Darts-WM-Fazit: Clemens, Schindler & Co. bleiben unvollendet

Große Hoffnungen an Weihnachten, Tristesse ein paar Tage später: Das deutsche Darts-Quartett ist bei der WM geschlossen in Runde drei ausgeschieden. Auch ein Rekord hilft nicht.

Image: Luke Humphries (l.) zollt Gabriel Clemens (r.) seinen Respekt.

Weltklassespieler Luke Humphries verabschiedete Gabriel Clemens mit einer Umarmung und Komplimenten von der größten Darts-Bühne der Welt.

Doch weder die Aufmunterung nach dem packenden 2:4 gegen den Ex-Weltmeister noch der deutsche WM-Rekord von 101,49 Punkten pro Aufnahme halfen dem deutschen Profi in London groß weiter.

Alle acht Profis aus Deutschland sind im Alexandra Palace vorzeitig draußen, das WM-Achtelfinale findet ohne sie statt. Der von den Fans ausgerufene Klassiker "Ohne Deutschland wär' hier gar nix los" gilt für die restliche WM und im neuen Jahr maximal noch auf den Rängen.

Humphries an Clemens: "Bleib dran!"

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"Im Endeffekt hat Luke verdient gewonnen, weil er am Anfang einfach besser war. Ich wünsche Luke eine gute WM. Ich glaube, für ihn geht es ganz weit", sagte Clemens bei Sport1 über den Weltranglistenzweiten. Nach dem deutschen Vierfach-K.o. innerhalb von 27 Stunden ist die Euphorie auf einen Schlag weg - der Halbfinal-Coup von Clemens aus dem Jahr 2023 bleibt der mit Abstand größte deutsche Erfolg in der WM-Historie.

Diesmal fehlten dem Saarländer nur Nuancen, um einen der besten Spieler der Welt aus dem Turnier zu nehmen. "Ich habe ihm gesagt: Echt ein großartiges Spiel, Gabriel. Bleib dran!", erzählte Humphries, Titelträger von 2024. Der Engländer hatte bereits mit 3:0-Sätzen geführt und lief am Ende gegen einen famosen Clemens Gefahr, die Partie noch mit 3:4 zu verlieren.

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Hopp hat Mitgefühl mit Schindler

Doch während sich Clemens und auch Debütant Arno Merk (1:4 gegen Michael van Gerwen) zufrieden aus London verabschieden können, ist die WM für Martin Schindler und Ricardo Pietreczko mit einer großen Enttäuschung geendet. Schindlers deftige Schlappe gegen den Engländer Ryan Searle war eine vergebene Chance, die für die deutsche Nummer eins besonders bitter war.

Nach dem 0:4 gegen "Heavy Metal", wie Searle genannt wird, in gut 30 Minuten wollte Schindler einfach nur noch weg aus London. "Ich möchte mein Mitgefühl mit Martin aussprechen, denn als er von der Bühne ging, habe ich gesehen, wie weh ihm die Niederlage tut", sagte Max Hopp in seiner Funktion als Sport1-Experte.

