In der NHL geht es endgültig in die heiße Phase. Der Start in die Playoffs steht unmittelbar bevor und die Paarungen in der Eastern- und Western Conference stehen fest. Sky Redakteur Mathias Blaas hat alle 16 Playoff-Teilnehmer analysiert.
Sowohl im Osten als auch im Westen kommt es in der ersten Runde zu brisanten Duellen. In der Western Conference treffen beispielsweise die Dallas Stars auf die favorisierten Calgary Flames. Die Flames sicherten sich die Spitzenposition in der Pacific-Division und wollen eine starke Spielzeit in der Postseason vergolden, während die Texaner einen ähnlich langen Frühling wie im Jahr 2020 anstreben.
Im Osten zieht wohl das Matchup zwischen den Toronto Maple Leafs und Tampa Bay Lightning die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Toronto wartet seit 2004 auf den Gewinn einer Best-of-Seven-Serie, während Tampa Bay als Back-to-Back-Champion auf den dritten Stanley-Cup-Triumph in Folge schielt. Einen Favoriten gibt es nicht, denn Top-Torschütze Auston Matthews & Co. sind heiß darauf, den Playoff-Fluch der Leafs zu überwinden.
Eastern Conference
Florida Panthers - Washington Capitals
Die Florida Panthers waren das beste Team der Regular Season. Die Mannschaft aus dem Sunshine State schloss die Spielzeit mit 122 Punkten ab und dominierte die Liga in zahlreichen Aspekten. Die Panthers erzielten die meisten Tore (337) und weisen die beste Tordifferenz (+94) auf.
Als Belohnung für eine eindrucksvolle Saison gewann Florida die Presidents Trophy als punktbestes Team der NHL. Erstrunden-Gegner in den Playoffs sind die Washington Capitals. Die Franchise aus der US-Hauptstadt schloss die Regular Season als achtbestes Team im Osten ab und ist gegen die Panthers der klare Außenseiter.
Die Mannschaft um die Superstars Jonathan Huberdeau und Aleksander Barkov ist den Caps auf dem Papier in nahezu allen Belangen überlegen. Was das Depth-Scoring anbelangt, kann kaum ein Team mit den Panthers mithalten. Alle vier Angriffsreihen sind beim Team auf Florida brandgefährlich. Auch Verletzungen kann der Kader aushalten. Washington muss defensiv sehr kompakt auftreten, um in der Best-of-Seven-Serie eine Chance zu haben.
Die Achillesferse der Panthers ist eindeutig die Verteidigung. Auch wenn Florida in der Hauptrunde genauso viele Tore kassiert hat wie Washington, dürfen sie in den Playoffs in der Defensive nicht fahrlässig agieren. Immerhin gewannen die Capitals um Kapitän Alexander Ovechkin 2018 den Stanley Cup und können deutlich mehr Playoff-Erfahrung vorweisen.
Auf den ersten Blick spricht dennoch wenig für Washington. Aber auch in der NHL gibt es eine goldene Regel: Die Playoffs haben eigene Gesetze. Seit 2005 konnten nur zwei Presidents-Trophy-Gewinner später auch den Stanley Cup gewinnen. Diese Statistik spricht gegen die Panthers, die seit 1996 auf den Gewinn einer Playoff-Runde warten. Dennoch: In Florida wird man ab Spiel eins alles daransetzen, erstmals in der Geschichte des Franchises den Stanley Cup in die Höhe zu stemmen.
Ergebnisse in der Regular Season: (Zwei Siege Florida, einer davon in Overtime - ein Sieg Washington)
Toronto Maple Leafs - Tampa Bay Lightning
Das drittbeste Team im Osten waren die Toronto Maple Leafs. Für die Kanadier ist es die sechste Playoff-Teilnahme in Folge - eine Serie konnte in dieser Zeit nicht gewonnen werden. Dreimal scheiterte die Mannschaft von Trainer Sheldon Keefe an den Boston Bruins, dieses Mal konnte Toronto der "schwarzen Bestie" aus dem Weg gehen.
Mit den Tampa Bay Lightning ist der Erstrunden-Gegner aber keinesfalls einfacher. Der amtierende Titelträger sicherte sich zuletzt zwei Stanley Cups in Folge, das Selbstvertrauen ist dementsprechend groß.
Die Statistiken sind vor der Playoff-Serie dennoch ausgeglichen. Beide Teams haben einen tiefen Kader und zahlreiche Superstars, die den Unterschied ausmachen können. Die Kanadier stellten nach den Florida Panthers die zweitbeste Offensive der Liga, mussten aber mehr Gegentore hinnehmen als die Bolts.
