Der deutsche Topfahrer Lennard Kämna (Bora-hansgrohe) hat auf der zehnten Etappe der 109. Tour de France das Gelbe Trikot nur knapp verpasst. Zuvor sorgte ein Protest für eine Unterbrechung.
Lennard Kämna ist am Ort seines Durchbruchs bei der Tour de France hauchzart am Gelben Trikot vorbeigerauscht. Vier Tage nach seinem um 100 Meter verpassten Coup an der Super Planche des Belles Filles fehlten dem 25-Jährigen vom deutschen Team Bora-hansgrohe in Megeve bei der zweiten Bergankunft der 109. Frankreich-Rundfahrt am Ende elf Sekunden, um Tadej Pogacar das Maillot jaune zu entreißen.
Im Gesamtklassement kletterte Kämna, der Zehnter wurde, auf Platz zwei. Georg Zimmermann glänzte noch vor Kämna als Sechster. "Ich hatte heute das Gefühl, dass jeder gegen mich fährt in der Spitzengruppe", sagte Kämna in der ARD: "Es hat echt gar keinen Spaß gemacht den ersten Berg hoch. Am Ende habe ich alles gefahren, was ich hatte."
Geschke verteidigt Bergtrikot
Parallel verteidigte Landsmann Simon Geschke sein am Sonntag erobertes Bergtrikot auf den 148,1 km. Titelverteidiger Pogacar muss sich trotz der knapp verteidigten Gesamtführung nach dem zweiten Coronafall in seinem UAE-Team aber weiter große Sorgen machen. Der Tagessieg ging an den Dänen Magnus Cort Nielsen (EF Education).
Im August 2020 hatte Kämna beim Criterium du Dauphine oben auf dem Flugplatz von Megeve seinen ersten Profisieg gefeiert, einen Monat später bejubelte er in Villard-de-Lans mit einem beeindruckenden Soloritt auf der 16. Etappe seinen ersten Tour-Erfolg.
Am ersten "echten" Ruhetag am Montag hatte Kämna seine Ambitionen nach dem nur knapp verpassten Sieg am Freitag untermauert. "Es gibt noch ein paar schöne Bergetappen, ich werde es auf jeden Fall noch probieren. Die Chance wird sich noch ergeben", sagte der deutsche Zeitfahrmeister.
Protest auf der Straße: Tour-Etappe unterbrochen
Nach einer erwartet unruhigen Anfangsphase dauerte es knappe 65 km, bis sich eine Fluchtgruppe bildete. Und die ließ sich Kämna nicht entgehen. Ebenfalls mit in der 25 Fahrer starken Gruppe war Georg Zimmermann. Die Gruppe fuhr in der Spitze über neun Minuten auf das Hauptfeld um Dominator Pogacar heraus. Auch ein kurzzeitiger Klimastreik brachte Kämna und Co. zunächst nicht aus dem Konzept.
Rund 37 km vor dem Ziel in Megeve wurde das Rennen wegen einer Sitzblockade neutralisiert. Mehrere Personen saßen auf der Straße und zündeten unter anderem bengalische Feuer.
Bei den Protestierenden handelt es sich um neun Personen einer Umweltschutzbewegung ("derniere generation"), die sich unter anderem gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt.
Nach etwa zehn Minuten war die Strecke wieder frei, die Etappe wurde mit den zuvor bestehenden zeitlichen Abständen fortgesetzt.
Kräfte bei Kämna schwinden
Im packenden, über 21 km langen Anstieg hinauf nach Megeve schwanden bei Kämna sichtlich die Kräfte, das spannende Finale der Ausreißergruppe, das Magnus Cort im Fotofinish für sich entschied, verfolgte er nur noch aus der Distanz. Dann begann das Warten auf Pogacar. Doch der Slowene war dann doch elf Sekunden zu schnell.
Am Mittwoch steht in den Alpen die zweite Bergankunft auf dem Programm - und die hat es in sich. 36 Jahre nach dem ersten und bisher letzten Besuch der Frankreich-Rundfahrt am Col du Granon Serre Chevalier darf Pogacar gegen seine ärgsten Widersacher keine Schwächen zeigen. Es ist eine Schlüssel-Etappe dieser Tour.