Die Countdown läuft: Ein großer Teil der deutschen Olympia-Mannschaft hat am Sonntagabend mit gemischten Gefühlen die Reise nach Tokio angetreten.
Moritz Wagner und Co. alberten noch voller Vorfreude in der edlen Flughafen-Lounge herum, da fieberte Laura Ludwig bereits "magischen" Momenten in Tokio entgegen - doch kurz vor der Abreise zu den Olympischen Spielen bremste DOSB-Präsident Alfons Hörmann die Euphorie. Mit großen Fragezeichen und gemischten Gefühlen trat am Sonntagabend ein großer Teil der deutschen Mannschaft im Flug LH716 die Reise nach Japan an.
"Wir sind in dem Modus, dass es weniger die Vorfreude ist, eher die Konzentration, keine Fehler mehr auf den letzten Metern zu machen", sagte Delegationsleiter Hörmann bei der offiziellen Verabschiedung am Frankfurter Flughafen: "Unser Auftrag ist, die Athleten bestmöglich dort hinzubringen und auch spätestens am 9. August die letzten Sportlerinnen und Sportler aus dem Team D gut und gesund zurückzubringen."
Dies sei "nicht nur eine Floskel, sondern unser primäres Ziel. Das zählt so viel wie die eine oder andere Medaille mehr", sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) vor der Abreise von 84 Teammitgliedern. Natürlich fliege "für uns alle in gewisser Weise eine Form von Sorge und Angst mit". Neben Hörmann waren auch die Basketballer um Mo Wagner, Beachvolleyball-Olympiasiegerin Ludwig oder Wasserspringer Patrick Hausding an Bord.
Ludwig empfindet "große Vorfreude"
Erste Coronafälle bei Athletinnen und/oder Athleten bereiten bereits vor dem Beginn der Sommerspiele Sorge, unter anderem zwei Sportler aus dem südafrikanischen Fußballteam waren im Olympischen Dorf positiv getestet worden. "Es mag absurd klingen. Zwei solche Fälle, die bekannt werden, sind aus meiner Sicht eher sogar ermutigend. Das zeigt, dass klar getestet wird", sagte Hörmann.
Ludwig empfindet dagegen trotz aller Unwägbarkeiten "absolut große Vorfreude. Es kribbelt, weil es jetzt losgeht", sagte die 35-Jährige vor ihrer vierten Olympia-Teilnahme. In den vergangenen Tagen habe sie sich gemeinsam mit ihrem dreijährigen Sohn noch einmal das Finale von Rio 2016 angeschaut. Es werde "natürlich anders", aber wenn die Sportlerfamilie aus aller Welt zusammenkomme, sei es immer "etwas Besonderes".
Auch die Basketballer, die erst Anfang Juli das Ticket für die Sommerspiele gelöst hatten, stiegen bestens gelaunt ins Flugzeug. "Wir sind so happy, dass wir hier sind", sagte Kapitän Robin Benzing, während seine Teamkollegen im Hintergrund feixten: "Die Stimmung ist gut, wir lachen nur. Das ist ein atemberaubendes Team. Ich bin einfach überglücklich."
Austausch mit Dirk Schimmelpfennig, dem Chef der Mission
Hörmann steht seit Tagen in intensivem Austausch mit Dirk Schimmelpfennig, dem Chef der Mission, der sich bereits vor Ort um die schwierige Organisation kümmert. Beim Abflug zeigte er sich deutlich angespannter als die Athletinnen und Athleten, auch auf Zielvorgaben verzichtete der DOSB-Boss. "Wer sich mit den Athleten intensiv beschäftigt, der weiß, dass es keiner besonderen Motivation bedarf", sagte Hörmann: "Jeder fliegt dorthin, um für sich persönlich tolle Leistungen zu vollbringen."