Der GP von Aserbaidschan hätte für die Top-Teams nicht unterschiedlicher laufen können. Während Red Bull und Verstappen aus mehreren Gründen feiern, ist Ferrari am Tiefpunkt angekommen. Diesen scheinen zwei andere Piloten hingegen überwunden zu haben. Die Erkenntnisse zum Rennen in Baku.
1. Bestmarke, Jubiläum & Co.: Verstappen besiegt Baku-Fluch
Der Gedanke an Baku dürfte in Max Verstappen bislang keine Glücksgefühle ausgelöst haben. Ganz im Gegenteil: Wie eine dunkle Wolke schwebte die bisherige Historie des Niederländers in der Hauptstadt Aserbaidschans über ihm. In den fünf Rennen, die bislang auf dem Baku City Circuit stattgefunden haben, verpasste der amtierende Weltmeister jedes Mal das Podium - aus unterschiedlichsten Gründen.
Doch diesen Fluch konnte Verstappen am Sonntag im sechsten Anlauf endlich besiegen. Mit dem Sieg baut der Weltmeister nicht nur seinen Vorsprung in der WM-Wertung aus, sondern bricht gleichzeitig auch noch einen Rekord bei Red Bull. Mit seinem 66. Podium übertrifft er die bisherige Bestmarke von Sebastian Vettel.
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Mit seinem 25. Karriere-Sieg zieht er zudem in der All-Time-Rangliste mit den bisherigen Neuntplatzierten Jim Clark und Niki Lauda gleich. Und: Verstappen hat nun insgesamt 100 Punkte-Rennen in seiner Statistik.
Auch in Bezug auf seinen WM-Kontrahenten Charles Leclerc gibt es einen kuriosen Fun Fact, der besonders dem Niederländer schmecken dürfte. 15-mal startete Leclerc bislang in seiner Karriere von der Pole Position - wie auch beim GP von Aserbaidschan. Viermal brachte der Monegasse die beste Ausgangsposition auch ins Ziel. Verstappen jedoch siegte bei einer Leclerc-Pole sogar fünfmal!
2. Erneutes Ferrari-Fiasko - Scuderia schlägt Alarm
Apropos Leclerc: Der Monegasse und die Scuderia Ferrari erlebten in Baku ein Fiasko. Nachdem in dieser Saison immer wieder einer der beiden Piloten selbst- oder unverschuldet ausgeschieden ist, traf es nun sowohl Leclerc als auch Carlos Sainz. Der Spanier verabschiedete sich bereits nach wenigen Runden mit einem Hydraulikproblem, Leclerc ereilte das Aus in Führung liegend aufgrund eines Motorschadens. Vor drei Grands Prix führte Ferrari die Konstrukteurswertung noch vor Red Bull an, nun liegt die Scuderia 80 Punkte hinter Verstappen & Co.
Ferrari hat eine sich schnell drehende Abwärtsspirale ereilt, die schnellstmöglich beendet werden muss. Ansonsten droht der Scuderia die WM in den kommenden Wochen zu entgleiten. Dementsprechend angespannt zeigen sich auch die Akteure, wie beispielsweise Teamchef Mattia Binotto, der am Sky Mikrofon zugibt: "Das bereitet uns definitiv Sorgen. Wir haben schon darüber gesprochen, bevor wir nach Baku gekommen sind, dass Zuverlässigkeit ein Schlüsselfaktor ist. Wir haben im Winter einiges gepusht, um das Auto zu verbessern, jetzt zeigt uns das, dass wir immer noch keine hundertprozentige Zuverlässigkeit haben."
Doch genau diese könnte im diesjährigen WM-Kampf den Ausschlag geben. Das beste Beispiel dafür ist George Russell von Mercedes. Der junge Brite befindet sich lediglich 17 Zähler hinter Leclerc, obwohl der Silberpfeil mit der Pace der beiden Top-Teams nicht mithalten kann. Doch durch die Konstanz (in jedem Rennen in den Top 5) hält Russell so den Anschluss.
Dies bleibt auch dem bislang unglücklich agierenden Sainz nicht verborgen: "Wir wissen, dass wir uns in Sachen Zuverlässigkeit verbessern müssen. Ich hatte sehr viel Pech bisher. Es ist schwierig in Schwung zu kommen, wenn die Konstanz fehlt. Ich muss Runden und Rennen fahren, um Erfahrung zu sammeln."
Ein Blick auf die bisherige Saison zeigt, dass das negative Momentum mittlerweile gänzlich zu Ferrari gewandert ist. War es zu Saisonbeginn noch Red Bull, das mit Ausfällen und technischen Problemen zu kämpfen hatte, hadert nun Ferrari Rennwochenende für Rennwochenende mit Schwierigkeiten - und das, obwohl das Auto eigentlich verbessert wurde, wie ein geknickter Leclerc am Sky Mikrofon erklärt: "Wir hatten zu Beginn der Saison keine großen Probleme, jetzt schon ein wenig mehr. Eigentlich haben wir aber das Auto verbessert, es ist schwierig, das jetzt zu verstehen. Ich habe auch nicht das ganze Bild von dem, was heute passiert ist, aber ich persönlich muss sagen, dass es schmerzt."
