Carlos Sainz durchbricht beim GP von Singapur die Dominanz von Red Bull und Max Verstappen. Ein cleverer Smooth-Operator-Move beschert dem Ferrari-Piloten seinen zweiten Karriere-Sieg.
Es ist hinlänglich bekannt, dass Carlos Sainz sich selbst den Spitznamen Smooth Operator gibt. Zu Deutsch bedeutet dies soviel wie Schlitzohr oder auch Schlawiner. Beim Großen Preis von Singapur macht er diesem Namen mit seiner cleveren Strategie alle Ehre.
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Sainz von Norris und den Mercedes unter Druck gesetzt
Doch von Beginn an: Sainz ging nach einem bislang sehr starken Wochenende mit einem zweiten und zwei ersten Plätzen in den Trainingssessions von der Pole Position aus ins Rennen. Dort sah sich der Spanier über die gesamte Renndauer dem Druck von McLaren-Pilot Lando Norris und den beiden Mercedes-Piloten George Russell und Lewis Hamilton ausgesetzt.
Doch anders wie in früheren Rennen der Saison, in denen entweder Ferrari oder der Fahrer selbst falsche oder schlechte Entscheidungen getroffen hatten, griff beim Sieg in Singapur ein Rädchen ins andere.
Auch auf den taktisch-strategischen Angriff der Mercedes, die in der Endphase des Rennens eine Safety-Car-Phase für einen zweiten Reifenwechsel nutzten und in den letzten Runden mit frischen Medium-Reifen zur Auholjagd bliesen, hatte Sainz die richtige Idee.
Sainz gibt Norris mit Absicht DRS
"Es ging darum, den Reifen richtig zu managen, den Verschleiß immer im Auge zu behalten. Das Safety Car hat uns dann gezwungen früher reinzukommen als wir eigentlich wollten. Ich wusste, dass ich dann einen sehr langen Stint auf den harten Reifen haben würde und ich musste George (Russell, Anm. d. Red.) hinter mir halten. Es hat perfekt funktioniert, auch wenn es sehr eng war am Ende. Ich habe Lando (Norris, Anm. d. Red.) etwas DRS gegeben am Ende, um ihm zu helfen", erklärt Sainz am Sky Mikrofon.
Doch mit dem schlitzohrigen Move hat Sainz nicht nur seinem guten Freund Norris zu Platz zwei verholfen, sondern sich selbst zu seinem zweiten Karrieresieg. "Ich wusste, dass wenn George und Lewis ihn überholen würden, würde es für mich schwieriger werden. Deshalb wusste ich, dass ich Lando zwischen uns halten musste. Wenn es 1,2 oder 1,3 Sekunden Abstand waren, habe ich ein wenig langsamer gemacht, um ihm DRS zu geben. Das hat dann für ihn ausgereicht, um die Mercedes unter Kontrolle zu halten. Das ist nicht einfach, wenn man sich dadurch selbst ins Risiko bringt. Aber es hat funktioniert", erklärt ein sichtlich erleichterter und zufriedener Sainz.
Wolff und Glock loben Sainz
Dieser clevere Schachzug rang auch der Konkurrenz ein Lob für den Spanier ab - so zum Beispiel Mercedes-Teamchef Toto Wolff am Sky Mikrofon: "Er hat das so gut gemanaged und hat sich immer wieder Lando dazu geholt. Es war auf unglaublich hohem Niveau."
Für Sky Experte Timo Glock war Sainz gar "der Mann des Wochenendes." "Er hat sich von Anfang an immer auf die Strategie konzentriert, wusste immer was zu tun ist. Er hat das Feld immer so eng zusammengehalten, dass Russell keinen Undercut mit einem frischen Reifen machen konnte. Das hat man sehr gut und clever hinbekommen. Es zeigt das Momentum, das er seit der Sommerpause hat. Hut ab vor Carlos Sainz."
Sainz mit Aufwärtstrend
Platz fünf beim GP der Niederlande, Platz drei beim GP von Italien und nun der Sieg in Singapur: Die Formkurve bei Sainz zeigt seit der Sommerpause kontinuierlich nach oben. Nun hat es auch mit seiner "ersten Smooth Operation im Ferrari" geklappt, wie er nach der Ziellinien-Überfahrt lautstark funkte.
Auch wenn Red Bull mit Verstappen in den kommenden sieben Rennen aller Voraussicht nach wieder deutlich stärker unterwegs sein wird, hat Sainz gezeigt, dass er, wenn alle Umstände passen und die Konkurrenz etwas schwächelt, zur Stelle ist.
Die nächste Smooth Operation scheint nur eine Frage der Zeit zu sein ...
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