Für Aston Martin ist es ein Coup, für die Welt der Formel 1 ein Erdbeben: Adrian Neweys Wechsel ist eine Kampfansage des Rennstalls aus Silverstone. Das Team von Lawrence Stroll hat nun alle Trümpfe in der Hand. Sky erklärt, weswegen den Briten die Zukunft gehört.
Er ist kein Mann der großen Worte oder Bühnen. Bei der Pressekonferenz zur Verkündung seiner Personalie bleibt Adrian Newey zurückhaltend wie eh und je - der 65-Jährige lässt lieber am Zeichenbrett Taten sprechen. Er ist eine der großen Legenden des Sports: Zwölf Konstrukteurstitel gewannen die von ihm konzipierten Fahrzeuge, drei Herstellern verhalf er zur Krone der Königsklasse.
Nun sichert sich Aston Martin die Dienste des Stardesigners. Für das Team von Milliardär Lawrence Stroll ist es der nächste Schritt auf dem Weg zum Superteam.
Diese Faktoren machen den Traditionshersteller zum Rennstall der Zukunft:
Das Ingenieurteam
Newey übernimmt als "Managing Technical Partner" ein aufgestocktes Top-Team von Ingenieuren. Unter anderem verpflichtete der Stall um Inhaber-Sohn Lance Stroll und Doppel-Weltmeister Fernando Alonso auch Enrico Cardile und Andy Cowell. Cardile führte über Jahre die Aerodynamik-Abteilung von Ferrari, Cowell hatte für Mercedes als Leiter der Motorenabteilung einen großen Anteil an den Weltmeistertiteln von 2014 bis 2021. Newey komplettiert nun ein renommiertes Dreiergespann. Das Superhirn brauchte für Bestleistungen in der Vergangenheit jedoch ein Arbeitsumfeld, indem er sich wohlfühlt und entfalten kann, um Höchstleistungen zu erbringen. Stimmt die Chemie aber, scheinen Titel garantiert.
Die neue Superfabrik
Um mit 65 Jahren noch mal eine so große Aufgabe anzunehmen, musste für Newey alles stimmen. Das stattliche Gehalt ist ein Faktor (mit Boni sollen es bis zu 35 Millionen Euro pro Jahr sein), doch vielmehr ist es das Umfeld, das Newey schließlich zu Aston Martin getrieben hat. Kein Umzug in ein anderes Land wie Italien ist nötig, eine neue Superfabrik in Silverstone wird zum Arbeitsplatz. Die hat es in sich: Hunderte Millionen hat Mode-Mogul Stroll in drei neue Gebäude investiert. Diese bieten allesamt optimale Voraussetzungen für die Fahrzeugentwicklung. Das Herzstück entsteht in Gebäude drei. Ein lasergestützter Windtunnel, der Neuste in der Formel 1, soll bis spätestens Januar 2025 einsatzbereit sein. Welches Potenzial damit entfacht werden kann, zeigt sich aktuell bei McLaren: Seitdem der Windtunnel in Woking funktioniert, geht es für das Team stetig bergauf - Stichwort: Titelkandidat.
Werksmotoren von Honda
Aston Martin steigt 2026 vom Kunden- zum Werksteam auf. Nach der Trennung von Honda und Red Bull vollzogen die Japaner einen Rückzug vom F1-Rückzug. Für den großen Reglement-Wechsel 2026 (Alle Infos hier) genau das, was die Briten weiter nach vorne bringen könnte. Die letzte Motorenrevolution 2014 verhalf Mercedes zur jahrelangen Dominanz. Honda beliefert keine weiteren Teams, der Motor wird also exklusiv und maßgeschneidert für Aston Martin entwickelt. Newey freut sich, weiter mit den Japanern zu arbeiten: "Die Zusammenarbeit war immer sehr einfach", erzählte er und merkte an: "In Zukunft wird es wohl mehr als je zuvor auf ein gutes Zusammenspiel zwischen Motor und Chassis ankommen".
Benzin von Aramco
Einen Kraftstoffpartner haben alle Teams der Formel 1, doch der Wechsel zu 100 Prozent synthetischem Rennbenzin ab 2026 dürfte für Aston Martin ein Vorteil sein: Partner Aramco hat den größten Entwicklungsvorsprung bei sogenannten E-Fuels, da müssen andere Hersteller erst mal anknüpfen.
Entwicklungsfahrer Fernando Alonso
Alonso ist nicht nur ein doppelter Weltmeister, mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung gilt der Spanier auch als verlängerter Arm der Ingenieure im Cockpit. Als Fahrer gibt er sehr detailliertes Feedback und kann so die Entwicklung eines Autos maßgeblich in die richtige Richtung beeinflussen. Für Newey ein großes Plus. Der neue Chefentwickler ist bekannt für seinen pragmatischen Ansatz, er ist gerne an der Strecke und setzt auf das Wort seiner Fahrer.
Auch wenn das neue Superteam möglicherweise einige Jahre braucht, um die Früchte seiner Arbeit zu ernten, könnte Alonso ein großes Erbe hinterlassen. Dem 43-Jährigen ist das bewusst: "Die Vision von Lawrence (Stroll, Anm. d. Red.) nimmt Form an: Mit Adrian, Honda, Aramco und dem neuen Windkanal. Es ist das Team der Zukunft."
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