Glock: Reibereien bei Red Bull? "Können uns darauf einstellen"
20.03.2023 | 13:01 Uhr
Sky Experte Timo Glock beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Trotz des Doppel-Erfolgs von Red Bull in Saudi-Arabien sieht er zukünftige Reibereien beim österreichischen Rennstall. Zudem blickt er auf die Performance von Nico Hülkenberg und auf das Strafen-Wirrwarr um Fernando Alonso.
Red Bull feiert einen Doppelsieg in Saudi-Arabien. Sehr klar, sehr dominant. Das konnte man jedoch bereits im Vorfeld nach der Performance in Bahrain und in den Freien Trainings erahnen. Red Bull hat genau da weiter gemacht, wo sie in Bahrain aufgehört haben. Es war bereits vor dem Rennen zu erwarten, dass Max Verstappen nach seinem technischen Defekt im Qualifying viele Plätze gutmachen und nach vorne fahren kann - auch wenn ihm das durch das Safety Car nochmals erleichtert wurde.
Gleichzeitig war es enttäuschend, dass Ferrari hintenraus so stark verloren hat, weil man auf dem harten Reifen keine Pace hatte. Überraschend konnte so Mercedes am Ende vor Ferrari landen. Der Mercedes scheint im Rennen derzeit besser zu funktionieren. Ferrari hatte Probleme, im Moment würde ich aber beide auf Augenhöhe sehen. Es kommt aktuell darauf an, wem welche Strecke und welche Bedingungen besser liegen. Das wird den Ausschlag geben, wer hinter Red Bull und Aston Martin dritte Kraft ist.
Apropos Red Bull: Die schnellste Runde von Verstappen, die er sich in der letzten Runde geschnappt hat, wird intern wieder zu Diskussionen führen. Sergio Perez wird sich auf kein Thema einlassen, bei dem er zukünftig Verstappen unterstützen muss. Da bin ich mir sicher, weil der Mexikaner seine Chance sieht, mit Verstappen um den Titel zu kämpfen. Das wird zu einem Kampf zwischen den beiden führen. Da können wir uns darauf einstellen, dass es Reibereien geben wird. Diesbezüglich ist sich Red Bull sicherlich schon im Klaren. Perez hat gezeigt, dass er stark ist und im Rennen eine sehr gute Pace hat. Verstappen ist gleichzeitig einer, der sich nichts sagen lässt und das tut, was er für richtig hält. Da kann das Team sagen, was es will.
Hinter den beiden Red Bull komplettierte Fernando Alonso das Podium. Nach ständigem Hin und Her durfte der Spanier seinen dritten Platz doch behalten - und das völlig zurecht. Eine Strafe für den Spanier wäre auch nicht gerechtfertigt gewesen, wie man jetzt auch im Nachhinein sieht. Die Stewards haben die nach dem Rennen ausgesprochene Strafe wieder zurückgezogen. Generell finde ich, dass man das Reglement nochmal überdenken bzw. überarbeiten sollte. In meinen Augen ist es an dieser Stelle einfach überreglementiert. Es entsteht weder ein Vor- noch ein Nachteil, wenn der Wagenheber das Auto berührt oder nicht. So etwas bringt die Formel 1 einfach nur in Schwierigkeiten, wie man es nun an dieser Situation gesehen hat. Hätte man angefangen, am Auto zu arbeiten, wäre eine Strafe gerechtfertigt gewesen. In diesem Fall war das aber nicht so und es wurde im Sinne des Sports die richtige Entscheidung getroffen, die Strafe wieder zurückzunehmen.
Noch ein Blick auf unseren deutschen Vertreter Nico Hülkenberg: Er wurde vom Teamkollegen Kevin Magnussen geschlagen. Es hat nicht viel gefehlt für die Punkte. Für ihn war es aber wieder wichtig, dass er das Rennen so durchfahren konnte. Er hat für sich mit Sicherheit wieder viel Erfahrung mitgenommen. Es wird spannend zu sehen sein, wie er sich mit dem Paket in den kommenden Rennen schlagen kann, weil man gesehen hat, dass es möglich ist, in die Punkte zu fahren. Ich bin mir sicher, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein wird, bis dies auch Hülkenberg gelingt.
Die Punkte verfehlt, hat auch Oscar Piastri von McLaren. Nichtsdestotrotz hat mich der Rookie das gesamte Wochenende immer wieder beeindruckt. Vor allem im Qualifying, als er es bis in Q3 geschafft hat. Damit setzt er seinen Teamkollegen Lando Norris momentan unter Druck. Auch im Rennen hatte er eine gute Pace, wurde aber leider aufgrund eines Frontflügelschadens am Anfang zurückgeworfen. Ansonsten wäre sicherlich mehr drin gewesen. Das zeigt, dass er viel Potenzial hat. Er war für mich auf jeden Fall eine der positiven Überraschungen in Saudi-Arabien.
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