Die wohl wichtigsten Spieler der beiden Mannschaften repräsentieren genau diese Positionen: Mit Auston Matthews steht der beste Torjäger der NHL in den Reihen der Leafs, er traf stolze 60 Mal. Für Tampa Bay ist Tormann Andrei Vasilevskiy der Schlüsselspieler. Der Russe gilt als einer der besten Goalies der Welt und war in den letzten beiden Jahren maßgeblich am Playoff-Erfolg der Bolts beteiligt.
Für dieses brisante Playoff-Duell eine genaue Prognose zu stellen, ist fast unmöglich. Toronto hat in der jüngeren Vergangenheit häufig unter Beweis gestellt, dass sie die hohen Erwartungen in der Postseason nicht erfüllen können. Der mediale Druck ist in der Eishockey-Hauptstadt Kanadas gigantisch, auch die Fans sehnen sich nach dem ersten Stanley Cup seit 1967. Auf der anderen Seite möchte Tampa Bay mit dem dritten Cup-Sieg in Folge Geschichte schreiben. Ob die Franchise aus Florida die erste Hürde überstehen kann, wird sich zeigen.
Ergebnisse in der Regular Season: (Zwei Siege Toronto - Zwei Siege Tampa Bay)
Carolina Hurricanes - Boston Bruins
Ein brisantes Matchup bahnt sich auch zwischen den Carolina Hurricanes und Boston Bruins an. Beide Teams kennen sich bestens, denn bereits vor zwei bzw. drei Jahren trafen die beiden Mannschaften in den Playoffs aufeinander. Boston setzt sich beide Male durch.
Die Vorzeichen sind aber anders als in der Vergangenheit. Die Hurricanes beendeten die Saison als zweitbestes Team im Osten und gehen als Favorit in die Serie. Die Canes stellten in der Regular Season die beste Defensive der NHL und waren auch im Penaltykilling das stärkste Team. Im Vergleich mit den Bruins waren die Hurricanes in nahezu allen Statistiken besser.
Boston startete holprig in die Spielzeit 2021/22. Die Abgänge von Weltklasse-Tormann Tuukka Rask und Center David Krejci konnten nur bedingt kompensiert werden, das war vor allem zu Saisonbeginn sichtbar. Im Jahr 2022 hat das erfahrene Team dann in die Spur gefunden und die Playoffs souverän erreicht.
Die Franchise aus dem US-Bundesstaat Massachusetts ist eine Institution in der Postseason. Für Boston ist es die 13. Playoff-Teilnahme in 15 Jahren. Mit Kapitän Patrice Bergeron, Enfant Terrible Brad Marchand, Torjäger David Pastrnak und Taylor Hall bringen die Bruins viel Erfahrung und Star-Power mit. Aber auch Carolina schnupperte in den letzten Jahren viel Playoff-Luft, im vierten Anlauf in Folge soll nun der große Wurf gelingen.
In der Abwehr sind die Canes wie bereits erwähnt dicht aufgestellt. Mit Andrei Svechnikov und Sebastian Aho gibt es aber auch in der Offensive sehr gute Spieler. Die Kadertiefe spricht in der Playoff-Serie wohl für Carolina, ein Fragezeichen gibt es kurz vor Spiel eins trotzdem: Torhüter Frederik Andersen droht für die komplette erste Runde auszufallen, die abgezockte Truppe aus Boston könnte diesen Ausfall knallhart ausnutzen.
Ergebnisse in der Regular Season: (Drei Siege Carolina)
New York Rangers - Pittsburgh Penguins
Das letzte Erstrunden-Duell in der Eastern Conference bestreiten die New York Rangers und Pittsburgh Penguins. Diese Serie kann als Aufeinandertreffen der Gegensätze betrachtet werden.
Die Rangers nehmen zum ersten Mal seit vier Jahren an der Postseason teil. Der 2017 ausgerufene Neuanfang ist endgültig gemeistert. New Yorks Kader ist sehr jung und hat eine erfolgreiche Regular Season hinter sich. Torwart Igor Shesterkin ist 26 Jahre alt und hat zahlreiche Goalie-Statistiken dominiert. Adam Fox ist mit 24 Jahren bereits einer der besten Verteidiger der NHL, Artemi Panarin (30) und Chris Kreider (31) sind die Erfolgsgaranten im Angriff.
Bei den Penguins sind es seit mehr als einer Dekade dieselben Gesichter, die das Team anführen. Superstar Sidney Crosby (34) hat eine fantastische Saison gespielt und will zusammen mit Kris Letang und Evgeni Malkin seinen vierten Stanley Cup gewinnen. Für Pittsburgh ist es die 16. Playoff-Teilnahme in Folge.
