Angelique Kerber ist in Wimbledon ausgeschieden und wird nach dem Turnier die Führung in der Weltrangliste verlieren.
Zum ersten Mal seit Monaten erinnerte die Kielerin wieder an die Spielerin, die im vergangenen Jahr die Tenniswelt erobert hatte, und verließ doch als Geschlagene den Platz. Nach dem 6:4, 4:6, 4:6 gegen Garbine Muguruza platzten nicht nur Kerbers Wimbledon-Träume. Auch ihren Platz auf dem Tennis-Thron wird sie in der kommenden Woche räumen müssen.
In einem hochklassigen Achtelfinale über 2:20 Stunden fehlten der Kielerin nur wenige Punkte zum bislang größten Saisonsieg. Sie brachte die frühere Finalistin aus Spanien, die bis dato im Turnierverlauf keinen Satz abgegeben hatte, an den Rand der Niederlage. Damit wartet Kerber 2017 nach wie vor auf ihren ersten Sieg gegen eine Top-20-Spielerin.
Ganze zwei Fehler produzierte Kerber im ersten Durchgang, dem mit weitem Abstand besten in ihrer gesamten Saison. Muguruza griff an, Kerber konterte - und die Zuschauer auf Court 2, dem drittgrößten Platz der Anlage, waren froh, keine teureren Ticktes für den Centre Court oder Court 1 gekauft zu haben.
Im zweiten Durchgang vergab Kerber früh zwei Chancen zum Break, allerdings konnte sie sich kaum etwas vorwerfen, Muguruza hatte den Kampf längst angenommen. Kerbers erster Aufschlagverlust der Partie führte zum Satzausgleich. Im dritten erlebten beide Spielerinnen ein Auf und Ab: Kerber führte jeweils mit einem Break Vorsprung 2:0 und 3:2, vergab jedoch vier Chancen zum 4:3. Muguruza hatte das Momentum nun endgültig auf ihrer Seite.
Dass Kerber überhaupt wieder in die Nähe des Viertelfinals kam, war vor dem Match nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Bei ihren drei Zittersiegen zuvor hatte sie allenfalls kämpferisch überzeugt. Zudem hatte sie die letzten vier Matches gegen Muguruza allesamt verloren.
Ihr gesamtes Auftreten erinnerte an ihre herausragenden Matches aus dem vergangenen Jahr, als sie erst im Finale von Serena Williams (USA) gestoppt worden war. Nichts mehr zu sehen war von der zaghaften Kerber, die nach ihrem Traumjahr 2016 jegliches Selbstvertrauen verloren hatte.
Halep oder Pliskova neue Nummer eins
Am kommenden Montag fällt Kerber auf den dritten Platz des WTA-Rankings zurück, entweder Simona Halep (Rumänien) oder Karolina Pliskova (Tschechien) übernehmen die Führung. Kerber wird den Verlust nach insgesamt 34 Wochen an der Spitze verschmerzen können. Sie hat in Wimbledon bewiesen, dass es endlich wieder aufwärts geht.