Formel-1-Reporterin Sandra Baumgartner spricht in ihrer Kolumne "Back on Track" über die aktuellen Themen in der Königsklasse des Motorsports auf skysport.de. Dieses Mal geht es um Emotionen und Reaktionen.
Ich bin für Emotionen und ich bin dafür, dass Sportler ihre Emotionen auch raus lassen. Doch das geht auch anders als zu schubsen und handgreiflich zu werden. Doch die Rangelei zwischen Max Verstappen und Esteban Ocon ließ das Sportliche am Sonntagabend in den Hintergrund rücken.
Hätte Verstappen den Force-India-Piloten nach dem Rennen nicht mehrfach geschubst, hätte Esteban Ocon den Schwarzen Peter für seine Aktion auf der Strecke bekommen. Er wurde ja auch bestraft. Schließlich hat der den Führenden bei einer Überrundung gefährdet und seinen Rennsieg vereitelt. Doch durch sein unüberlegtes Handeln hat sich Verstappen den Schwarzen Peter erfolgreich zurückgeholt.
Verstappen: Temperament vom Vater geerbt
Ich verstehe, dass Verstappen sauer war. Ich verstehe auch, dass er ihn am Teamfunk "Idiot" genannt hat und ein wenig verstehe ich sogar den Stinkfinger, den er ihm gezeigt hat. Aber seine Reaktion nach Rennende verstehe ich nicht. Verstappen folgte Ocon in die FIA Garage und schubste ihn mehrfach. Das Temperament hat wohl von seinem Vater geerbt.
Die FIA hat ihn dafür zu zwei Tagen öffentlichkeitswirksamer Arbeit verdonnert, weil er seiner Vorbildrolle nicht gerecht geworden ist und gegen den sportlichen Kodex der FIA verstoßen hat. Ähnliches gab es 2017 nach dem Rempler von Sebastian Vettel gegen Lewis Hamilton in Baku.
Auf den Spuren von Nelson Pique?
Vettel wurde zwar nicht offiziell dazu verdonnert, hat sich aber dazu verpflichtet, sich im Nachwuchsbereich zu engagieren und durfte für den Rest des Jahres nicht mehr an Veranstaltungen der FIA zur Sicherheit im Straßenverkehr teilnehmen.
Ich bin gespannt, was sich die FIA jetzt für Verstappen ausdenkt. Ich frage mich, was passiert, wenn es mal um Wichtigeres geht als "nur" um den Rennsieg. Will Verstappen etwa in die Fußstapfen von Nelson Pique treten? Der ließ ja auch gerne mal die Fäuste fliegen, statt nur zu schubsen.
Verstappen wird nicht ruhiger werden
Ich glaube jedenfalls nicht daran, dass Verstappen in den nächsten Jahren ruhiger wird. Wir werden noch so einige Sachen mit ihm am Teamfunk und auf der Strecke erleben. Ob die anderen Fahrer sich jetzt noch mehr in Acht nehmen, wenn der Niederländer im Rückspiegel auftaucht? Einige haben ja schon zugegeben, dass sie extra Platz lassen, wenn der Red-Bull-Pilot in der Nähe ist.
Verstappen und Ocon werden sicher nicht mehr die besten Freunden, aber immerhin konnten sie den Vorfall ad acta legen und haben sich danach auch die Hände geschüttelt.
Über mich:
Autonärrin, Motorsportliebhaberin, Petrolhead
Motorsport ist, seit ich denken kann, meine absolute Leidenschaft. Seit sieben Jahren berichte ich als Journalistin für Sky über die Formel 1. Manchmal mit so viel Power, dass mir mein Kollege Noah Pudelko den redaktionsinternen Spitznamen "Die Düse" verpasst hat.
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