Mit einem riesigen Kader und einigen offenen Fragen hat der 1. FC Köln am Montag die Vorbereitung auf die neue Bundesligasaison begonnen. Trainer Steffen Baumgart hat eine große Aufgabe vor der Brust: Er muss den Kader verkleinern und will die Spielweise des Effzeh verändern.
Als Steffen Baumgart am Montagvormittag seine Spieler durchzählte, hatte der neue Kölner Chefcoach viel zu tun. 33 Profis tummelten sich auf den Trainingsplätzen am Geißbockheim. Und dabei waren noch nicht einmal alle dabei.
Andersson nicht im Mannschaftstraining
Sebastian Andersson, der die Kölner mit seinen Treffern in der Relegation gegen Holstein Kiel zum Klassenerhalt verholfen hatte, absolvierte wegen Knieproblemen nur ein individuelles Programm. Die EM-Teilnehmer Louis Schaub (Österreich) und Ondrej Duda (Slowakei) sowie der Tunesier Ellyes Skhiri sind noch im Urlaub.
Ebenfalls fehlten Jorge Mere, der aus privaten Gründen erst am Montag nach Köln zurückreiste, und Marcel Risse.
Der Vertrag des Routiniers wird aufgelöst, nach seiner Leihe zu Viktoria Köln wird er zum Drittligisten wechseln. Doch Risse ist nicht der einzige Spieler, den die FC-Verantwortlichen noch von der Gehaltsliste streichen wollen und müssen.
Baumgart: Erst beobachten, dann entscheiden
Baumgarts Ziel ist es zunächst, "die Jungs, die hier sind, es sind im Moment sehr viele, einfach besser zu machen, klarer zu machen, eine andere Struktur zu geben und den Fußball etwas zu verändern", erklärt der 49-Jährige, "das ist eine Idee, und die versuchen wir umzusetzen."
Allerdings gehe das "nicht innerhalb von zwei Tagen", betont der Coach, der sich erst einmal ein Bild von seinen Spielern machen will - und dann zusammen mit Sportdirektor Jörg Jakobs Entscheidungen treffen muss.
Jakobs: "Der Kader muss und wird kleiner werden"
"Fakt ist, dass der Kader kleiner werden muss und wird", sagte Jakobs zuletzt und ergänzte: "Am Ende des Tages gibt es Spieler mit guter und schlechter sportlicher Perspektive. Diese müssen wir nach einer gewissen Zeit aufzeigen. Das wird wahrscheinlich bis zum letzten Tag des Transferfensters gehen."
Eine "Streichliste gibt es nicht", betont Jakobs. Doch der Verein muss Einnahmen generieren, und das geht am besten mit Spielern, die für andere Klubs attraktiv sind.
Sobiech ist weg - Bornauw weiter ein Verkaufskandidat
Etwa zehn Spieler, so die Annahme, müssen die Kölner noch von der Gehaltsliste streichen. Bisher ist lediglich Lasse Sobiech (wechselt zu Darmstadt 98) abgegeben worden. Max Meyer wird mit Sporting Braga in Verbindung gebracht.
Sebastiaan Bornauw ist einer der FC-Profis, der Geld in die durch die Corona-Krise leere FC-Kasse bringen könnte. Der Belgier hatte seinen Wunsch geäußert, zu Champions-League-Teilnehmer VfL Wolfsburg wechseln zu wollen. Doch bei der Ablöse liegen die Vereine noch weit auseinander.
Was wird aus U-21-Europameistern Jakobs und Özcan?
Andererseits gehörte Bornaauw nicht nur in der vergangenen Saison zu den Leistungsträgern, der Verkauf des Abwehrchefs würde die Mannschaft sportlich ebenso schwächen wie ein Weggang von Mittelfeld-Motor Shkiri. Auch als Verkaufskandidaten galten die beiden U-21-Europameister Ismail Jakobs und Salih Özcan. Allerdings gibt es für beide keine konkreten Angebote.
Fragezeichen hinter Ex-Torjäger Modeste
Ein Fragezeichen steht auch hinter Anthony Modeste. Der Torjäger und Publikumsliebling von einst ist seit der Rückkehr von seinem China-Gastspiel nur ein Schatten seiner selbst, ist aber mit einem Gehalt von 3,5 Millionen Euro der Großverdiener bei den Geißböcken. Der Franzose, von Ex-Trainer Markus Gisdol aufs Abstellgleis geschoben, macht die Vorbereitung unter Baumgart mit.
Uth ist zurück - Baumgart als "Königstransfer"
Einen neuen Anlauf in Köln startet Mark Uth, der von Absteiger Schalke 04 in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist. Vor zwei Jahren hatte Uth als Schalker Leihgabe noch maßgeblichen Anteil am Kölner Klassenerhalt, anschließend war eine feste Verpflichtung gescheitert.
Uth, Dejan Ljubicic (23, kommt von Rapid Wien), Timo Hübers (24, Hannover 96) und Torwart Marvin Schwäbe (26, kommt von Dänemarks Meister Bröndby IF) heißen die Kölner Zugänge.
"Der Königstransfer war allerdings der des Trainers", meint Sky Reporter Christopher Lymberopoulos. Steffen Baumgart muss in den kommenden Tagen und Wochen ganz genau hinschauen, welche Verkäufe verschmerzbar wären und wer am besten zu seiner Fußball-Philosophie passt.
"Baumgart will offensiv und attraktiv spielen lassen", sagt Lymberopoulos, "dazu braucht er den entsprechenden Kader." Es gibt viel zu tun. Aber Baumgart ist ja bekannt, als einer, der anpacken kann.