Schumacher sicher: Mick nächste Saison in der Formel 1
25.09.2020 | 15:42 Uhr
Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Dieses Mal spricht er über die Probleme von Sebastian Vettel mit Ferrari und warum ihn die Zuschauer bei Racing Point in alter Stärke erleben werden sowie die Zukunft von Mick Schumacher.
Zum Glück hatte Sebastian Vettel nach dem schlimmen Wochenende in Mugello eine Woche Pause. Eine halbe Sekunde langsamer als sein Teamkollege im Qualifying. Klar, das schmerzt. Aber so ist es in der Formel 1: Wenn nicht alles zusammenpasst, sind solche Abstände möglich.
Generell muss man sagen, dass die Zusammenarbeit zwischen Ferrari und Sebastian nicht mehr funktioniert. Alle Verbesserungen bzw. Weiterentwicklungen der Scuderia sind auf Leclercs Stärken und Schwächen abgestimmt. Er ist der Mann der Zukunft.
Das ist das große Problem für Sebastian: Er braucht ein anderes Auto als Leclerc. Alles was Charles hilft, hilft Sebastian nicht. So ist auch der große Zeitabstand von einer halben Sekunde beim Qualifying zu erklären.
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Sebastian bei Racing Point in alter Stärke erleben werden. Viele Gründe sprechen dafür. Das Auto kommt ihm deutlich besser entgegen. Es ist von der Performance generell schneller als der Ferrari, darüber hinaus viel einfacher zu fahren. Außerdem kommt die Balance Sebastian deutlich entgegen.
Sie wollten ihn unbedingt. Sie haben große finanzielle Mittel für ihn eingesetzt. Das ist natürlich ein gutes Gefühl, gewollt zu werden, gerade in seiner jetzigen Situation. Ein kleines kompaktes Team mit allen Möglichkeiten. Mit Unterstützung von Mercedes. Dazu gepaart mit dem für ihn so wichtigen Wohlfühlfaktor. Das wird für ihn von Anfang an eine Atmosphäre sein, die ihm gefällt. Vergleichbar mit Red Bull früher. Und da ist er ja immerhin viermal Weltmeister geworden. Ich bin mir sicher: Seine Zeit ist noch nicht vorbei. Er will und wird es allen nochmal zeigen.
Auch Max Verstappen musste beim vergangenen GP keine Vergnügungssteuer zahlen. Er war außer sich vor Wut nach seinem dritten Ausfall der Saison. "Das hat man von so einer verdammten Scheiße!", wütete er am Boxenfunk und legte bei den Kollegen von Zig Sport im TV sogar noch nach: "Im Moment habe ich einfach die Schnauze voll und keinen Bock mehr!"
Da wird offensichtlich: Bei Red Bull ist extrem viel Druck auf dem Kessel. Das merkt man der Teamführung an. Allen voran Dr. Helmut Marko. Aber eben auch Max. Ich glaube, dass die Erwartungshaltung im Winter schon sehr hoch war. Man hat intern darüber gesprochen, um den Titel mitzufahren. Und die Wahrheit ist natürlich bitter.
Ich verstehe den Ärger von Max. Sein Auto hat nicht funktioniert. Zum wiederholten Male. Dazu kommt: Der Motor ist leider generell nicht auf dem Niveau von Mercedes. Schlimmer noch: Er geht auch noch kaputt. Der Zug Richtung WM-Titel scheint abgefahren. Das tut unglaublich weh.
Ich werde immer wieder gefragt, ob Lewis Hamilton der größte Rennfahrer aller Zeiten ist. Jetzt wo er ja viele Rekorde meines Bruders bricht. Meine Meinung: Er ist auf jeden Fall der Größte "seiner" Zeit. So wie Michael das auch war.
Ein Vergleich mit meinem Bruder ist aber schwierig, da viele Faktoren mit einspielen. Lewis hat natürlich zu seinem genialen Talent auch noch ein Mega-Paket. Das ist nicht vergleichbar mit Michael damals.
Was er damit macht ist aber trotzdem super. Was mir besonders gut an ihm gefällt ist, dass er auch aus Kompromissen eine Menge rausholt. Dass er keine Fehler macht. Deswegen muss man sagen, dass er bei weitem der beste Fahrer im Feld ist.
Aber wie schaut es mit seiner Zukunft aus? Der neue Vertrag ist immer noch nicht unterschrieben. Das ist spannend zu betrachten. Wie geht es für ihn und Mercedes weiter? Ich kann die Situation nur so einschätzen: Es gibt das Gerücht, dass Mercedes sein Team bis Ende nächsten Jahres verkaufen will. Dieses Gerücht hält sich hartnäckig im Fahrerlager.
Diese Ungewissheit hat natürlich auch Folgen. Sie lähmt solche Zukunftsentscheidungen. Lewis ist ja keine ganz unwichtige Personalie. Sicher auch eine sehr teure. Er will darüber hinaus auch einen Vertrag, der länger ist als nur ein Jahr. Die Ungewissheit die über dem Team schwebt, ist sicher ein guter Grund warum die Verhandlungen zwischen ihm und dem Team so lange dauern und immer noch nicht finalisiert sind.
Mick ist auf einem sehr guten Weg Richtung Formel 1. Ich habe immer gesagt, dass es für Mick wichtig ist, immer bei den Top3 dabei zu sein. Jetzt hat er auch gewonnen, gehört immer zu den schnellsten und führt die Meisterschaft an.
Seine Lernkurve über das Jahr ist sehr vielversprechend. Dementsprechend kann ich mir nicht vorstellen, dass Mick nicht nächstes Jahr Formel 1 fahren wird. Eins ist sicher: Er hat auf jeden Fall das Zeug dazu, im kommenden Jahr F1 zu fahren.
Er war Vizemeister in der Formel 4. Die Formel 3 hat er gewonnen. Jetzt ist er gerade Führender der F2. Er hat über mehrere Jahre und Klassen hinweg Leistung gezeigt und bewiesen dass er zu den Besten gehört. Also ist auch klar, dass er das Potential hat, Formel 1 zu fahren.