Neue Saison, neue Regeln, neue Autos. James Allison, technischer Direktor bei Mercedes, erklärt anhand des W12, was sich bei den Silberpfeilen zur neuen Saison geändert hat.
"Wenn ich vor diesem W12 stehe, ist das ein seltsames Gefühl. Ein Teil von mir denkt: 'Das ist ein alter Freund, das kommt mir sehr bekannt vor', aber so fühle ich mich eigentlich gar nicht", sagt James Allison, Motorsportingenieur und technischer Direktor bei Mercedes. Für Allison fühlt es sich aber auch "wie der Beginn einer neuen Beziehung an". Er sei "hoffnungsvoll", habe aber auch ein bisschen Angst, erklärt er. Grund dafür ist die Tatsache, dass der W12 viele Komponenten des Vorgängers aus 2020, dem W11, enthält, aber doch irgendwie anders ist. Das ist gleichgeblieben und das hat sich verändert: Sky hat Allisons Aussagen zusammengefasst.
Fahrerzelle, Getriebe und Co.: Das bleibt gleich
Aufgrund der Corona-Pandemie entschied sich die Formel 1 dazu, einige Teile des 2020er Autos zu übernehmen. Darunter fallen zum Beispiel die Fahrerzelle beziehungsweise das Monocoque, das Getriebe am Heck, das Kraftstoffsystem sowie das Hydrauliksystem. Laut Allison wurden die Teile des 2020er Autos ausgebaut und im Neuen wieder verbaut.
Obwohl "das Rückgrat" dasselbe sei, ist das Auto jedoch nicht das gleiche, so Allison.
Aerodynamik, PU und Reifen: Das hat sich geändert
Bei Mercedes hat man das gesamte Aerodynamikpaket erneuert, ebenso den Motor. Auch das Kühlsystem ist neu. Laut Allison sind das die Hauptunterschiede zwischen dem W11 und dem W12.
Gerade bei der Aerodynamik wurden Maßnahmen - aus für den Motorsport kurios wirkenden Gründen - getroffen. Die Autos sollten nämlich langsamer werden. "In der vergangenen Saison 2020 haben wir gesehen, dass die Autos ein bisschen zu schnell für die Strecken und ein bisschen zu schnell für die Reifen wurden, und deshalb war es wichtig, die Leistung ein bisschen zurückzuentwickeln", erklärt der Motorsportingenieur.
"Regulatorischer Vandalismus"
Daher wurden unter anderem die Regeln für den Boden am Heck des Autos verändert. Wenn man genauer hinschaut, sieht man dort kleine Wellen an den Teilen. Es sehe nicht nach großen Veränderungen aus, "aber aus der Sicht eines Aerodynamikers sind die Änderungen an der Rückseite des Autos, hier vor den Hinterrädern und dem Diffusor dahinter und dem vorderen Teil des Bodens dort unten tatsächlich sehr, sehr groß." Für Aerodynamiker sei das "eine Art von regulatorischem Vandalismus", so Allison. Dieser habe die Performance des Autos um etwa eineinhalb Jahre zurückgeworfen.
Das wollte man bei Mercedes nicht auf sich ruhen lassen. Dort habe man laut Allison im Windkanal geschuftet "um sicherzustellen, dass wir trotz des durch die Regulierung zerhackten Bodens in der Lage sind, ein Auto auf die Strecke zu bringen, das eine hohe Leistung hat."
Ein Versuch für mehr PS
Die Power Unit wurde komplett erneuert. Einen Hinweis für die Zuschauer darauf gibt eine Ausbuchtung in der Motorabdeckung. Hier wurde das Ansaugsystem des Motors neu gestaltet. Dadurch sollen zusätzliche PS generiert werden.
Allison weist daraufhin, dass es den Entwicklern aufgrund neuer Regeln schwieriger gemacht wurde, die Motorleistung zu verbessern. Denn in dieser Saison muss die Power Unit zu Saisonbeginn sitzen. Bis zur vergangenen Saison hatten die Entwickler drei Versuche, die Motorleistung während der Saison zu verbessern.
Zusätzlich zur Aerodynamik und der Power Unit haben sich die Reifen laut Allison deutlich verändert. Weil die Reifen im letzten Jahr bei der Leistung der Autos zu schnell aufgebraucht waren, wurden sie für 2021 überarbeitet, um die Haltbarkeit zu erhöhen. Wie Allison erklärt, haben die Änderungen nun einen signifikanten Einfluss auf das Handling und die Performance des Autos haben.
Die "Königsklasse des Motorsports" steht in den Startlöchern: Am 26. März 2021 startet die neue Formel 1 Saison in Bahrain. Nur Sky zeigt alle Rennen der Formel 1 live - auch in ultrascharfem UHD und ohne Werbeunterbrechung.