Die Formel 1 hat einen neuen Aufreger! Der Crash zwischen Max Verstappen und Lando Norris sorgt für Wirbel. Besonders die deutlichen Worte des McLaren-Piloten lassen darauf schließen, dass sogar die Freundschaft der beiden auf wackligen Füßen steht.
Es zeichnete sich einige Minuten zuvor ab, was in der 64. Runde des GP von Österreich passieren sollte. McLaren-Pilot Lando Norris machte ordentlich Druck auf Max Verstappen - seinem Freund und derzeit größten "Rivalen" in der Formel 1, immerhin ist der junge Brite seit einigen Rennen quasi der einzige Fahrer im Feld, der dem Niederländer Paroli bieten kann.
Crash kostet Norris das Rennen - Verstappen mit Schadensbegrenzung
In Spielberg war Norris in der Endphase des Rennens sogar der deutlich schnellere Pilot. Immer wieder startete der 24-Jährige Angriffe und Überholmanöver, um am heftig strauchelnden Weltmeister vorbeizuziehen. Dieser wehrte sich zunächst erfolgreich - bis zur besagten 64. Runde. Dann krachte es! Es kam zur Doppelberührung, beide zerstörten sich jeweils einen Reifen, Norris musste sein Auto aufgrund weiterer Schäden gar in der Box abstellen, Verstappen rettete immerhin noch Platz fünf ins Ziel.
Ein Szenario, mit dem keiner der Beteiligten zufrieden sein konnte. Besonders auf McLaren-Seite saß der Frust tief. "Ich bin einfach nur enttäuscht. Ich hätte von Max etwas mehr erwartet. Es war grenzwertig, am Ende war es etwas dumm, etwas sorglos seinerseits. Ich bin mein Rennen gefahren, habe es verloren, das tut mir leid fürs Team. Mein Auto ist komplett zerstört" sagte ein niedergeschlagener Norris am Sky Mikrofon und sah die Schuld am Crash ganz klar auf Verstappens Seite.
Zudem sehe der junge Brite es nicht als seine Aufgabe an, ein klärendes Gespräch mit Verstappen zu suchen: "Das liegt nicht an mir. Da muss er was dazu sagen."
Bröckelt die Freundschaft zwischen Norris und Verstappen?
Und genau das tat der Weltmeister am Sky Mikrofon: "Es ist schade, dass es passiert ist, aber es waren immer die Dive-Bombs von hinten und das ist dann auch schwierig zu verteidigen. Es war immer am Limit, auch auf der Bremse. Es war manchmal nicht mehr unter Kontrolle, aber es ist so", erklärte sich Verstappen. Zu den Vorwürfen, er habe sich auf der Bremse bewegt, hatte der Niederländer eine klare Meinung: "Ich habe immer nach meinem Move gebremst, das war kein "moving under braking"."
Zwei Fahrer, zwei unterschiedliche Meinungen! Wird Verstappen nun das Gespräch mit Norris suchen, um die Angelegenheit zu klären? "Wir werden darüber reden, aber vielleicht nicht heute."
Dieses Gespräch könnte - je nach Ausgang - weitreichende Folgen für die Beziehung der beiden Freunde haben. So erklärte Norris gegenüber Sky UK: "Ich weiß es nicht. Es kommt darauf an, was er sagt. Wenn er sagt, dass er nichts falsch gemacht hat, dann verliere ich eine Menge Respekt vor ihm. Wenn er zugibt, dass er ein bisschen dumm war und mich gerammt hat und einfach ein bisschen rücksichtslos war, dann werde ich ein bisschen Respekt dafür haben. Aber es ist immer noch schwer zu ertragen, wenn wir um den Sieg kämpfen und ich versuche, von meiner Seite aus fair zu sein, und er war es einfach nicht."
Dr. Marko: Verstappen war mehr innerhalb des Limits als Norris
Für Sky Experte Timo Glock ist "ordentlich Zunder" in der Thematik. "Verständlich von Lando Norris' Seite. Das wird die beiden in den kommenden Rennen noch ein bisschen verfolgen. Verstappen wird nicht hergehen und sich entschuldigen - zumindest nicht öffentlich. Ich bin gespannt, wie die beiden das lösen werden." Eines sei laut Glock, für den Verstappens Move beim Crash "über dem Limit" gewesen sei, aber klar: "Beide werden heute sicherlich nicht im gleichen Flieger zurückfliegen."
Neben den betroffenen Fahrern äußerten sich auch Teamverantwortliche zum Crash. Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko sah beispielsweise "einen sehr harten Zweikampf, in dem teilweise über das Ziel hinausgeschossen wurde." Beide Fahrer hätten unnötig hart gekämpft und die Situation auch anders lösen können, aber der Hauptschuldige sei für ihn eher Norris gewesen: "Ich sehe das, was Max gemacht hat mehr innerhalb des Limits als das, was Lando gemacht hat."
Stella deutlich: "Art und Weise, mit der man seinen Ruf beschädigt"
Auf McLaren-Seite herrscht eine gänzlich konträre Meinung vor. Teamchef Andrea Stella geht in der Aufarbeitung sogar in das Jahr 2021 zurück, wo sich Verstappen mit Mercedes-Pilot Lewis Hamilton duellierte: "In der Vergangenheit wurden solche Vorfälle nicht richtig behandelt, als es Zweikämpfe mit Hamilton gab. Die hätten härter bestraft werden müssen. Da lernt man dann, wie man auf eine gewisse Art Rennen fährt, das würde ich fair nennen. Es gab einige Vorfälle. Die Tatsache ist, dass wir so viel Respekt vor Red Bull und Max Verstappen haben, sie müssen so etwas nicht machen. Das ist eine Art und Weise, mit der man seinen Ruf beschädigt."
Stella war darüber hinaus mit der Härte der Strafe für Verstappen (Zehn-Sekunden-Strafe für das Verursachen einer Kollision) nicht einverstanden, zumal diese auf das Endergebnis keinerlei Einfluss hatte. "Die Stewards haben eben festgestellt, dass es Max' alleinige Schuld ist. Es geht hier nicht um den Rennstil eines Fahrers, sondern es geht darum, Rennen zu fahren innerhalb des Reglements. Und dieses Reglement muss durchgesetzt werden. Wenn ein Auto aus dem Rennen raus ist, dann muss die Bestrafung für das andere Auto proportional zum Ergebnis sein. Und heute haben wir zweimal Moving under braking gesehen. Es ist ziemlich offensichtlich. Wir wollen Spaß haben und die Rennen genießen. Es war großartig für die Formel 1 und großartig für die Zuschauer. Nur das Endergebnis, da müssen wir solche Situationen verhindern."
Bereits am kommenden Wochenende geht es mit dem F1-Zirkus in Silverstone weiter (LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1). Möglicherweise gibt es dann schon die Auflösung auf die Frage: Konnten Norris und Verstappen ihr Verhältnis wieder kitten oder heißt es zukünftig "Es waren mal zwei Freunde ..."
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