Mit dem Rennen der MotoGP auf dem Sachsenring steht das deutsche Motorsporthighlight des Jahres vor der Tür. Sky Kommentator und Experte Edgar "Eddie" Mielke ist voller Vorfreude, erklärt die Besonderheiten des Events und verrät seinen Sieg-Favoriten.
Skysport.de: Assen läuft unter dem Namen "Cathedral of Speed". Es ist das älteste Rennen im MotoGP-Kalender. Wenn Assen die Kathedrale ist, was ist der Sachsenring dann? Der Palast?
Mielke: Das könnte man so sagen. Der Sachsenring ist auf jeden Fall das Mekka des Rennsports in Deutschland. Wir haben - abgesehen von Lukas Tulovic in der MotoE - zum ersten Mal seit 1957 keine deutschen Fahrer in den drei Hauptklassen, aber das stört dort niemanden. Im Gegenteil: Die Begeisterung in der Region ist riesig und ungebrochen.
Skysport.de: Was ist das Besondere?
Mielke: Es gibt keine andere Rennstrecke auf der Welt, wo am Freitagmorgen beim ersten freien Training schon 50.000 bis 70.000 Fans auf der Tribüne sitzen. Auch am Donnerstag sind dort schon 20.000 bis 30.000 Leute auf dem Gelände. Da wird am Nachmittag zwei Stunden die Boxengasse für die Fans aufgemacht und die dürfen an den Garagen vorbeischlendern. Das ist auch bei den Fahrern sehr beliebt.
Die MotoGP-Piloten in der Übersicht
Der Campingplatz auf dem berühmten Ankerberg liegt direkt gegenüber der Rennstrecke. Das ist wie eine eigene kleine Zeltstadt, ähnlich wie beim 24-Stundenrennen auf dem Nürburgring. Einige Sponsoren bauen große Bühnen auf, es ist ziemlich irre, was dort alles los ist. Das ist schon Halligalli!
Skysport.de: Zum Sportlichen: Auf wen muss man achten?
Mielke: Der König des Sachsenrings ist definitiv Marc Marquez. Nur in der MotoGP allein hat er - trotz seiner vielen Verletzungen - acht Mal dort gewonnen! Der Sachsenring ist quasi seine Lieblingsstrecke und es sollte niemanden wundern, wenn er am Wochenende dort zum ersten Mal auf Ducati gewinnt.
Skysport.de: Warum ist Marquez auf dem Sachsenring so stark?
Mielke: Das liegt unter anderem an seiner Ausbildung. Er ist in seiner Kindheit und Jugend Dirt Track, also auf einem Schotter-Oval, gefahren, und da geht es immer linksherum. Genau wie am Sachsenring, dort gibt es die längste Linkskurve der Welt.
Skysport.de: Wer gehört sonst noch zu den Favoriten?
Mielke: Marquez muss man auf dem Zettel haben, der Topfavorit ist aber Pecco Bagnaia. Der Weltmeister der vergangenen beiden Jahre hat letztes Wochenende in Assen etwas geschafft, was so gut wie noch nie einem Fahrer gelungen ist: Er war, abgesehen vom WarmUp am Sonntagmorgen, in jeder Sitzung Schnellster, er hatte die schnellste Rennrunde und hat einen Start-Ziel-Sieg eingefahren. Sozusagen der Super-Grand-Slam der MotoGP. Letztes Jahr war er am Sachsenring Zweiter, die Strecke liegt ihm und er ist top in Form.
Skysport.de: Wie steht es um die deutschen Chancen?
Mielke: Unser Sky Experte Lukas Tulovic war in Assen Vierter in der MotoE. Wenn er gut drauf ist und sein nach seinem Sturz angeschlagenes Kahnbein keine Probleme macht, kann Lukas aufs Podest fahren.
Marcel Schrötter vertritt einen verletzten Fahrer in der Moto2 und Stefan Bradl ist als Honda-Testfahrer mit einer Wildcard zum ersten Mal seit 2022 dabei. Es gibt auf jeden Fall leise Hoffnungsschimmer.
Das unvergessenes Highlight aus deutscher Sicht war übrigens 2017: Jonas Folger wird auf Yamaha Zweiter hinter Marquez. Das war von der Stimmung her phänomenal, zumal sein zweiter Platz aus dem Nichts kam. Es wäre schön, wenn wir so etwas am Sachsenring noch einmal erleben könnten.
Das Interview führte Thorsten Mesch
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