Sky Experte Timo Glock beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Diesmal blickt er auf den GP von Australien zurück und nimmt dabei neben Ferrari, Red Bull und Mercedes auch das Horror-Wochenende von Aston Martin in den Fokus.
Ferrari hat ganz klar das stärkste und konstanteste Paket, das auf allen Streckenvarianten bislang sehr gut funktioniert hat und mit allen Reifenmischungen sehr gut umgeht. Die Scuderia bekommt die Reifen so immer wieder ins optimale Fenster. Am Wochenende in Australien hat man gesehen, dass alle anderen Teams genau in diesem Bereich ihre Schwächen haben - vor allem Red Bull, die nur am Anfang das Tempo mitgehen konnten, dann aber schnell vorne links Graining bekommen haben. Das war bei Ferrari nicht zu sehen und zu spüren. Der große Vorteil der Scuderia.
Eure Fahrer-Noten für den GP von Australien
Sainz dürfte viele Fragezeichen im Kopf haben
Zudem hat Charles Leclerc eine starke Performance im Rennen gezeigt und in allen Phasen des Grands Prix die Oberhand behalten - bis auf seinen kleinen Fehler, als er beim Re-Start beim Herausbeschleunigen Untersteuern hatte und Max Verstappen ihn angreifen konnte.
Beim Gesamtblick auf Ferrari ist es verwunderlich, dass so viele Fehler bei Carlos Sainz auftreten, aber nicht bei Leclerc. Man hat deutlich gesehen, dass Sainz aufgrund dieser Situation genervt war. Es ging schon im Qualifying los, als er zwei Sekunden zu spät über die Linie kam und so seine Runde aufgrund der Roten Flagge nicht mehr gezählt hat. Aber es sind auch viele kleine Fehler passiert, die Ferrari eigentlich nicht passieren dürfen. Diese sind dann ausgerechnet am Auto von Sainz passiert. Der Spanier dürfte ziemlich viele Fragezeichen im Kopf haben nach dem Rennwochenende.
Ferrari wird Priorität auf Leclerc legen
Nichtsdestotrotz hat Ferrari ein Paket, mit dem beide Fahrer Rennen gewinnen oder zumindest aufs Podium fahren können. Jetzt muss Ferrari dafür sorgen, dass die Probleme bei Sainz beseitigt werden.
Der Spanier hat bereits einen großen Rückstand auf seinen Teamkollegen. Aus diesem Grund wird Ferrari relativ früh die Priorität in gewissen Situationen auf Leclerc legen, um jeden Punkt im WM-Kampf mitzunehmen. Letztes Jahr hat man ja gesehen, dass jeder Punkt zählt.
Verstappen darf die Geduld nicht verlieren
Im Hinblick darauf komme ich zum nächsten Top-Team, Red Bull. Dort muss man die Fehler zwingend aussortieren. Das ist Red Bull nicht gewohnt. In den letzten Jahren hatte das Team keine technischen Probleme. Es gilt zu analysieren, woran das liegt. Dennoch ist es ein Worst-Case-Szenario, weil sie zu Beginn der Saison schon zu viele Punkte verlieren.
Klar reagiert auch Max Verstappen bei diesem Thema stark genervt und droht nun auch die Geduld zu verlieren. Die muss er aber haben. Er hat ein Auto, das gut funktioniert und mit dem er um die WM mitkämpfen kann. Aber dafür muss Red Bull die technischen Probleme zu schnell wie möglich aussortieren.
Kombination Hamilton/Russell wird Mercedes helfen
Von diesen hat bislang Mercedes profitiert. Das Team war bis hierher der Nutznießer und hat aus den Möglichkeiten das Maximum herausgeholt. George Russell hat dabei schon im dritten Rennen gezeigt, dass er die Pace von Lewis Hamilton mitgehen kann und auf Augenhöhe agiert. Für Mercedes ist das eine gute Ausgangsposition. Man kann sich auf beide Fahrer verlassen. Beide versuchen, das Paket zu verbessern. Das ist ein wichtiger Punkt, der Mercedes helfen wird, so schnell wie möglich zu entwickeln, die Fehler auszusortieren und das Auto in die richtige Richtung zu bringen. Es ist zwar noch ein langer Weg, aber mit zwei schnellen Fahrern, die gut zusammenarbeiten, wird das funktionieren.
Aston Martins Horror-Wochenende stellt Vettels Geduld auf die Probe
Und zum Abschluss noch Aston Martin: Was soll man dazu sagen? Der Rennstall von Sebastian Vettel erlebte in jeder Hinsicht ein absolutes Worst-Case-Wochenende. Die Einzigen, die man lobenswert herausstellen kann, sind die Mechaniker, die sich reingekniet haben, um die Autos immer wieder auf die Strecke zu bringen, was auch funktioniert hat. Doch sowohl Vettel als auch Teamkollege Lance Stroll hatten ein komplett unrundes Wochenende mit zahlreichen Fehlern. Besonders der von Stroll in Qualifikation, als er Latifi abräumt, darf einfach nicht passieren. Da muss er sich Gedanken machen.
Für den neuen Teamchef Mike Krack ist das keine einfache Situation. Er kommt zu Aston Martin und hat gleich so viele verschiedene Baustellen. Das wird ein harter Weg für das gesamte Team. Ich kann mir vorstellen, dass Sebastian Vettel auch irgendwann die Geduld verliert, weil er selbst weiß, wie lange es dauert, um aus so einem Tief herauszukommen. Deshalb stellt sich die Frage, ob er sich das noch antun möchte. Jetzt muss man die nächsten Rennen abwarten und schauen, wie er sich motivieren kann und was er dann für seine Zukunft entscheidet.
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