WM 2022: Taktik, Standardsituationen, etc. - Deutschland-Mittel gegen Spanien

Taktik-Kniff, Standards & Co.: So kann Deutschland Spanien knacken

Von Sky Sport

Scheidet Deutschland wie schon bei der letzten WM bereits nach der Vorrunde aus? Nach der Überraschung von Costa Rica gegen Japan ist der Druck für die DFB-Elf geringer geworden. Ein Dreier gegen Spanien wäre dennoch wichtig. Sky Sport zeigt, wie das gelingen könnte.

Nach der Auftaktniederlage gegen Japan und dem deutlichen 7:0-Kantersieg Spaniens gegen Costa Rica war das deutsche Motto gegen die Iberer im Grunde klar: "Siegen oder Fliegen!" lautete die vereinfachte Formel für Deutschland. Doch nach dem überraschenden 1:0-Erfolg Costa Ricas gegen Japan werden die Karten in der Gruppe E neu gemischt. Selbst bei einer Niederlage gegen Spanien wäre das deutsche Aus noch nicht besiegelt. Allerdings wäre man in diesem Fall auf fremde Hilfe angewiesen.

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Sieg ist Pflicht

Mit einem Dreier gegen den Weltmeister von 2010 hätte man sein Schicksal dagegen fest in eigener Hand und würde das Achtelfinale mit einem weiteren Sieg in der abschließenden Partie gegen Costa Rica sicher erreichen. Ein Erfolg wäre also wünschenswert, doch wie soll das nach den zuletzt gezeigten Leistungen beider Teams gelingen? Zwar zeigte Deutschland gegen Japan lange Zeit eine ordentliche Vorstellung, leistete sich in der Schlussphase aber erneut haarsträubende Fehler in der Defensive und unterstrich, dass die Abwehr die große Problemzone für Hansi Flick bleibt.

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Wenn man Spanien schlagen will, muss der Bundestrainer also hier zuerst ansetzen. Es gilt dabei, nicht nicht nur die eigenen Fehler zu minimieren, sondern den Südeuropäern auch sonst das Leben mit dem Ball am Fuß schwer zu machen.

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Spanien wird gegen Deutschland versuchen, möglichst viel Ballbesitz zu haben. Das zentrumslastige Offensivspiel ist nicht erst seit Luis Enrique von langen Ballbesitzphasen geprägt. Dabei wird gerne auch quer gespielt, bis sich die Lücke zum Anspiel in die Tiefe bietet. Eigene Chancen sollen nach Möglichkeit durch präzises Passspiel kreiert werden. Wenn Spanien mal über die Flügel kommt, rücken auch die Außenverteidiger mit auf, hohe Flanken in den Strafraum sind aber selten, vielmehr sollen Zielspieler im Zentrum flach bedient werden. Abschließend praktiziert Spanien noch ein sehr hohes und aggresives Angriffspressing.

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Fünferkette als Mittel?

Gegen das völlig überforderte Costa Rica funktionierte dies alles in Perfektion und die Mittelamerikaner wurden förmlich erdrückt. Dass aber auch namhafte Gegner vom spanischen Kurzpassspiel in alle Einzelteile zerlegt werden können, hat Deutschland vor ziemlich genau zwei Jahren in der Nations League am eigenen Leib erfahren, als man in Sevilla mit 0:6 unter die Räder geriet.

Deutlich besser machte es Deutschland wenige Monate zuvor im Hinspiel, als man lange führte und erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit den schmeichelhaften Ausgleich zum 1:1 durch Gaya hinnehmen musste. Ein Unterschied damals? In Deutschland ließ Flick-Vorgänger Jogi Löw das DFB-Team in einer Fünferkette agieren, in Spanien bestand die letzte Verteidigungslinie nur aus vier Mann.

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Auch Flick könnte auf diesen Taktik-Kniff setzen, denn eine mögliche 5-2-3-Fomation würde einige Vorteile bieten. Im Zentrum mit drei Innenverteidigern und den beiden Sechsern wäre kaum Platz für das spanische Kombinationsspiel. Doch auch auf beiden Flügeln könnte man einer möglichen Unterzahl durch die aufgerückten Außenverteidiger besser entgegenwirken, da die Abstände geringer sind und man näher am Mann verteidigen kann.

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Deutschland muss den Ball erobern

Problem dabei ist aber natürlich, dass Deutschland unter Flick im Grunde nie in dieser taktischen Anordnung verteidigt hat. Die Absprachen müssen gegen kreative Spanier aber perfekt passen, sonst wird es schwierig. Sollte Deutschland diese Formation im Training jedoch regelmäßig einstudiert haben, wäre es auf jeden Fall eine Überlegung wert.

