Markus Merk zu Felix Brychs WM-Aus: "Kommt einer Demütigung gleich"

Felix Brych nennt es selbst eine "herbe Enttäuschung". Angereist als amtierender Weltschiedsrichter, auch für viele Kenner der Schiedsrichterszene einer der Top-Favoriten für die ganz wichtigen Spiele, sogar Kandidat für das Finale. Dann scheidet auch noch unsere Nationalmannschaft bereits in der Vorrunde aus...beste, eigentlich einmalige Turniervoraussetzungen für einen deutschen Schiedsrichter. 

Niemand kann diese "herbe Enttäuschung" besser nachvollziehen als ich. Niemand kennt das wochenlange, oft quälende Warten auf den nächsten Einsatz bei Turnieren besser, die tägliche Fokussierung im Training, das Aufrechterhalten der Spannung. Es ist ein permanentes Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffen und Bangen. Und dann kommt die Entscheidung: Abreise, als eines von wenigen Schiedsrichterteams. Dies kommt einer Demütigung gleich.

Eine Situation macht Zielsetzung zunichte

Als deutscher Schiedsrichter bist du außerdem der Vertreter der größten Schiedsrichternation. 75000 Kollegen schauen auf deine Leistung und haben eine große Erwartung. Die Verantwortung ist groß, die Enttäuschung noch größer, wenn du dieser nicht gerecht wirst.

DFB bestätigt: WM-Aus für Brych

Die WM in Russland ist für Schiedsrichter Felix Brych (München) vorzeitig beendet. Der 42-Jährige wird vom Weltverband FIFA in den verbleibenden acht Spielen nicht mehr berücksichtigt. Alle Infos.

Was bleibt ist ein Spiel: Schweiz gegen Serbien, mit einer einzigen Situation, die die gesamte persönliche Zielsetzung des deutschen Schiedsrichterteams zunichte gemacht hat. Ein nicht gegebener Elfmeter, nach einer Ringereinlage zwischen den Schweizern Lichtsteiner, Schär und dem Serben Mitrovic. Felix Brych ist daraufhin nicht nur in ein Spannungsfeld geraten, sondern daraus wurde ein Politikum. Die Attacken der Serben waren unfair und unmenschlich - mit einem Ton, der im Sport nichts zu suchen hat. Die Sanktionen der Disziplinarkommission waren enttäuschend und wurden der Situation nicht gerecht.

Hätte mir Check in Review Area gewünscht

In einer Pressekonferenz hat die FIFA in der letzten Woche ausführlich über die Leistungen der Schiedsrichter informiert, auch internen Funkkontakt zwischen den Video-Assistenten und dem Schiedsrichter spannend dargelegt. Die diskutierte Szene blieb außen vor, auch auf Rückfrage erfolgte keine Einlassung. Ein Zeichen, dass man mit dem Vorgehen innerhalb der FIFA nicht einverstanden war. Auch ich hätte mir gewünscht, dass Felix Brych den Zweikampf nochmal in der Review Area checkt.

FIFA WM 2018 in UHD: Sky zeigt 25 Spiele LIVE im TV

Gestochen scharf durch das Sport-Highlight des Sommers: Erstmals in Deutschland überträgt Sky 25 Spiele der FIFA WM 2018 in Russland live und in Ultra HD.

Als mit Beginn der Achtelfinalspiele kein Einsatz erfolgte war klar, dass er aufs Abstellgleis geraten ist. Ihn öffentlich weiter als Endspielkandidat zu handeln: unverständlich und realitätsfremd. Bei der Ansetzung setzt die FIFA auf den Lauf bei ihren Schiedsrichtern und das Momentum. Ähnlich erging es auch dem Schweizer Massimo Busacca, heute Leiter der FIFA-Schiedsrichterabteilung, bei der WM 2010: Als amtierender Weltschiedsrichter wurde er ebenfalls nach nur einem Spiel, Südafrika gegen Uruguay, nach Hause geschickt. Titelverteidiger scheinen es schwer zu haben, unsere Nationalmannschaft kann ein Lied davon singen.

Diese Schiedsrichter pfeifen im Viertelfinale

Die FIFA hat die Schiedsrichter-Ansetzungen für die vier Viertelfinalpartien bekannt gegeben.

Als Schiedsrichter lebst du im emotionalen Spannungsfeld einer Fußball-Weltmeisterschaft gefährlich. Vorschusslorbeeren zählen mit dem Anpfiff nichts mehr. Spiele müssen spannungs- und konfliktfrei verlaufen. Das Gesamtpaket und der Ausgang des Spieles müssen stimmig sein. Dies verlangt die FIFA. Dies ist auch verständlich, vor allem, wenn die Leistungsdichte bei Schiedsrichtern an der Spitze so dicht ist wie bei dieser WM und jede weitere Ansetzung in Kritik stehender Schiedsrichter zu weiteren Diskussionen führt. Die Schiedsrichterkommission setzt auf Schiedsrichter mit unauffälligen Spielleitungen.

Kopf hoch, Felix!

Felix Brych hat mit seinen beiden Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp über Jahre hart auf dieses Ziel hingearbeitet, umso verständlicher ist ihre Enttäuschung. Zu gut kenne ich aber auch den Tag, an dem du endlich aus dem Trainingscamp entlassen wirst, es ist auch eine Befreiung.

Die Einstellung "wir kommen wieder" ist die Richtige. Der Abpfiff muss zum Anpfiff werden. Kopf hoch, Felix!