Finale Grande in der Formel 2 - und am Ende steht Mick Schumacher nicht auf dem Podium, aber ganz oben beim Meisterschaftsranking.
Der Titel ist gesichert und der Druck fällt so langsam ab vom neuen Formel-1-Piloten des Haas-Teams im Jahr 2021. Doch das letzte Rennwochende der Saison 2020 hatte noch weitere Gewinner - und einen Verlierer.
Noch am Freitag sah es nicht sonderlich gut aus für Mick Schumacher: Nur Startplatz 18 in der Qualifikation herausgefahren, deutlich zu wenig, zumal Callum Illot als Titelkandidat und Jäger zumindest in die Top 10 fuhr. Doch schon im Rennen sollte Schumacher einmal mehr zeigen, wie viel Reife in ihm steckt.
Am Ende kam Schumacher einen Platz hinter seinem Konkurrenz Illot ins Ziel und nahm aufgrund der schnellsten Rennrunde noch zwei Punkte mit. Mit der unveränderten 14 Punkte-Differenz zwischen beiden ging es in den Sonntag, der von vielen Fahrern im Feld ein wilder Ritt wurde - und Schumacher am Ende genauso wie Illot ohne Punkte blieb. Für die Meisterschaft war das entscheidend - und Mick Schumacher hat für seine weitere Motorsportkarriere gelernt, wie wichtig Geduld, Ruhe und ein konstantes Liefern unter hohem Erwartungsdruck sind.
Tsunoda meisterhaft, Mazepin als schlechter Verlierer
Meisterhaft zeigte sich aber auch Yuki Tsunoda, der im Carlin und als Red Bull-Junior nochmals ein Traumwochenende ablieferte und am Ende auf einen Punkt an Callum Illot herankam. Auch für den Japaner, der Rookie of the Year ist, führt der weitere Weg direkt in die Formel 1 - und zwar zurecht. Mag er noch viel in Sachen Persönlichkeitsbildung, Reife und Eloquenz lernen müssen, so ist er fahrerisch schon auf einem Level angekommen, welches wahre F1-Champion-Qualität hat. Vier Poles, fünfmal Trainingsschnellster, drei Siege - und das als Neuling. Damit hat Red Bull seit Max Verstappen wieder einen echten Racer entdeckt. Bleibt nur zu hoffen, dass Tsunoda nicht in den Mühlen der Roten Bullen zermahlen wird.
Als denkbar schlechter Verlierer zeigte sich der dritte Formel 1-Pilot der Zukunft: Nikita Mazepin. Fast schon wieder in alte Muster zurückgefallen ist der Russe im Hauptrennen am Samstag, als er gleich zweimal seine Konkurrenten von der Strecke drückte. Nein, Mazepin versuchte sie nicht von der Strecke zu drücken, er tat es. Und das gehört nicht in den Motorsport - weder im Kartbereich und schon gar nicht in der höchsten Nachwuchsklasse. Die Strafen der Rennleitung waren folgerichtig und zum richtigen Zeitpunkt. Bleibt zu hoffen, dass nach dem Bad Boy Ticktum in der Formel 2 im nächsten Jahr nicht der Bad Boy Mazepin in der Formel 1 seine Schwächen erneut zutage befördert.
F2 mit stark besetztem Fahrerfeld
Schlussendlich bleibt zu sagen, dass die Formel 2-Saison 2020 das mit Abstand am stärksten besetzte Fahrerfeld seit Jahren hatte. Manche mögen kritisieren, dass sich kein Fahrer darunter zum Alleingang in Sachen Titel aufgeschwungen hat. Meine Meinung ist da klar eine andere: Es haben alle unter den ersten 15 jederzeit das Zeug gehabt, Siege einzufahren, ebenso Podiumsplätze - nur gibt es davon lediglich drei pro Rennen, und diese haben sich über die Saison sehr gut verteilt.
Jeder dieser Fahrer hatte seine starken Momente: ein Shwartman, ein Tsunoda, ein Illot, ein Mazepin, ein Ghitto, ein Lundgaard, ein Nissany und ebenso der Meister Mick Schumacher. Aber all die hatten auch Schwächen - mal länger, mal kürzer. Aber so intensiv und so eng in dieser Breite war die Formel 2 in der Vergangenheit selten - oder noch nie. Drücken wir die Daumen, dass 2021 ein ähnlich starkes Feld mit Überraschungen zusammentrifft. Dem Motorsport kann das nur gut tun!