Die Umstellung von Vierer- auf Dreierkette allein wird aber natürlich nicht reichen. Die deutschen Spieler müssen sich schon vorab darauf einstellen müssen, dass es gegen Spanien Phasen geben wird, in denen man leiden muss. Das Ziel sollte aber sein, diese Phasen möglichst kurz zu halten. Aus diesem Grund muss Deutschland es schaffen, auch selbst längere Ballpassagen zu generieren.

Spanien fühlt sich nicht wohl, wenn der Gegner den Ball hat und genau das muss das DFB-Team hinbekommen. Heißt im Klartext: Wenn sich die Gelegenheit bietet, schnell umzuschalten, sollte man diese auch nutzen. Doch zu großes Risiko ist vor allem gegen Spanien Gift, da nach Ballverlust immer die Gefahr besteht, dass man diesen länger nicht mehr hat.

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Spanische Schwächen nutzen

Abschließend muss Deutschland bei eigenem Ballbesitz auch noch versuchen, Spaniens Schwächen zu attackieren. Diese waren gegen Costa Rica zwar nicht zu sehen, sind aber da. Die spanische Defensive gilt sicherlich nicht als Prunkstück der Seleccion. Aus der Viererkette ist eigentlich nur Rodri in seinem Verein unumstrittener Stammspieler. Bei Manchester City agiert der 26-Jährige aber im Mittelfeld und nicht in der Abwehrzentrale. Sein Nebenmann Aymeric Laporte sitzt beim englischen Meister dagegen öfter auf der Bank als ihm lieb sein kann.

Chelseas Kapitän Cesar Azpilicueta erkämpfte sich in den Wochen und Monaten vor der WM seinen Platz bei den Blues zwar zurück, profitierte dabei von der langwierigen Verletzung von Reece James. Zudem agiert er bei den Blues manchmal auch als rechter Part der Dreierkette und nicht als rechter Verteidiger und ist zudem schon 33 alt. Genauso alt ist auch das Pendant auf der linken Seite, Jordi Alba. Der Routinier musste beim FC Barcelona in dieser Saison vor allem in den wichtigen Partien in der Liga und auch in der Champions League meistens auf die Bank.

Deutschland muss also mutig auftreten und versuchen, viele Bälle nach Möglichkeit schon in der spanischen Hälfte zu gewinnen, um Druck auf die nicht immer sattelfeste Abwehr auszuüben.

Der ehemalige Bundesligatrainer Marco Kurz spricht über das wichtige Spiel der DFB-Elf gegen Spanien, in dem Deutschland für ihn der absolute Außenseiter ist.

Führen Standards zum Erfolg?

Eine zweite Schwäche Spaniens existiert bei Standardsituationen. Gegen Costa Rica waren nur fünf der zehn spanischen Feldspieler in der Startelf 1,80 Meter oder größer. Die beiden Innenverteidiger Rodri (1,90 Meter), Laporte (1,89 Meter), Mittelfeldabräumer Sergio Busquets (1,89 Meter), Flügelspieler Ferran Torres (1,84) sowie Mittelstürmer Marco Asensio (1,80 Meter).

Zum Vergleich: Bei Deutschlands Startelf gegen Japan waren nur Joshua Kimmich (1,77 Meter) und Serge Gnabry (1.76 Meter) kleiner als 1,80 Meter. Vorteile in den Luftduellen sollten also bei Deutschland liegen, zumal Hansi Flick ja bekanntlich mit Mads Buttgereit extra einen Standard-Coach in seinem Trainerteam hat. Gegen Japan war davon nichts zu sehen, gegen Spanien muss es besser werden, wenn man nicht frühzeitig ausscheiden will.

Bayern-Duelle gegen Barca machen Hoffnung

Wie es funktionieren kann, machte der FC Bayern zuletzt vor. Gegen den FC Barcelona, der einen Großteil des spanischen Kaders stellt und auch einen ähnlichen Fußball pflegt, siegten die Münchner zuletzt zweimal souverän in der Champions League. Kommt es am Sonntag zu Teil drei des Duells?

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Mit Alba, Busquets, Gavi, Pedri und Ferran Torres begannen gegen Costa Rica gleich fünf Barca-Stars, Alejandro Balde wurde nach einer guten Stunde noch eingewechselt. Auf der anderen Seite setzte Flick gegen Japan mit Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Thomas Müller und Jamal Musiala ebenfalls auf Profis aus München und wechselte mit Leon Goretzka einen weiteren ein. Das nötige Selbstvertrauen sollte also zumindest bei diesen Spielern mehr als vorhanden sein.

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