Formel 1 in Frankreich: Sainz hilft Leclerc - dreht Red Bull den Spieß um?

Windschatten-Spiele in Frankreich! Red Bull will Quali-Spieß umdrehen

Von Max Georg Brand

Das Qualifying von GP von Frankreich 2022 zusammengefasst in XXL-Highlights im Video.

Charles Leclerc startet am Sonntag in Le Castellet von der Pole Position. Zu verdanken hat er das seinem Teamkollegen Carlos Sainz. Zusammen schlugen sie Red Bull mit deren eigenen Waffen. Das Blatt könnte sich jedoch schon am Sonntag wieder wenden.

In der Regel ist der Teamkollege für einen Formel-1-Piloten der erste Gegner im Fahrerfeld. Ihn gilt es in erster Linie in Schach zu halten. Auch wenn es oft so scheint, als drehten da 20 Einzelkämpfer ihre Runden, ist dem nicht immer so. Nicht selten ist man auf seinen Kollegen auf der Strecke angewiesen. Das bewiesen Charles Leclerc und Carlos Sainz am Samstag beim Qualifying in Le Castellet eindrucksvoll.

Sainz, der aufgrund einer deftigen Startplatz-Strafe am Sonntag (live ab 13.30 Uhr auf Sky Sport F1) nur aus der letzten Startreihe ins Rennen gehen wird, hätte im Qualifying eigentlich gar nicht großartig an den Start gehen müssen. Doch der Spanier erledigte seine Hausaufgaben in Q1 und Q2, um Leclerc im entscheidenden dritten Durchgang unter die Arme zu greifen. Dort war Sainz nur noch das Zugpferd für den Monegassen, ohne selbst eine Zeit zu setzen.

Ferrari hat in Q3 zweimal den Windschatten von Carlos Sainz genutzt, um den zweiten Piloten - Charles Leclerc - auf die Pole zu bugsieren.

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Leclerc profitiert vom Windschatten-Spiel

Dass die Scuderia auf eine Runde gesehen an diesem Wochenende schnell sein würde, das zeigten bereits die Trainingsläufe am Freitag. Ihren Speed konnten sie am Ende mit einem kleinen, aber auch entscheidenden Trick in eine Pole Position ummünzen.

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Bereits im ersten Run in Q3 hing sich Leclerc an die Fersen seines Teamkollegen. Der Ferrari-Pilot nutzte den Windschatten des Spaniers in den Sektoren zwei und drei und setzte sich gleich an die Spitze des Fahrerfelds. Ihn und den kurz darauf heraneilenden Verstappen trennten zu diesem Zeitpunkt nur 0,008 Sekunden. Das Duell Leclerc-Verstappen versprach also Spannung bis zum Schluss.

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Und dazu kam es dann auch. Kurz vor Ablauf der Zeit und kurz vor Ende der jeweiligen Runden lagen der Weltmeister und sein Herausforderer beinahe gleichauf. Doch Leclerc bediente sich erneut des gleichen Tricks wie schon im ersten Run und ließ sich ein paar Hundert Meter von Sainz mitziehen.

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Für den 24-jährigen Ferrari-Piloten reichte es zu einer 1:30.872, womit er Verstappen, der nicht mehr nachlegen konnte, mit seiner 1:31.176 und dem Rückstand von 0,304 Sekunden auf den zweiten Platz verwies. "Wir waren bis zum Q2 mit Charles gleichauf. Dann hat Ferrari ziemlich geschickt ein Windschatten-Spiel organisiert. Sie haben das zwei Mal in Sektor 3 optimal ausgenutzt", analysierte Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko später im Sky Interview.

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Leclerc bedankt sich - Marko ist zuversichtlich

Leclerc wusste im Anschluss gleich, bei wem er sich zu bedanken hatte. "Danke an Carlos. Das war super Teamarbeit!", sagte der 16-malige Polesetter im Anschluss im Post-Quali-Interview. "Ohne Carlos und seine Hilfe wäre diese Zeit nie möglich gewesen. Diesen Speed müssen wir uns Rennen übertragen."