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Martin "The Wall" Schindler, 29, Deutschland: Der Strausberger ist in der absoluten Weltspitze angekommen und ist in der Rangliste auf Position 13 gesetzt - so hoch wie noch nie ein Deutscher überhaupt. Im Vorjahr verlor er sein Auftaktmatch.
Ricardo "Pikachu" Pietreczko, 31, Deutschland: Im Vorjahr schaffte es der Berliner bis in Achtelfinale. Nun will der Sieger der German Darts Championship von 2023 noch einen draufsetzen. Pietreczko ist die deutsche Nummer zwei hinter Schindler.
Gabriel "The German Giant" Clemens, 42, Deutschland: Gaga stand vor drei Jahren sensationell im Halbfinale. Mittlerweile ist der Saarländer im Ranking etwas abgerutscht. Aber im Ally Pally ist immer mit ihm zu rechnen.
Max "Maximiser" Hopp, 29, Deutschland: Der Hesse gewann 2015 als erster Deutscher überhaupt ein Spiel im Ally Pally. Nach fünfjähriger Abstinenz ist der ehemalige Junioren-Weltmeister nun zurück im Ally Pally.
Niko "Meenzer Bub" Springer, 25, Deutschland: Gewann in dieser Saison sensationell die Hungarian Darts Trophy und konnte auch sonst mit vielen guten Resultaten auf sich aufmerksam machen. Zum zweiten Mal bei der WM dabei.
Lukas "Luu" Wenig, 31, Deutschland: Der Marburger qualifizierte sich als einer von drei Deutschen zum ersten Mal in diesem Jahr für die WM. Wenig wird neben Dominik Grüllich und Arno Merk also sein WM-Debüt feiern.
Mensur "The Gentle" Suljovic, 53, Österreich: Der einzige Österreicher im Feld schaffte es in seiner Karriere bislang dreimal im Ally Pally ins Achtelfinale.
Stefan "Belli" Bellmont, 36, Schweiz: Der einzige Eidgenosse im Teilnehmerfeld peilt bei seiner zweiten WM-Teilnahem seinen ersten Sieg an.
Luke "The Nuke" Littler, 18, England: Das Wunderkind geht als Titelverteidiger ins Rennen. Knüpfte 2025 an sein großartiges Vorjahr an und machte mit dem Triumph beim World Matchplay die Triple Crown perfekt. Die Nummer eins der Welt.
Luke "Cool Hand" Humphries, 30, England: Der Weltmeister von 2024 verlor zwar seine Position als Nummer eins der Welt kurz vor der WM an Littler, spielte aber dennoch ein starkes Jahr und konnte dabei unter anderem die Premier League gewinnen.
Michael "Mighty Mike" van Gerwen, 36, Niederlande: Bekannt für seine einschüchternden Ausbrüche und sein Spiel auf höchstem Niveau. Der dreimalige Weltmeister und Vorjahresfinalist hat über 150 PDC-Turniere gewonnen.
Stephen "The Bullet" Bunting, 40, England: Der BDO-Weltmeister von 2014 stand 2021 sowie 2025 im WM-Halbfinale. Bekannt wegen seiner Ähnlichkeit zu Family-Guy-Charakter Peter Griffin.
Jonny "The Ferret" Clayton, 51, Wales: Das "Frettchen" hatte 2021 seinen großen Durchbruch und feierte gleich vier Major-Titel. Auf der ganz großen Bühne in London kam er aber noch nie über das Viertelfinale hinaus.
Danny "The Freeze" Noppert, 34, Niederlande: Der UK-Open-Champion von 2022 hat sich in der Weltspitze etabliert und in dieser Saison in der Weltrangliste bis auf Rang sechs vorgespielt. Bei der WM kam er aber noch nie über die 3. Runde hinaus.
James "The Machine" Wade, 42, England: Ist als extrem unaufgeregter und ruhiger Typ ein Exot in der bunten Darts-Welt. Konstant seit vielen, vielen Jahren. Bereits viermal im Halbfinale, der WM-Titel fehlt ihm allerdings noch.
Chris "Hollywood" Dobey, 35, England: Der Masters-Sieg 2023 war bislang sein größter Karriere-Erfolg. Im vergangenen Jahr erreichte er zum ersten Mal das WM-Halbfinale.
Gerwyn "The Iceman" Price, 40, Wales: Der Weltmeister von 2021 ist im Ally Pally nie zu unterschätzen. Auf der Bühne sehr emotional, bei den Fans steht er nicht gerade hoch im Kurs. War früher Rugby-Profi. 
Gian "The Giant" van Veen, 23, Niederlande: Ein ganz heißer Anwärter im Alexandra Palace auf den großen Wurf. Der zweifache Junioren-Champion und amtierende Europameister gilt als der Littler-Rivale in den kommenden Jahren.
Josh "Rocky" Rock, 24, Nordirland: Gewann den World Cup of Darts im Juni in Frankfurt und spielte auch sonst groß auf. Kann er bei der WM die ganz großen Stars schon ärgern?
Gary "The Flying Scotsman" Anderson, 54, Schottland: Gewann die WM bereits 2015 und 2016, stand drei weitere Male im Finale und seit einschließlich 2011 immer mindestens in der 3. Runde. Im Ally Pally muss man Anderson auf dem Zettel haben.
Nathan "The Asp" Aspinall, 34, England: Der zweimalige WM-Halbfinalist gewann in dieser Saison seine ersten drei Titel auf der European Tour. Die gute Form will er auch mit nach London nehmen.
Damon "The Heat" Heta, 38, Australien: Für seine ausgefallenen Walk-Ons sowie Kopfbedeckungen bekannt.
Rob "Voltage" Cross, 35, England: Der Elektriker holte sich bei seiner ersten WM-Teilnahme 2018 sensationell den Titel und schickte Legende Phil Taylor in den Ruhestand.
Michael "Bully Boy" Smith, 35, England: Der Weltmeister von 2023 hat kein gutes Jahr hinter sich und ist mittlerweile in der Weltrangliste auf Position 28 abgerutscht. Schafft er bei der WM den Turnaround?
Dirk "The Titan" van Duijvenbode, 33, Niederlande: Ein großer Showmaker. Startet bei seinem Walk-On zum Techno-Song "Just Like You" schon vor den Matches den ersten Rave unter den Fans. Darf nicht fehlen: Die Kloppo-Säge zum Beat der Musik.
Peter "Snakebite" Wright, 55, Schottland: Ist der bunteste Vogel im Ally Pally. Kam unter anderem 2021 zum Auftakt als "Grinch" verkleidet. Für seine ausgefallenen Frisuren bekannt. Weltmeister von 2020 und 2022. Zuletzt blieben Erfolge aber aus.
Raymond "Barney" van Barneveld, 58, Niederlande: Darts-Ikone und ewiger Dauer-Widersacher von Phil Taylor. Bei den Fans ist der fünfmalige Weltmeister aus Den Haag der absolute Liebling der Massen. 
Ricky "Rapid" Evans, 35, England: Der schnellste Spieler der Welt. Zum elften Mal bei der WM dabei. Bekannt für seine Verkleidungen und seine lustigen Gesichtsausdrücke.
Simon "The Wizard" Whitlock, 56, Australien: Bekannt für seinen markanten Bart und seine ungewöhnlichen Finish-Wege. Feierte in der Vergangenheit große Erfolge, gewann die EM 2012 und stand im WM-Finale 2010. Im Vorjahr fehlte er.
Jose "The Special One" de Sousa, 51, Portugal: Auch er verpasste die WM im Vorjahr und ist nun zurück. Ist bekannt dafür, dass er sich gerne mal am Oche verrechnet. Gewann 2020 den Grand Slam of Darts.
Paul "The Singapur Slinger" Lim, 71, Singapur: Da ist er wieder! Nach vierjähriger Abstinenz zurück auf der großen Darts-Bühne. Der Routinier ist der Publikumsliebling. Spielte seine erste WM 1982, warf 1990 den ersten WM-Neundarter.
Fallon "Queen of the Palace" Sherrock, 31, England: Hat mit ihrem sensationellen Einzug in Runde drei 2020 für einen Hype gesorgt. Ist zum insgesamt sechsten Mal dabei. Wurde 2023 zum Member of the Order of the British Empire ernannt.
Beau "Beau 'n' Arrow" Greaves, 21, England: Dominiert die Darts-Welt bei den Frauen nach Belieben. Gewann 2025 86 Spiele und 13 Turniere in Serie. Besiegte zuletzt Luke Littler im Halbfinale der Junioren-WM der Männer. Dreifache Weltmeisterin.
Lisa "The Lancaster Rose" Ashton, 55, England: Die vierfache Weltmeisterin spielt zum fünften Mal im Ally Pally und möchte dort endlich ihren ersten Sieg feiern.
Noa-Lynn "The Duchess" van Leuven, 29, Niederlande: Qualifizierte sich im Vorjahr als erste Transfrau in der Geschichte für eine PDC-WM und ist nun wieder mit von der Partie.
Gemma Hayter, 32, England: Gibt als Nachrückerin ihr Debüt im Londoner Darts-Tempel.