Das negative Ferrari-Bild vom Sonntag komplettierten dann noch die beiden Ausfälle von Guanyu Zhou (Alfa Romeo) und Kevin Magnussen (Haas), die beide wegen eines streikenden Ferrari-Motors aufgeben mussten.
3. Vettel setzt positiven Lauf in Baku fort
Deutlich positiver verlief das Wochenende für Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel, der damit seine bislang erfolgreiche Historie in Baku fortsetzt. Zwei zweite Plätze, ein dritter und zwei vierte Plätze standen bislang zu Buche. Nun folgte im Vergleich zur Spitze im deutlich unterlegenem Aston Martin ein beachtlicher sechster Rang. Und wer weiß, vielleicht wäre es für Vettel sogar noch weiter nach vorne gegangen, wäre da nicht dieser eine Verbremser im Zweikampf gegen Esteban Ocon (Alpine) gewesen.
Doch mit hypothetischen Fragen will sich Vettel gar nicht aufhalten: "Die Zufriedenheit überwiegt. Ich wollte unbedingt vorbei, weil ich auf den frischen Reifen schneller war. Es war an der Zeit, Esteban Ocon zu überholen, ich habe mich da vorbeigedrückt und es war ein wenig eng, deshalb war ich mir unsicher. Dann war ich zu spät und bin geradeaus gefahren. Ohne den Dreher hätten wir ein einfacheres Rennen gehabt und hätten auf Platz fünf kommen können, aber alles in allem war es ein gutes Wochenende für uns."
Generell verfestigt sich der Eindruck, dass Vettel mit dem "neuen" Aston Martin, der seit Barcelona zum Einsatz kommt, besser zurecht kommt. Dies wird nicht nur durch eigene gute Ergebnisse deutlich, sondern ist besonders durch die Kluft zwischen dem Heppenheimer und dessen Teamkollegen Lance Stroll zu erkennen. In allen drei Rennen landete Vettel vor dem Kanadier. Während dieser keinen Zähler einfuhr, kam Vettel im gleichen Zeitraum auf neun.
4. Ricciardo-Erfolg zur rechten Zeit?!
Einen ganz wichtigen Teilerfolg feierte in Baku Daniel Ricciardo. Der Australier von McLaren geriet in den vergangenen Wochen immer mehr in die Kritik. Stimmen mehrten sich, dass der 32-Jährige keine Zukunft mehr beim Traditionsrennstall habe. Auch Sky Experte Ralf Schumacher ist der Meinung, dass Ricciardo "auf jeden Fall ein Wackelkandidat" ist. Zu deutlich war bislang der Unterschied zu seinem Teamkollegen Lando Norris. Doch womöglich kam sein kleiner Erfolg in Baku nun gerade zur rechten Zeit.
Erst zum dritten Mal in dieser Saison - nach Bahrain und Miami (Ausfall von Norris) - landete Ricciardo vor dem jungen Briten. Deshalb fühlte sich P8 für den Australier gegenüber P9 von Norris wie ein kleiner Sieg an. "Ich bin glücklich, wieder in den Punkten zu sein. Ich bin für mich persönlich glücklich, einen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben", zeigte sich Ricciardo am Sky Mikrofon erleichtert. Für seine Zukunft bei McLaren, wo er noch bis 2023 unter Vertrag steht, habe ihm diese Leistung einen Push versetzt. "Ich hatte bisher mehr Probleme als Erfolge, aber ich möchte diese Situationen umkehren. Ich weiß, dass ich dazu in der Lage bin. Dieses Wochenende hat noch nicht alles funktioniert, aber ich bin motiviert und schaue nach vorne."
Auch Sky Experte Ralf Schumacher sieht in dem Ergebnis von Ricciardo Potential für eine erfolgreiche Zukunft: "Dieses Wochenende ist auf jeden Fall ein Knotenlöser, und das motiviert ihn wieder. Man verliert den Glauben an sich selbst, wenn man es überhaupt nicht mehr hinkriegt, deshalb ist es hilfreich, an so einem Wochenende auf Augenhöhe mit dem Teamkollegen zu sein und vor ihm anzukommen. Das nimmt er mit nach Kanada. Wir drücken ihm die Daumen, er ist eine Frohnatur, die man gerne in der Formel 1 hat."
5. Kuriose Baku-Statistik besteht weiter
Und zum Abschluss noch eine Statistik für alle Zahlen-Freunde: "Baku ist chaotisch", erklärte Mick Schumacher noch am Samstag nach dem Qualifying und bezog sich damit auch auf die bisherige Historie dieses Grand Prix. Dass dieser viel Action und auch Überraschungen liefert, zeigt die Siegerliste. In den bisherigen fünf Rennen gab es immer einen unterschiedlichen Gewinner (2016: Nico Rosberg, 2017: Daniel Ricciardo, 2018: Lewis Hamilton, 2019: Valtteri Bottas, 2021: Sergio Perez).
Mit dem jüngsten Erfolg von Verstappen setzte sich diese in der Formel 1 doch alles in allem kuriose Serie fort.
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