Mit seinem Winterwechsel von Hertha BSC zum 1. FC Köln wollte Davie Selke seiner Karriere einen neuen Impuls geben. Doch in der Domstadt ist die Bilanz des 28-jährigen Angreifers bislang erschreckend.
Null Tore, null Punkte und ein großer Cut am linken Auge.
Selke erlebte bei der 0:2-Heimniederlage der Kölner gegen den VfL Bochum einmal mehr einen Arbeitstag zum Vergessen. Nach 67 Minuten wurde der glücklose Torjäger gegen Stefan Tigges vom Platz genommen.
Seine Bilanz beim Effzeh bisher: Sieben Partien, davon drei von Beginn an. Nur einmal durfte er 90 Minuten durchspielen. Weder einen Treffer noch eine Torvorlage stehen in der Selke-Statistik zu Buche. Dafür hat der 1,95-Meter--Mann mit Verletzungen zu kämpfen.
Selke hadert mit Situation
"Ich bin Christ, deswegen sage ich nicht 'verhext'. Aber ich werde von allen möglichen Sachen ausgebremst, das ist wirklich Wahnsinn. Krankheit, Knie, Knöchel, jetzt ein Cut - aber ich denke, jetzt habe ich alles einmal durch", meinte der frustrierte gebürtige Schwabe nach der Bochum-Pleite bei DAZN.
Selke fügte mit Blick auf seinen Gesundheitszustand noch hinzu: "Es nagt an einem. Ich will fit sein, ich will der Mannschaft helfen. Ich wurde jetzt mehrmals ausgebremst. Ich muss die Situation so nehmen, wie sie ist, und positiv bleiben. Das tue ich. Ich will jetzt einfach in meinen Rhythmus kommen."
Selke ist dabei das Gesicht einer Kölner Misere. In sechs der vergangenen sieben Spielen blieben die Rheinländer ohne eigenes Tor, holten nur einem Zähler bei den vergangenen vier Auftritten. Insgesamt sind die Stürmer der Geißböcke bereits seit 789 Minuten gänzlich ohne Treffer - den bislang letzten erziele Stefan Tigges am 21. Januar gegen Werder Bremen.
"Da nehme ich uns vorne in die Pflicht. Auch mich. Wir müssen es uns wieder erarbeiten, dass die Bälle vor unsere Füße fallen, nicht vor die der Gegner. Es ist gerade eine Phase, in der das nötige Quäntchen nicht auf unserer Seite ist. Es bringt aber nichts, jetzt Floskeln rauszuhauen", so Selke.
Selke einst ein Shootingstar
Der Kölner Hoffnungsträger im Sturmzentrum hat in seiner Karriere schon viele Täler durchlebt. Nach seinem Bundesliga-Debüt für Werder Bremen 2013 und dem Titelgewinn bei der U19-EM 2014, bei der Selke mit sechs Turniertreffern Torschützenkönig wurde, wurde dem damaligen Shootingstar eine große Karriere vorhergesagt.
Nach der EM avancierte Selke in Bremen zum Stammspieler. Für acht Millionen Euro schnappte RB Leipzig zu und holte den Torjäger 2015 in Liga zwei, die Sachsen schoss Selke auf Anhieb in die Bundesliga. 2016 gewann er mit dem DFB-Team Olympia-Silber in Rio und wurde im Jahr drauf auch U21-Europameister.
Allerdings stockte die Selke-Karriere bereits im ersten Bundesliga-Jahr von Leipzig. Hinter Angreifern wie Timo Werner oder Yussuf Poulsen war der zweimalige Europameister im Juniorenbereich nur Ersatz. Im Sommer 2017 ging es für Selke für eine Ablöse von immer noch beachtlichen acht Millionen Euro weiter zu Hertha.
Doch dort wurde der Sohn eines Äthiopiers und einer Tschechin nie wirklich glücklich. Per Leihe ging es nach zweieinhalb durchwachsenen Spielzeiten zu Ex-Verein Bremen zurück. Anderthalb Jahre später stieg Werder ab und Selke musste wieder nach Berlin. Doch auch beim zweiten Anlauf konnte er sich in der Bundeshauptstadt nicht durchsetzen. Im vergangenen Winter unterschrieb der Neuner dann bis 2024 in Köln.
Köln hofft auf Selke-Treffer
Auch in und mit Köln befindet sich Selke aktuell in einem Tief. An Einsatz und Einstellung liegt es beim 28-Jährigen allerdings nicht. Der Angreifer haute sich auch gegen den VfL in jeden Zweikampf rein, lief unermüdlich seine Gegenspieler an und schnupperte im Sechszehner auch an einem eigenen Tor. Immer wieder flogen die Flanken von außen Richtung Selke in die Box.
Der Ex-Herthaner wurde genau wegen seiner Kopfballstärke als verspäteter Ersatz für Anthony Modeste im Winter geholt. "Ich fand die Qualität der Flanken gar nicht so schlecht. Davie war dreimal direkt mit dem Kopf dran, viele Dinger sind durch den Fünfer gegangen, da musst du erst mal durchkommen. Natürlich bleiben bei gefühlt 30 geschlagenen Flanken der ein oder andere hängen, das ist normal. Trotzdem hat es einfach nicht gereicht", meinte Köln-Trainer Stefan Baumgart am DAZN-Mikrofon.
In der Tabelle belegt Köln mit 27 Punkten Rang zwölf, noch beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsplätze komfortable sieben Zähler. Doch die Domstädter müssen schleunigst aus ihrem Tal herauskommen, sonst könnte es doch noch einmal eng werden im Rennen um den Klassenerhalt. Am kommenden Samstag gastiert Köln im Topspiel bei Borussia Dortmund (18.30 LIVE & EXKLUSIV auf Sky).
"Wenn du keine Tore machst, wird es auf Dauer schwer, das ist klar", warnte auch Baumgart mit Blick auf die Tabelle. Vor allem Torjäger Davie Selke ist nun gefragt, diese Negativserie mit einem Treffer zu stoppen.
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