Schindler sprach zwar von "einer guten WM", wirkte aber nach dem wiederholten Ausscheiden in Runde drei ratlos. "Es ist passiert. Ich kann gar nicht sagen, warum es jetzt genau so war. Man kann das Spiel Darts nicht programmieren", sagte der 29-Jährige bei DAZN. Der durchaus realistische Einzug ins Viertel- oder Halbfinale hätte Schindler sogar eine Chance auf die Premier League geboten. Diese ließ er in London liegen.

Merk von van Gerwens Präsenz "erdrückt"

Die WM 2026 ist für Deutschland ein Abziehbild der WM 2024. Jeweils vier Spieler schafften es in die dritte Runde nach Weihnachten - in beiden Jahren flog das Quartett nacheinander und jeweils beim ersten Auftritt nach den Feiertagen innerhalb von zwei Tagen raus.

"Es war keine Sensations-WM, aber trotzdem eine gute. Auch das Spiel heute war nicht super schlecht, auch nicht gut. Aber es war nicht so, dass ich mit links geworfen habe - das wäre noch schlechter", sagte Schindler. Als Enttäuschung wollte er sein Aus in Runde drei nicht werten.

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Einzelne Highlights wie der starke Auftritt von Clemens gegen Humphries oder der deutliche 3:0-Erfolg von Neuling Merk über Schottlands Ex-Weltmeister Peter Wright bleiben zwar im Gedächtnis. Doch der letzte Schritt in die absolute Weltspitze gelang wieder einmal nicht.

"Michael hat eine gewisse Aura, die man spürt. Er hat mich ein bisschen erdrückt mit seiner Präsenz", sagte Merk über das ungleiche Duell mit van Gerwen. Die Zuschreibung passte durchaus auch zu den Niederlagen der weiteren deutschen Profis.

dpa

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