Wie die Best-of-Seven-Serie zwischen den beiden Teams ausgehen wird, ist schwer zu sagen. Statistisch sticht heraus, dass die Rangers in der Offensive ihre Schwierigkeiten haben. Im Fünf-gegen-Fünf treffen die Rangers unterdurchschnittlich, Pittsburgh sollte also nicht zu viele Strafzeiten ziehen. Ebenso sind die "Goals Saved Above Expected" von Shesterkin ligaweit am höchsten. Das bedeutet, dass New York sehr stark vom Torhüter abhängig ist.
Der Faktor Playoff-Erfahrung könnte in diesem Matchup ebenfalls eine Rolle spielen. Die Penguins sind eines der älteren Teams in der Postseason und wissen genau, worauf es nun ankommt. Der letzte Serien-Gewinn ist aber auch für Pittsburgh lange her, 2018 kamen Crosby und Co. letztmals über die erste Runde hinaus.
Ergebnisse in der Regular Season: (Drei Siege New York - Ein Sieg Pittsburgh)
Western Conference
Colorado Avalanche - Nashville Predators
Das beste Team im Westen waren die Colorado Avalanche. Die Avs gewannen die Central Division souverän und treffen in der ersten Runde der Playoffs auf die Nashville Predators, die in der Western Conference auf Rang acht einlief.
Das Starensemble aus Denver will in diesem Jahr endlich den großen Wurf schaffen und den dritten Stanley Cup in der Franchise-Geschichte holen. Mit Nathan MacKinnon, Cale Makar und Co. hat Colorado zahlreiche Topspieler in ihren Reihen. Bereits in den vergangenen zwei, drei Jahren zählten die Avalanche zum engeren Favoritenkreis auf den Cup-Sieg, doch die Truppe von Trainer Jared Bednar wurde stets in der zweiten Runde eliminiert.
Anders ist die Erwartungshaltung in Nashville. Die Predators sind zwar ein Dauergast in der Postseason, eine Serie konnte zuletzt 2018 gewonnen werden. Die Mannschaft kann keineswegs so viel Offensivpower vorweisen wie Colorado, der Superstar der Preds kommt aus der Schweiz und ist einer der besten Verteidiger der Welt. Roman Josi beendete die Saison als punktbester Abwehrspieler mit 96 Punkten, zehn mehr als Cale Makar von den Avs.
In den Mannschaftswertungen kann Nashville aber nicht mit Colorado mithalten, beinahe jede Kategorie spricht für die Avalanche. Wenn die Predators in der Best-of-Seven-Serie eine Chance haben wollen, wird es wohl auf Torhüter Juuse Saros ankommen. Der Finne hat eine überragende Regular Season hinter sich, vielleicht kann er in den Playoffs die Angreifer von Colorado zur Verzweiflung bringen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Goalie eine Playoff-Serie entscheidet.
Ergebnisse in der Regular Season: (Ein Sieg Colorado - Drei Siege Nashville, zwei davon in Overtime oder Shootout)
Minnesota Wild - St. Louis Blues
Ein sehr enges und umkämpftes Matchup wird es zwischen den Minnesota Wild und St. Louis Blues geben. Beide Teams haben eine exzellente Regular Season gespielt und sich bis zum Schluss um den zweiten Platz in der Central Division gestritten.
Minnesota konnte sich letztlich die bessere Position und damit das Heimrecht sichern. Der wichtigste Mann bei den Wild ist zweifellos Kirill Kaprizov. Der russische Flügelstürmer beendete die Saison als fünftbester Scorer mit 108 Punken. Er ist die treibende Kraft im Power Play und in spielentscheidenden Momenten. Für St. Louis wird es also essentiell sein, "Kirill the Thrill" so gut wie möglich aus dem Spiel zu nehmen.
Die Blues haben den etwas ausgeglicheneren Kader. Mit Ryan O'Reilly, Vladimir Tarasenko und Co. sind noch einige Stanley-Cup-Sieger von 2019 an Bord. Der Faktor Erfahrung spricht für St. Louis, das zum vierten Mal in Folge in der Postseason vertreten ist. Weniger erfolgreich waren die letzten Jahre für Minnesota, das sich zum zweiten Mal hintereinander für die Playoffs qualifiziert hat. Der letzte Gewinn einer Runde ist sieben Jahre her.
