Der erste Testtag in Bahrain ist Geschichte. Während sich Ferrari erneut stark präsentierte und AlphaTauri die Überraschung des Tages war, haben mit Red Bull und Mercedes die beiden Topteams noch nicht alles gezeigt. Derweil darf Sebastian Vettel durchaus berechtigte Hoffnungen haben.
Vier Stunden wurden am Donnerstag jeweils am Vormittag und Nachmittag gefahren. Nach dem ersten von drei Testtagen auf dem Bahrain International Circuit von Sakhir lassen sich bereits erste Erkenntnisse schlussfolgern.
Insgesamt waren 15 Fahrer auf der Strecke unterwegs. Während bei Red Bull nur Sergio Perez in beiden Sessions am Red-Bull-Steuer saß, hat Mercedes die Testzeit gesplittet. Lewis Hamilton durfte am Vormittag fahren, George Russell übernahm am Nachmittag.
Mercedes sorgt für Stauen
Auch wenn Mercedes nicht in der Zeitliste vorne auftaucht, bestimmten die Silberpfeile einmal mehr die Schlagzeilen. Am Auto ragten Seitenflügel am Beginn der Cockpit-Öffnung horizontal hervor. Da der Konstrukteursweltmeister dort seine Außenspiegel montierte, deklarierte Mercedes die Konstruktion als Elemente der Spiegelhalterung.
"Ohne Zweifel haben wir das Mercedes-Konezpt nicht erwartet. Es ist eine sehr extreme Interpretation der Regeln. Ich bin mir sicher, dass es unweigerlich große Diskussionen über ihre Interpretation geben wird", erklärte Ross Brawn, Sportdirektor der Formel 1, bei Sky UK.
Hinter den Kulissen sollen bereits Red Bull und Ferrari Bedenken an der Legalität der Konstruktion geäußert haben. Mercedes hat aber offenbar ein Schlupfloch gefunden, denn die FIA hatte zunächst keine Einwände gegen das Auto.
Sportlich zeigten die Silberpfeile aber noch nicht ihre wahre Stärke. Sowohl Russell (P9, +2,039 Sekunden) als auch Hamilton (P11, +2,463) landeten nur im Mittelfeld, fuhren aber gemeinsam 119 Runden. Auffällig: Gerade Russell hatte mit Kurve 10 so seine Probleme und fabrizierte sich dort immer wieder Verbremser.
Perez als Rundenweltmeister
Bei Red Bull schien hingegen alles glatt zu verlaufen - bis acht Minuten vor dem Ende der Nachmittagssession. Denn dort leistete sich Sergio Perez einen Dreher, der zum Abbruch des ersten Testtags führte. Besonders peinlich: Der Mexikaner drehte sich als die FIA das Virtual Safety Car in der Session ausprobierte und alle Autos mit langsamer Geschwindigkeit um den Kurs fuhren.
Mit 137 Runden absolvierte Perez, der sowohl vor- als auch nachmittags im Red Bull saß, die mit Abstand meisten aller Fahrer. Ähnlich wie Mercedes haben auch die Österreicher noch längst nicht ihr wahres Potenzial auf eine Runde gesehen gezeigt. Perez reihte sich zwischen Russell und Hamilton auf P10 (+2,075 Sekunden) ein. Weltmeister Max Verstappen übernimmt das Steuer dann am Freitag.
Ferrari wieder ganz vorne mit dabei
Überzeugen konnte am Donnerstag vor allem Ferrari. Wie bereits bei den ersten Testfahrten in Barcelona fuhren die Roten konstant mit die schnellsten Zeiten - und das mit beiden Piloten. Charles Leclerc drehte am Vormittag in 1:34,531 Minuten die beste Runde. Am Ende landete der Monegasse im Gesamtranking auf Rang drei. Carlos Sainz fuhr am Nachmittag noch mal zwei Zehntel schneller und lag damit auf P2.
Die Scuderia hatte keine sichtbaren Probleme mit ihrem Auto und kamen am Ende auf 116 Runden. Zudem hat Ferrari noch Luft nach oben: Beide Piloten fuhren ihre besten Zeiten auf den C3-Reifen, die weichsten und schnellsten Reifen sind die C5.
