Wenn die Golden State Warriors und die Cleveland Cavaliers erneut in den NBA-Finals aufeinander treffen, sind die Rollen klar verteilt. Der Titelverteidiger ist klarer Favorit und dennoch steht auch für Cavaliers-Superstar LeBron James einiges auf dem Spiel.
Cleveland Cavaliers. Golden State Warriors. Zum vierten Mal in Folge treffen sich die beiden Teams in den NBA-Finals. Eine solche Serie gab es in den vier großen amerikanischen Sportarten zuvor noch nie. Und doch waren sich die meisten Experten nach den letztjährigen Finals einig, dass diese beiden Mannschaften erneut um die Basketball-Krone kämpfen würden.
Allerdings hatten beide Mannschaften mit großen Hindernissen zu kämpfen, um zu diesem historischen Punkt zu gelangen. In Cleveland äußerte Superstar Kyrie Irving noch vor Saisonstart öffentlich seinen Wechselwunsch und wurde nach Boston getradet.
Cavs mit großen Problemen
Ohne den Point Guard fiel die Verantwortung noch mehr auf den besten Spieler seiner Generation - LeBron James. Doch obwohl James erstmals alle 82 Saisonspiele bestritt, hatten die Cavs Probleme. Die Chemie im neu zusammengestellten Team passte nicht und viele Verletzungen sorgten dafür, dass sich die Mannschaft nie wirklich einspielen konnte.
Das Frustpotenzial war sogar so hoch, dass J.R. Smith einen Co-Trainer mit Suppe bewarf und auch James selbst wirkte oft lustlos. Kurz vor der Trading Deadline zogen die Verantwortlichen einen Schlussstrich und wechselten das halbe Team aus.
Zwar hatten auch die neuen Cavs ihre Probleme, aber James sprühte wieder vor Energie und führte sein Team bis in die Finals. Für LeBron die achte (!) Endspielteilnahme in Serie.
Unfassbare Zahlen von LeBron James
Selten musste er aber so hart dafür kämpfen. In den Playoffs verbucht der dreifache Champion bisher im Schnitt 34,0 Punkte, 9,2 Rebounds und 8,8 Assists. Unfassbare Zahlen und trotzdem musste Cleveland gegen Indiana in Runde eins und in den Conference Finals gegen Boston über die vollen sieben Spiele gehen.
Ganz so hart hatten es die Warriors nicht, aber auch sie hatten ihre Probleme. Das Team, das mit Steph Curry, Kevin Durant, Klay Thompson und Draymond Green erneut vier All-Stars in seinen Reihen hat, schien über weite Strecken gelangweilt durch die Saison zu schlafwandeln. Trainer Steve Kerr sah sich sogar einmal dazu genötigt, den Spielern in einer Partie gegen Phoenix das coaching zu überlassen.
Zum Saisonende wurden die Dubs dann extrem vom Verletzungspech verfolgt. Alle All-Stars erlitten teils schwere Verletzungen, so dass der Titelverteidiger in die Playoffs humpelte. Am Ende standen 58 Siege - sicherlich beachtlich, aber deutlich weniger als die mindestens 67, die man in den vergangenen drei Jahren einfuhr. Letztlich reichte es somit auch "nur" zu Platz zwei im Westen - hinter den Houston Rockets.
Warriors müssen gegen Rockets ans Maximum
Und genau diese Rockets verlangten Golden State im Conference Finale über die vollen sieben Spiele alles ab. Zuvor hatten die Champions gegen San Antonio (ohne Curry) und New Orleans wenig Probleme. Houston hatte jedoch zwei Matchbälle gegen den amtierenden Champion, verspielte aber - als erstes Team überhaupt - eine zweistellige Führung in den Spielen sechs und sieben.
Die Warriors nutzten das und sind nun gegen Cleveland der haushohe Favorit, wenn man den Buchmachern glauben darf. Cleveland gegen Golden State. Der beste Spieler seiner Generation gegen das beste Team dieser Zeit. Sollte James die Überraschung schaffen, wird der Small Forward für viele - trotz der fünf Finals-Niederlagen bisher - auf einer Stufe mit dem legendären Michael Jordan stehen.
Gewinnen die Warriors, kann man mit Fug und Recht von einer Dynastie sprechen. "Sie sind eins der besten Teams, das je zusammengestellt wurde und ich bin froh, dass ich eines Tages sagen, kann, dass ich gegen ein solches Team gespielt habe", sagt James in einer Medienrunde vor dem ersten Finalspiel Donnerstagnacht.
Gegenseitiger Respekt
Sein Gegenüber Kevin Durant lobt James' Leistungen in den Playoffs als "Basketball auf dem nächsten Level". Der Respekt ist spürbar - aber die sportliche Diskrepanz ist größer als bei den ersten drei Duellen. Golden State verfügt über größtenteils den gleichen Kader, der die Cavs letztes Jahr klar mit 4:1-Siegen entthronte, nachdem die Cavaliers 2016 als erste Mannschaft überhaupt nach einem 1:3-Rückstand noch Meister wurden.
Doch das Team von Trainer Ty Lue kann im Vergleich zu diesem Team nicht mehr auf Kyrie Irving zurückgreifen, der seinerzeit den entscheidenden Dreier versenkte.
Historische Finals
Ob es dieses Jahr einen neuen Cavs-Helden gibt, ist unklar. Sicher ist aber, dass Cleveland befreit aufspielen kann und der gesamte Druck auf den Warriors liegt. Und die haben schon des Öfteren in dieser Saison gezeigt, dass sie es zu laissez faire angehen können.
Das könnte die Chance für James &Co. Sein. Oder aber die Warriors drücken das Gaspedal durch und holen sich den nächsten Titel. Eine enge Serie ist nicht garantiert - sehr wohl aber eine historische. Golden State Warriors. Cleveland Cavaliers. Teil vier. Auf geht's.