Im Power Play und Penalty Kill haben die Blues die Nase vorne. Besonders das Unterzahlspiel der Wild ist unterirdisch. Das könnte St. Louis den entscheidenden Vorteil bringen. Interessant könnte auch das Goalie-Duell in dieser Serie werden. Während Minnesota mit Marc-Andre Fleury einen routinierten Tormann zur Trade-Deadline verpflichtet hat, setzt St. Louis wohl auf Ville Husso. Der 27-Jährige hat zwar eine solide Hauptrunde gespielt, Playoff-Routine hat er allerdings keine. Der 37-Jährige Fleury hat bereits drei Stanley Cups gewonnen und gilt als einer der besten Tormänner der Geschichte.
Ergebnisse in der Regular Season: (Drei Siege St. Louis , zwei davon in Overtime)
Calgary Flames - Dallas Stars
Die Dallas Stars gehen als Underdog in die Serie gegen die Calgary Flames. Während die Kanadier die Pacific Division klar für sich entscheiden konnten, mussten die Texaner bis zum Schluss um die Playoff-Teilnahme bangen.
Calgary hat in der Hauptrunde viele Kritiker verstummen lassen. In der Spielzeit 2020/21 verpasste die Franchise aus Alberta die Playoffs überraschend, in den Jahren davor waren die Erfolge ebenfalls überschaubar. Eine Serie konnte zuletzt 2015 gewonnen werden.
Johnny Gaudreau, Matthew Tkachuk und Co. müssen nun beweisen, dass sie auch in der Post-Season abliefern können. Gaudreau beendete die Regular Season mit 115 Punkten, nur Connor McDavid hatte mehr. Im Tor setzt Calgary auf Jacob Markström, er muss an die guten Leistungen der Vorrunde anknüpfen.
Die Stars haben eine unbeständige Regular Season hinter sich. Auf gute Wochen folgten häufig fragwürdige Spiele, weshalb die Postseason erst im vorletzten Spiel gesichert werden konnte. Dallas ist eine erfahrene Truppe, die bereits 2020 bis ins Stanley-Cup-Finale vordringen konnte. Die Team-Statistiken sprechen allerdings nicht für die Texaner, Calgary ist in fast allen Belangen besser. Das Penaltykilling der Stars gehört zu den schlechtesten der Playoff-Teilnehmer.
Ergebnisse in der Regular Season: (Zwei Siege Calgary - Ein Overtime-Sieg Dallas)
Edmonton Oilers - Los Angeles Kings
Die letzte Playoff-Serie bestreiten die Edmonton Oilers und Los Angeles Kings. Die beiden Teams aus der Pacific Division hatten in der jüngeren Vergangenheit keinen Erfolg in der Postseason, das soll sich in diesem Jahr ändern. Die Vorzeichen könnten nicht unterschiedlicher sein.
In Edmonton dreht sich seit Jahren alles um zwei Namen: Connor McDavid und Leon Draisaitl. Während McDavid mit 25 Jahren am Höhepunkt seiner Karriere ist und als bester Spieler dieser Generation gilt, ist Draisaitl mit nur 26 Jahren der beste deutsche Eishockeyspieler der Geschichte. Das kongeniale Duo spielt seit 2015 zusammen bei den Oilers, das Management schaffte es allerdings nicht, eine gute Mannschaft um die beiden Superstars herum aufzubauen.
Eine Playoff-Runde gewann Edmonton zuletzt 2017, danach verpasste man drei Mal die Postseason und schied 2021 kläglich in der ersten Runde aus. In diesem Jahr soll endlich der große Wurf gelingen. Die Hauptrunde der Oilers war ein Spießroutenlauf: Nach einem phänomenalen Start gerieten Draisaitl und Co. zweimal in eine Negativ-Phase, die den Kanadiern beinahe die Playoff-Teilnahme gekostet hätte.
Dort warten nun die LA Kings auf die Oilers. Die Franchise aus Kalifornien erreicht zum ersten Mal seit 2018 die Playoffs und kommt aus einer sogenannten Rebuild-Phase. Die Kings haben eine recht junge Truppe, die endlich wieder Playoff-Luft schnuppern darf. Mit Kapitän Anze Kopitar, Drew Doughty, Jonathan Quick und Dustin Brown sind zwar noch ein paar Stanley-Cup-Helden von 2012 und 2014 da, für große Teile der Mannschaft ist es aber der erste Tanz in der Postseason.
Die Special Teams sprechen in diesem Matchup für die Oilers. Generell fällt den Kanadiern das Toreschießen leichter als Los Angeles, die Defensiv-Analytics geben den Kings aber Hoffnung. Die wichtigste Aufgabe für LA wird sein, McDavid und Draisaitl so gut wie möglich aus dem Spiel zu nehmen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Oilers hinter dem dynamischen Duo recht dünn aufgestellt sind.
Ergebnisse in der Regular Season: (Drei Siege Edmonton, einer davon im Shootout - Ein Sieg Los Angeles)