McLaren erlebt keinen guten Start
Für McLaren verlief der erste Tag von Sakhir hingegen nicht so gut. Daniel Ricciardo konnte in der Früh wegen Unwohlsein nicht ins Auto steigen, Lando Norris sprang kurzfristig ein. Dadurch mussten die Mechaniker den Wagen für Norris umbauen und der britische Traditionsrennstall verlor einiges an Testzeit.
Im Laufe des Tages hatte McLaren dann offensichtlich mit technischen Problemen zu kämpfen. Norris stand lange Zeit in der Garage, die Mechaniker waren am Boliden zu Werke. Mit 49 Runden in beiden Sessions absolvierte McLaren die zweitwenigsten, nur Haas mit Pietro Fittipaldi (47) kam auf weniger. Immerhin: Norris fuhr zum Ende hin auf den harten C2-Reifen die sechstschnellste Zeit.
Vettel & Aston Martin bei der Musik dabei
Sebastian Vettel und Aston Martin können durchaus optimistisch in die kommenden zwei Testtage gehen. Der vierfache Weltmeister fuhr am Vormittag die drittschnellste Zeit, absolvierte allerdings mit 38 Runden weniger als die meisten Kontrahenten.
Der Speed aber scheint zu stimmen, denn Teamkollege Lance Stroll überzeugte mit P4 und 50 Runden am Nachmittag. Vettel fiel dort in der Zeitenliste zwar auf P8 ab, doch insgesamt scheint Aston Martin einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben und voll bei der Musik dabei zu sein.
Gasly als große Überraschung
Wird AlphaTauri die Überraschung beim Saisonstart sein? Pierre Gasly jedenfalls zeigte in Sakhir bereits eine starke Frühform. Mit einer Bestzeit von 1:33,902 Minuten distanzierte er als Schnellster die Konkurrenz deutlich. Wenngleich der Franzose seine Bestzeit auf den weichsten Reifen fuhr.
Auch in Sachen Zuverlässigkeit machte AlphaTauri am Donnerstag bereits einen guten Eindruck. Gasly spulte 102 Runden ab, nur Perez (137) und Williams-Pilot Alexander Albon (104) waren fleißiger unterwegs. Mit AlphaTauri ist offenbar zu rechnen.
Hinterherfahren in Kurven möglich
Runde 25 Minuten vor Ende haben sich Fernando Alonso (Alpine) und Lance Stroll (Aston Martin) ein heißes Rad-an-Rad-Duell geliefert. Die beiden Kontrahenten überholten sich im ersten Sektor gleich mehrfach gegenseitig. Zwar ungewöhnlich für Testfahrten, aber der Zweikampf hat gezeigt: Enges Hinterherfahren in den Kurven scheint 2022 möglich!
Während in den vergangenen Jahren noch das Thema "Dirty Air" das Hinterherfahren erschwerte, scheint die F1 mit ihren Regeländerungen zugunsten mehr Rennaction auf dem richtigen Weg zu sein. Das Kräftemessen zwischen Alonso und Stroll nährt die Hoffnung, dass wir 2022 noch mehr Überholmanöver auf der Strecke sehen werden.
Porpoising beschäftigt die Teams
Wie bereits in Barcelona sind die Autos auch in Bahrain extrem mit dem Unterboden aufgesetzt. Die Folge: spektakuläre Funken und ein gehöriges Durchschütteln für die Fahrer. Grund dafür ist der hohe Anpressdruck des Unterbodens. Wegen des Abtriebs liegen die Boliden besonders flach über dem Boden, springen aber dafür auch wild durch die Lüfte.
Das sogenannte Porpoising beschäftigt Teams und Verantwortliche - vor allem, weil es in Sachen Performance und Sicherheit noch ein entscheidender Faktor im Saisonverlauf werden kann. Als zweites brisantes Thema bleibt die Gewichtsdebatte, mit der alle Teams Probleme haben. Das Mindestgewicht von 795 Kilogramm übersteigen derzeit noch fast alle Teams.
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