Bei Sebastian Vettel und Ferrari beginnt kurz vor der Sommerpause das Zittern. Dem WM-Spitzenreiter droht die anfangs perfekt gelaufene Saison zu entgleiten - Lewis Hamilton wird immer stärker.
Nach zwei Monaten ohne Sieg lässt der Rausch langsam nach. Im Ferrari-Land droht Katerstimmung. "Ich verliere nicht gerne, ich hasse es sogar", sagt Sebastian Vettel mit Blick auf die jüngsten Ergebnisse, "und deshalb müssen wir es jetzt besser machen."
Denn die WM-Führung des 30-Jährigen ist beinahe aufgebraucht, die italienische Presse sieht schon alle Chancen schwinden. Und zu allem Überfluss macht die Formel 1 nun auf Lewis Hamiltons Parade-Strecke Station.
Trend und Strecke sprechen gegen Vettel
Beim Großen Preis von Ungarn am Sonntag (ab 13 Uhr live auf Sky) muss Vettel seinen Vorsprung von derzeit nur einem Punkt auf den Mercedes-Star in die Sommerpause retten - ausgerechnet dort also, wo Hamilton schon fünfmal gewonnen hat. Der Trend spricht gegen Vettel.
In den ersten sechs Rennen der Saison hatte der Deutsche die Formel 1 noch wachgeküsst, mit drei Siegen und drei zweiten Plätzen brach er die Mercedes-Dominanz, Maranello schwelgte in Glückseligkeit. Doch seither will Ferrari kaum noch etwas gelingen. In Montreál, Baku, Spielberg und Silverstone fuhr Vettel bloß ein einziges Mal auf das Podest.
Pech, Kleinigkeiten? Woran liegt die Ferrari-Flaute?
Die Gründe waren vielfältig, es war viel Pech dabei, doch die Zeitungen in Italien schlagen Alarm. Eine "Wende im Titelkampf" sei da gerade zu beobachten, die Scuderia müsse "zittern", die nächste Mercedes-Herrschaft könne anbrechen. Vettel ist all das allerdings zu einfach.
"In den vergangenen Wochen waren es Kleinigkeiten, die über Siege, Niederlagen und Podestplätze entschieden haben", sagt der Heppenheimer: "Wir werden zweifellos an ein paar Dingen arbeiten müssen. Aber dann könnte das Bild schon wieder ganz anders aussehen."
In der Tat waren es ja vor allem die Unfälle in Kanada und Aserbaidschan sowie ein Reifenschaden in England, die viele Punkte kosteten. Doch einen weiteren Fakt will und kann Vettel nicht ignorieren. "Es ist wahr", sagt er: "Mercedes war zuletzt stärker."
Mercedes derzeit kaum zu schlagen
Die Silberpfeile haben ihre Probleme aus dem ersten Saisondrittel immer besser in den Griff bekommen und sind vor allem im Qualifying wieder eine Macht, "das ist zur Zeit entscheidend, da kommen wir nicht an sie ran", sagt Vettel: "Und das können wir über Nacht auch nicht ändern." Lange Geraden sind nach wie vor ein großer Vorteil für Silber.
Lewis Hamilton strahlt in den vergangenen Wochen indes dieses Selbstverständnis aus, mit dem er schon zu drei WM-Titeln fuhr. In Kanada holte er seine 65. Pole Position und zog mit Formel-1-Legende Ayrton Senna gleich, zuletzt in Silverstone gewann er zum fünften Mal sein Heimrennen.
Im Rennen ist der Silberpfeil wieder auf Augenhöhe mit dem Ferrari, im Kampf um die Startplätze ist er kaum zu schlagen. Am Samstag geht Hamilton damit auch als Favorit auf eine historische Pole Position auf den Hungaroring. Es wäre die 68. seiner Karriere - damit hätte er die Bestmarke von Michael Schumacher eingestellt.