Fünf Spieltage ist die neue Zweitliga-Saison alt - und der 1. FC Nürnberg ist nach dem Abstieg mit sieben Punkten und Platz elf eher durchwachsen aus den Startlöchern gekommen. Doch nach der Länderspielpause wollen die Franken nun in Richtung obere Tabellenplätze angreifen.
Der Umbruch beim 1. FC Nürnberg war nach dem neunten Bundesliga-Abstieg so groß wie nie. Bis zur allerletzten Minute am Deadline Day tüftelte Sportvorstand Robert Palikuca mit seinem Team am Kader des Club.
Am letzten Tag der Sommer-Transferperiode verließen mit Kevin Goden, Simon Rhein und Federico Palacios noch drei Akteure den Verein. Mit Adam Gnezda Cerin wurde kurz vor Transferschluss aber auch noch ein Neuzugang präsentiert.
Umbruch beim FCN mit 18 Zugängen und 17 Abgängen
Unter dem Strich können die Franken 13 externe sowie fünf Zugänge aus der eigenen Jugend bzw. U21 verzeichnen. 16 Spieler haben den Club hingegen verlassen. Hinzu kommt hier noch Dennis Lippert, der nach seiner schweren Knieverletzung noch keinen Anschluss an die Mannschaft gefunden hat und vorübergehend erstmal im Kader der U21 geführt wird.
Somit wurde fast ein kompletter Kader ausgetauscht. Ein Umstand, der Zeit braucht. Das haben die Verantwortlichen auch vor der Saison bereits immer wieder betont. Der Plan eines Wiederaufstiegs sei auf zwei Jahre angelegt.
Der Saisonstart zeigt, dass die Franken gut daran tun, über 24 Monate zu planen und nicht den direkten Wiederaufstieg anzustreben - und das aus verschiedenen Gründen.
Mathenia: "Anspruch, im Konzert der Großen mitzuspielen"
Mit dem Hamburger SV und dem VfB Stuttgart haben sich nach fünf Spieltagen bereits zwei der Topfavoriten an den Spitzenpositionen festgesetzt. Aufgrund der Beschaffenheit des Kaders im Hinblick auf Tiefe und Qualität scheinen diese beiden Teams auf die gesamte Saison gesehen vor dem 1. FC Nürnberg angesiedelt zu sein.
Allerdings weiß man beim Club auch um seine eigene Stärken und Qualitäten, wie Keeper Christian Mathenia gegenüber Sky betont. "Unser Anspruch muss sein, im Konzert der Großen mitzumischen. Wir sind ein großer Verein und brauchen uns nicht zu verstecken."
Auf der anderen Seite konnte der FCN seine Stärken in dieser Saison nur phasenweise präsentieren. Gegen Dresden zum Saisonauftakt rettete ein starker Mathenia dem Club einen schmeichelhaften 1:0-Sieg. Gegen den HSV (0:4) und den SV Sandhausen (2:3) hingegen machte sich der Umbruch bei den Franken auch auf dem Spielfeld bemerkbar.
Mathenia: "Muss uns Zeit zugestehen"
Im Umfeld des FCN drohte es schon leicht unruhig zu werden, doch ein starker - wenn nicht sogar der beste Saisonauftritt - gegen Osnabrück (1:0) beruhigte die Gemüter zunächst, bis zum darauffolgenden 2:2 gegen Heidenheim. Diesmal gab der Club einen absolut verdienten 2:0-Vorsprung innerhalb von zwei Minuten fahrlässig aus der Hand.
"Die Fehler passieren aufgrund des Umbruchs. Wir haben 13 neue Spieler dazubekommen. Da ist es nicht einfach, so schnell zu einem Team zusammenzuwachsen. Wir müssen uns diese Zeit eingestehen", appelliert Mathenia und sagt zugleich: "Vielleicht waren wir im Vorfeld ein bisschen blauäugig und haben gedacht, dass es schneller geht."
Neu-Coach Canadi experimentiert mit Systemen und Personal
Und genau darin liegt aktuell (noch) das Problem bei den Franken. Neu-Coach Damir Canadi hat noch nicht das richtige System mit dem passenden Personal gefunden.
3-5-2, 3-4-3 flach, 4-1-4-1, 3-4-3 mit Raute und 3-4-2-1 - in den ersten fünf Saisonspielen wählte der Österreicher fünf verschiedene Spielsysteme. Auch personell - zum Teil auch aus verletzungsbedingter Sicht - stellte er immer wieder um und präsentierte so fünf verschiedene Startformationen.
Länderspielpause genutzt?
Nun liegt jedoch eine Länderspielpause hinter dem Club. Mit Robin Hack (Hattrick bei der U21 gegen Wales) und Tim Handwerker (ebenfalls mit der DFB-U21 unterwegs) sowie Neuzugang Adam Gnezda Cerin (Slowenien U21) waren nur drei Spieler auf Reisen. Automatismen und Abläufe konnten somit nahezu mit dem gesamten Kader einstudiert und trainiert werden.
Die berühmt berüchtigte Zeit, die im Frankenland so groß geschrieben und gebetsmühlenartig angesprochen wird, war nun in einem gewissen Maße vorhanden. Nun gilt es am Sonntag beim SV Darmstadt 98 (LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport Bundesliga 4 HD) zu zeigen, dass diese auch sinnvoll genutzt wurde und dass der von Torwart Mathenia erneut betonte Anspruch im Konzert der Großen mitzuspielen auch erfüllt werden kann.
Macht der Club einen Sprung in der Tabelle?
Dafür ist bei den Hessen ein Sieg fast schon Pflicht. Gelingt dieser, dürfte Nürnberg, das aktuell noch auf Platz elf der 2. Bundesliga steht, einen Sprung in der Tabelle machen und sich in Richtung Spitzengruppe schieben. Das erklärte Ziel wäre damit vorerst erreicht - wenn auch mit Verzögerung.