Formel-1-Reporterin Sandra Baumgartner spricht in ihrer Kolumne "Back on Track" über die aktuellen Themen in der Königsklasse des Motorsports auf skysport.de. Dieses Mal geht es um den Faktor Zeit.
Sebastian Vettel hat schon wieder Punkte liegen lassen. Lewis Hamilton sackt nach Monza den nächsten Sieg ein, mit dem er vor dem Wochenende nicht unbedingt gerechnet hatte. Schon in der Quali hat die Wahnsinnszeit von Hamilton die Konkurrenz geschockt. Doch auch ich habe danach noch gedacht, dass Vettel mit einem seiner Blitzstarts glänzen kann und auf dieser Strecke der Ferrari dem Mercedes überlegen ist.
Ferrari liegt oft daneben
Dieses Mal hat Vettel keinen Fehler gemacht, aber das Team verpokert sich wieder einmal beim Boxenstopp. Ja klar, wer nicht am Kommandostand sitzt, kann hinterher leicht sagen, es war die falsche Entscheidung. Die Reifenwahl, das Timing. In diesem Jahr fällt auf, wie oft Ferrari bei der Strategie daneben liegt.
Nach jedem Rennen, in dem Vettel Punkte liegen gelassen hat und Hamilton weiter enteilt ist, dachte ich, es ist noch Zeit zurückzuschlagen. Es ist noch Zeit für das Team, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es ist noch Zeit, für Vettel in überragende Form zu kommen. Dem ist bald nicht mehr so. Vettel laufen die Rennen davon. Es sind nur noch sechs und zwei davon sind absolutes Hamilton Territorium.
Hamilton ist aktuell unschlagbar
Wenn Vettel ab sofort alle Rennen gewinnt und Hamilton immer Zweiter wird, hat er die WM mit 2 Punkten Vorsprung gewonnen. Ich glaube aber nicht daran, dass sich das Blatt so einfach zu Gunsten von Vettel wendet. In seiner derzeitigen Form ist Hamilton vor allem mental unschlagbar. Er surft auf seiner eigenen Erfolgswelle ganz oben. Er glaubt zu jeder Zeit an sich, sein Können und an den fünften Weltmeistertitel und er fährt mal wieder in seiner ganz eigenen Liga.
Aber es ist immer noch Rennsport und da kann zu jeder Zeit alles passieren. Für Vettel ist noch nichts verloren. Aber 40 Punkte Vorsprung für Hamilton sind schon ein Brett. Es hat schon einige Aufholjagden in der Formel 1 gegeben, zwei davon hat Vettel selbst 2010 und 2012 geliefert. Wenn er es schaffen will, muss er jetzt damit anfangen.
Über mich:
Autonärrin, Motorsportliebhaberin, Petrolhead
Motorsport ist, seit ich denken kann, meine absolute Leidenschaft. Seit 7 Jahren berichte ich als Journalistin für Sky über die Formel 1. Manchmal mit so viel Power, dass mir mein Kollege Noah Pudelko den redaktionsinternen Spitznamen "Die Düse" verpasst hat.
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