serena hat einfach diese mentale Stärke noch mehr gehabt als Venus. Und deswegen war sie so wahnsinnig erfolgreich."
... die Situation im Damen-Tennis nach Serena Williams:
"Wir haben natürlich mit Iga Świątek eine Spielerin, die Anfang des Jahres Unglaubliches geleistet hat. Die auch jetzt bei den US Open wieder sehr gut spielt und da sicherlich vorne dran steht. Ansonsten ist es ein bisschen breiter aufgestellt. Wir haben im Moment nicht diese eine Spielerin, die alles dominiert, wie eine Serena Williams das getan hat. Wenn man auf die Erfolge blickt: 73 Siege, davon 23 Grand Slam Titel. Das ist eine ziemlich geniale Quote. Und man denkt immer, das kommt nie wieder. Aber das hat man bei den Herren nach Pete Sampras auch gesagt. Das schafft nie ein Spieler, 13 oder 14 Grand Slams zu gewinnen. Und hier sind wir mit drei weiteren Spielern, die das weit übertroffen haben. So wird es bei den Damen vielleicht auch mal wieder kommen. Aber man kann es sich eigentlich nicht vorstellen."
... den verpassten Grand Slam:
"Man muss für den Grand Slam in unserer Sportart alle vier Turniere in einem Jahr gewinnen. Jetzt kann man sagen: Spielt eigentlich gar keine Rolle. Wenn du viermal nacheinander gewinnst, was Serena jahresübergreifend zweimal geschafft hat, ist das eine herausragende Leistung. Was Steffi damals erreicht hat, war zu der Zeit nicht vorstellbar und von daher sind beide Dinge fantastisch. Und wie man sieht, wenn man in die Rekordbücher blickt, das haben nicht viele Spielerinnen erreicht, egal ob in einem Jahr oder über zwei Jahre."
Sabine Lisicki über ...
... die Karriere von Serena Williams:
"Das, was sie erreicht hat, ist einfach unglaublich, eine unglaubliche Karriere. Sie hat für viele Spielerinnen einen Weg geöffnet, den es vorher nicht gab. Und das ist einfach etwas Großartiges. Sie hat uns alle gepusht, besser zu werden und sie auch schlagen zu können."
... die Duelle mit Serena Williams:
"Ich habe es immer geliebt gegen sie zu spielen, weil ich wusste, ich muss mein absolut bestes Tennis spielen, um eine Chance zu haben überhaupt gegen sie zu gewinnen. Wenn du gegen sie die wichtigen Punkte nicht gewinnst, dann hast du einfach keine Chance. Sie war einfach, und das hat sie auch so ausgezeichnet, bei den Big Points immer da und hat sie meistens auch gemacht. Es ist mir einmal in Wimbledon gelungen, 2013, als ich dann auch bis ins Finale gekommen bin. Das ist eine Erinnerung, die ich für immer in meinem Herzen haben werde, weil das ein unfassbares Match war. Das Stadion war voll und es war einfach etwas ganz Besonderes gegen sie in Wimbledon auf dem Center Court zu gewinnen. Ich bin ein Stück weit auch dankbar in dieser Ära mit ihr und gegen sie gespielt haben zu dürfen."
... die Frage nach der "Größten Aller Zeiten":
"Sie hat 23 Grand Slam Titel gewonnen. Die Diskussion wird immer weitergehen, weil irgendwer wird immer jemand anderen vorne sehen. Sie hat 25 Jahre lang gespielt und ein Kind bekommen. Das sind alles Faktoren. Die Männer haben es dementsprechend etwas einfacher, weil sie keine Kinder bekommen. Und bei Frauen muss man sich entscheiden: Karriere oder Familie. Deswegen ist das, was sie erreicht hat, einfach noch mal so viel höher einzustufen."