Die Schweizerin Lena Häcki-Gross aus Engelberg gehört seit vielen Jahren fest zur erweiterten Weltspitze des Biathlonsports. Im Interview mit Sky-Reporter Christian Akber-Sade spricht sie über Körper-Ideale im Sport und ihre Binge-Eating-Störung.
In der Saison 2022/2023 belegte sie bereits mehrere Top 10 Platzierungen und hat bei den letzten beiden Weltcup-Stationen in Östersund und Oslo erneut die Chance dazu.
Doch auch im Biathlon spielen Gewicht und Ernährung eine bedeutende Rolle. Die stetige Leistungssteigerung führte bei Häcki-Gross zu einer Essstörung - sie leidet an einer Binge-Eating-Störung. Menschen mit dieser Krankheit haben die Kontrolle über ihr Essverhalten verloren. "Man hat immer wieder Phasen, da versucht man so wenig wie möglich zu essen, um Gewicht zu verlieren, das hält aber der Körper nicht durch und entwickelt dann sogenannte Fress-Störungen", so Häcki-Gross im Exklusivinterview mit Sky Sport News.
Tiefpunkt zur Saison 2020/2021
Vor allem bestimmte Körper-Ideale und Aussagen wie "Wenn du ein bisschen leichter wärst, würdest du leichter die Hügel hochkommen" haben bei Häcki-Gross zu mentalen Problemen geführt, sodass sie zum Teil ohne Frühstück ins Training gegangen ist. "Da ging es bei mir im Kopf praktisch 24/7 nur ums Essen". In der Saison 2020/2021 kam es dann zum Tiefpunkt. Die Leistungen gingen zurück und die Zeiten im Laufen wurden schlechter. "Da war dann der Punkt für mich, wo ich gesagt habe, ich muss was ändern, es geht so nicht weiter".
Eine Therapie und auch viele Gespräche mit ihrer Trainerin Sandra Flunger haben Häcki-Gross aus dem Tief geholfen. Zur Therapie geht sie nach wie vor, aber mittlerweile geht es ihr wieder "sehr gut". Sie befindet sich wieder auf einem Top-Leistungsniveau, so belegte sie am vergangenen Wochenende beim Weltcup in Nove Mesto na Morave im Sprintrennen den 10. Platz.
Häcki-Gross will anderen Betroffenen helfen
Vergangenen April machte die Schweizerin ihre Essstörung öffentlich, um anderen Betroffenen zu helfen. "Wenn ich nur einem Menschen damit helfen kann und vielleicht die Unsicherheit ein bisschen nehmen kann, dass es auch normal ist, sich so zu fühlen, hab ich gedacht, mach ich es öffentlich und rede darüber".