Logan Sargeant sitzt derzeit im einzig noch unbestätigten Cockpit für die kommende Saison. Eigenwerbung konnte der US-Amerikaner bisher selten für sich betreiben. Im Gegenteil: In Suzuka legte er die nächste Bruchlandung hin.
Es gibt auf Twitter einen inoffiziellen Fan-Account zu Logan Sargeant, der es mit dem US-Amerikaner nicht ganz so ernst meint. Der Account heißt Logan Sargeant Updates und versorgt seine Follower mit den aktuellen Platzierungen des Rookies. Garniert wird diese Info mit einem Video, in dessen Hintergrund unter anderem die US-amerikanische Flagge weht, etwas explodiert oder ein Militärhelikopter seine Kreise dreht. Typisch amerikanisch soll das wohl sein. So sicher wie die berühmten Weißkopfseeadler jedoch durch das Bild fliegen, ist Sargeant dagegen in dieser Saison noch nicht über die Strecken der Formel 1 gedüst. Der 22-Jährige ist eher für seine Bruchlandungen bekannt.
Eine weitere zeigte der Williams-Pilot am Samstag im ersten Durchgang des Qualifyings in Suzuka. Der Floridian verlor eingangs der Start-Ziel-Gerade durch Übersteuern die Kontrolle über seinen Williams, geriet mit durchdrehenden Rädern auf das Gras, verlor dadurch die Traktion und krachte in die Streckenbegrenzung. Sargeant demolierte dabei große Teile seines Boliden. Den Mechanikern in seiner Box stand die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. "Nicht schon wieder!", wird der eine oder andere gedacht haben. Sargeant überstand den Unfall unversehrt.
"Ich war einfach zu aggressiv auf dem Gas, kam aufs Gras und da war's dann zu spät", so Sargeant im Anschluss. "Es ist schwierig. Einerseits willst du so hart pushen wie möglich, andererseits willst du keine Fehler machen. Das ist ein schmaler Grat. Den habe ich heute nicht gefunden."
Es ist nicht das erste Mal, dass er den FW45 zerlegte. Schon in Barcelona und Zandvoort schrottete er im Qualifying sein Auto. Für den Unfall während des Zandvoort-Rennens konnte er zwar nichts, trotzdem macht er häufiger durch Fahrfehler auf sich aufmerksam als durch Überraschungen, wie es beispielsweise die anderen Rookies tun.
Sargeant unter Druck - Schumacher: Er ist "überfordert"
Der Mann mit der Nummer zwei steht unter Druck. In bisher 15 Rennen holte er keinen Punkt, ist aktuell der einzige Pilot ohne Zähler im Feld und belegte nur einmal den elften Platz. Sein Teamkollege Alex Albon holte im gleichen Wagen immerhin 21 Punkte und ist die klare Nummer eins im Team. Dass er auch nächste Saison noch neben Albon fahren darf, ist längst nicht sicher. Im Fahrerlager wird gemunkelt, dass nach einer Saison schon wieder Schluss sein könnte.
Sky Experte Ralf Schumacher fragte sich im Rahmen der Übertragung, ob Sargeant nicht möglicherweise mit der Situation "überfordert" sei und deutete an, dass der US-Amerikaner das Team schon einiges an Reparatur- und Ersatzteilkosten gekostet habe. "Das ist eigentlich ein Fehler, den man in der Formel 1 nicht machen sollte."
Sein Pendant Timo Glock sieht das ähnlich: "Ich bin gespannt, was der nächste Kommentar von James Vowles [Williams-Teamchef, Anm. d. Red.] sein wird, der sich ja immer hinter ihn stellt und sagt, wir müssen ihm die Zeit geben. Aber das sind so viele Fehler, die da gerade gemacht werden, die dem Team wehtun, was das Budget angeht. Wir haben gesehen, wie die Mechaniker darunter gelitten haben", so der Sky Experte. "Er ist in einer schwierigen Ausgangsposition und die Frage ist, wie lange er noch für das Team tragbar ist. Es gibt in meinen Augen genug Möglichkeiten", spielt Glock auf eine mögliche Chance für Mick Schumacher an, der weiterhin auf der Suche nach einem Weg zurück ins Fahrerfeld ist.
Schumacher ist Ersatzfahrer bei Mercedes, die Williams mit der Power Unit beliefern und damit einen guten Draht nach Grove habe. Zudem hat der ehemalige Haas-Pilot mit seinen zwei Jahren im Cockpit mehr Formel-1-Erfahrungen als beispielsweise ein Felipe Drugovich (Ersatzfahrer bei Aston Martin), der ebenfalls als Kandidat gilt und bessere Karten haben soll.
Noch ist aber Sargeant "in charge". Der Mann aus Fort Lauderdale muss sich jedoch schleunigst beweisen. Eine weitere Bruchlandung kann er sich nicht leisten, strapaziert er bereits den finanziellen Rahmen zu sehr und stellt gleichzeitig die Geduld seiner Mechaniker auf die Probe.
Mehr zum Autor Max Georg Brand
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