Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Formel-1-Themen. Nach dem Japan-GP spricht Schumacher über den erneuten Weltmeister Max Verstappen, den Riesenwirbel um Pierre Gasly, die Zukunft von Mick bei Haas und übt Kritik an der FIA.
Glückwunsch Max Verstappen zum zweiten WM-Titel! Er hat ein unglaubliches Jahr hingelegt, vor allem wenn man bedenkt, wie schwer der Saisonstart war. Da hatte er schon sehr viel Pech. Insgesamt ist der Red-Bull-Pilot natürlich ein würdiger Sieger. Was mir bei ihm besonders imponiert: Es gab in der Vergangenheit starke Fahrer, die gemeinsam mit ihrem Team dominiert haben. Im Verhältnis zu seinem Teamkollegen Sergio Perez macht Verstappen aber auch in einer eindrucksvollen Art und Weise im Team einen Unterschied.
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Er ist zwar erst 25 Jahre alt, trotzdem glaube ich, dass es jetzt etwas verfrüht wäre, darüber nachzudenken, ob er die Rekorde von Lewis Hamilton und Michael in Angriff nehmen kann. Ich gehe davon aus, dass Verstappen jetzt auch noch nicht darauf aus ist. Das ist noch weit weg. Vom fahrerischen Können kann er das natürlich auf jeden Fall, da besteht kein Zweifel. Wir wissen aber auch, dass es in der Formel 1 auch von Faktoren abhängig ist, die der Fahrer nicht immer beeinflussen kann.
FIA im Mittelpunkt der Kritik
Im Mittelpunkt des Geschehens stand am Sonntag auch die FIA. Wirft man mal einen Blick auf den Paragraphen, könnte man schon fast von Narrenfreiheit oder Willkür sprechen. Das ist im Grunde kein Problem. Die Entscheidung kann die FIA jederzeit treffen, aber dann kann man das zumindest einblenden, damit die Leute auf der ganzen Welt nicht herumrechnen müssen. Sie hätten gleich sagen können, wir werten das als vollen Lauf. Dann hätte man damit auch umgehen können. So wie es am Sonntag aber letztlich über die Bühne ging, war das nicht gut. Für alle Beteiligten inklusive des Teams selbst war es bis zum Schluss gar nicht nachvollziehbar, warum Verstappen überhaupt Weltmeister war. Er und die Verantwortlichen um Christian Horner und Dr. Helmut Marko waren selbst überrascht.
Bei den nassen Bedingungen in Suzuka standen natürlich auch die Reifen im Fokus. Sebastian Vettel hat sich nach dem Rennen vor allem über die Regenreifen beschwert. Als Fahrer ist man gezwungen, auf die Intermediates zu gehen, da der Regenreifen an sich so schlecht ist, dass man einfach zu viel Zeit verliert. Das hat wiederum den Nachteil, dass man als Fahrer bei Bedingungen rausgehen muss, wo Aquaplaning noch ein Risiko ist. Dann passieren Unfälle. Pirelli sollte versuchen, einen besseren Regenreifen zu bauen. Der Unterschied sollte nicht mehr ganz so groß sein.
Gasly-Strafe ist nachvollziehbar
Hochemotional war das Thema rund um Pierre Gasly. Ich kann die Kritik der Fahrer verstehen. Sie haben darauf hingewiesen, dass sie keine dieser Traktoren sehen wollen, solange noch Autos auf der Strecke unterwegs sind. Nichtsdestotrotz rechtfertigt das auch nicht, dass Gasly mit 250 km/h an dieser Stelle dem Feld hinterherfährt. Das ist alles andere als clever. Ich finde, da müssen sich beide Seiten hinterfragen.
Es kann außerdem kein Problem sein, solange keine direkte Gefahr in Verzug ist, zu warten, bis die Autos alle in der Box sind und dann erst den Traktor rauszuschicken. Es muss untersucht werden, wieso das letztlich anders gelaufen ist, als mit den Fahrern besprochen. Die Strafe für Gasly finde ich richtig und nachvollziehbar, denn der Rennabbruch war klar erkennbar. Da gibt es weiter die Regel, dass man Schritttempo fahren soll und jederzeit in der Lage sein soll, anzuhalten - und das aus gutem Grund, denn es können schließlich auch mal Menschen auf der Strecke sein.
Haas mit fragwürdiger Taktik
Eine fragwürdige Taktik des Haas-Teams hat Mick um eine bessere Platzierung gebracht, denn er war gut im Rennen. Ich glaube dennoch, dass Haas ein Team ist, das sich langsam in die richtige Richtung entwickelt. Ungewiss ist, wie viel Budget in der nächsten Saison zur Verfügung stehen und wie der Motor sein wird. Ich glaube, beide Seiten haben eine Zukunft und sollten das ausnutzen, was sie sich erarbeitet haben.
Die Verbesserung war vor allem von Micks Seite deutlich. Dennoch muss sich Haas hinterfragen. Denn solche Fehler, wie jetzt wieder in Suzuka, dürfen nicht mehr passieren. Wir sehen das auch bei Ferrari. Da ist nicht jeder Mitarbeiter so gut wie etwa bei Red Bull.
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