Charles Leclerc über Teamarbeit mit Sainz & Pace im Qualifying. Das Interview nach dem Qualifying im Video.

Ob das so einfach wird, darf bezweifelt werden. Ferrari zeigte auf dem Circuit Paul Ricard zwar starke Zeiten. Auf längere Distanz könnte es jedoch schwierig werden, ein ähnliches Tempo zu gehen. "Wir haben gesehen, dass bei Ferrari einige Motorenprobleme aufgetreten sind. Und bei diesen hohen Temperaturen und dieser hohen Vollgaslast, glaube ich, wäre es riskant, wenn sie das Rennen mit voller Last durchfahren", gibt sich Marko bei Sky zuversichtlich.

Sainz wird Leclerc erstmal nicht helfen können

Hinzu kommt, dass Leclerc dann vorerst auf seinen Teamkollegen wird verzichten müssen. Sainz ist erstmal damit beschäftigt, dass Feld von hinten aufzurollen. Ob der SF-75 bei der Hitze und dem Verkehr, in dem sich Sainz befinden wird, irgendwann noch Hilfestellung geben kann, ist fraglich.

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Anders ist es bei Red Bull. Das österreichische Team könnte den Spieß am Sonntag umdrehen und wird versuchen, ebenfalls auf Teamarbeit zu setzen, sofern dies der Rennverlauf hergibt. Mit Verstappen und Sergio Perez sitzt Leclerc ein eingespieltes Duo im Nacken.

RB Chef Dr. Helmut Marko über Pace, Windschatten-Opfer & Statistiken. Das Interview im Video.

Dass beide den Windschattenkniff nicht auch anwendeten, war unter anderem den Silberpfeilen geschuldet, wie Marko im Nachgang erklärte: "Dazu waren die Mercedes zu nah dran. Das wollten wir nicht riskieren. Zum anderen haben wir gesehen, dass das Aufwärmen von Reifensatz zu Reifensatz unterschiedlich ist. Wir haben sicherlich keine optimale Balance gehabt. Das ist aber nur im Hundertstel- oder Zehntelbereich. Das hat Ferrari ganz einfach besser hingekriegt."

Red Bull setzt auf Bremsklotz Perez

Im Rennen soll das dann anders laufen und Perez dem Weltmeister zum Sieg in Frankreich verhelfen: "Wir haben Perez hoffentlich auch im Background im Gegensatz zu Ferrari." Der Mexikaner könnte beispielsweise dann, wenn es zu Boxenstopps kommt, als Bremse für Leclerc dienen und seinem Partner so wichtige Zeit verschaffen. In diesem Zusammenhang kommt den Formel-1-Fans gleich der ikonische Satz: "Checo is a Legend" in den Sinn. Vermeldet von Verstappen über den Boxenfunk, kurz nachdem Perez im Saisonfinale 2021 von Abu Dhabi Lewis Hamilton minutenlang einbremste.

Max Verstappen wurde beim Qualifying hinter Charles Leclerc nur Zweiter - dennoch ist er für das Rennen zuversichtlich gestimmt. Das Interview im Video.

Perez, dieses Mal einen anderen Konkurrenten im Fokus, zeigte sich nach dem Qualifying auch gleich angriffslustig: "Das Ziel fürs Rennen: Charles Leclerc unter Druck setzen." Zusammen wollen sie Ferrari (303 Punkte) und Leclerc (170) auf Distanz zum eigenen Team (359) und zu Verstappen (208) halten. Die Voraussetzungen sind gut, dass die Roten Bullen die Scuderia vor eine große Aufgabe stellen können. "Unsere Stärke ist nicht die Quali", sagte Verstappen nach der Qualifikation. Wir haben ein sehr gutes Rennauto. Das wird uns morgen zugutekommen. Wir sind schneller auf den Geraden. Das können wir morgen nutzen." Am besten in Co-Produktion.

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