Zum fünften Mal in Folge scheitert der FC Bayern kurz vor dem großen Ziel und verpasst den Einzug ins Finale der Champions League. Sky Sport nennt die Gründe für das erneute Ausscheiden.
Karl-Heinz Rummenigge entschied sich vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen Real Madrid für eine martialische Metaphorik. Die Mannschaft müsse den Heldentod leben, wenn sie am Ende des Tages erfolgreich vom Platz gehen wolle, sagte Bayerns Vorstandschef.
In der Tat lieferte die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes den Madrilenen einen aufopferungsvollen Kampf. "Insgesamt muss man sagen, dass Bayern es in beiden Spielen sehr gut gemacht hat", lobte Toni Kroos seinen Ex-Verein am Sky Mikrofon. Ein Happy End blieb trotzdem aus. Nach dem 2:2 waren es die Münchner, die den Platz mit hängenden Köpfen und Tränen in den Augen verließen.
Viel fehlte dabei nicht, um erstmals seit 2013 wieder ins Endspiel der Champions League einzuziehen. Deswegen sitzt der Stachel der Enttäuschung besonders tief, denn "wenn man beide Begegnungen sieht, dann waren wir die bessere Mannschaft", sagte Jupp Heynckes. Doch warum hat es trotzdem nicht gereicht? Sky Sport nennt fünf Gründe für das Ausscheiden.
1. Mangelnde Effizienz
Zählt man Hin- und Rückspiel zusammen, dann schossen die Bayern insgesamt 39 Mal auf das Tor von Real-Keeper Keylor Navas. "Wir waren überlegen, wir waren besser und wir hatten Chancen ohne Ende", sagte Mats Hummels am Sky Mikrofon. Herausgesprungen sind am Ende des Tages allerdings nur drei Tore. "Es ist richtig, dass hier und da auch ein wenig die Konzentration vor dem gegnerischen Tor gefehlt hat", stellte Heynckes fest.
Die mangelnde Kaltschnäuzigkeit wurde dem Rekordmeister zum Verhängnis. Zum Vergleich: Die Königlichen machten aus 17 Torschüssen vier Tore. Für Hummels stellt sich die Rechnung daher auch ganz einfach dar. "Wenn du am Ende den Titel holen willst, dann musst du die ganz großen Chancen eben nutzen."
2. Lewandowski nicht in Top-Form
Einer, der die hochkarätigen Gelegenheiten eigentlich verwerten soll, ist Robert Lewandowski. Der Stürmer-Star stand bereits nach dem verlorenen Hinspiel mit zwei vergebenden Großchancen im Mittelpunkt der Kritik. Der Vorwurf: Er sei kann Mann für die großen Abende in der Champions League.
Entkräften konnte er dieses Urteil auch nicht im Estadio Santiago Bernabeu. Zwar bescheinigte ihm Heynckes kämpferisch eine tolle Leistung, doch mangelte es ihm erneut an Durchschlagskraft gegen Sergio Ramos und Raphael Varane. Seine größte Möglichkeit vergab er in der 34. Minute, als er an Navas scheiterte.
3. Fehlende Alternativen
Im Rückspiel saßen mit Lars Lukas Mai und Niklas Dorsch ein A-Jugendlicher sowie ein Spieler aus der Regionalliga-Mannschaft auf der Ersatzbank. Zum wiederholten Male wurde der deutsche Serienmeister ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Saison vom Verletzungspech verfolgt. Franck Ribery ging in beiden Partien spätestens ab der 70. Minute die Luft aus. Keine Frage, ein fitter Kingsley Coman, der der seit Ende Februar wegen einer Syndesmose-Verletzung fehlt, wäre eine hilfreiche Alternative gewesen.
Zudem musste Thomas Müller durch den frühen Ausfall von Arjen Robben im Hinspiel auf den rechten Flügel ausweichen. Aus dem Zentrum heraus kommt der Raumdeuter deutlich besser zu Geltung und die Umstellung hatte auch Auswirkungen auf das Spiel von Rechtsverteidiger Joshua Kimmich. "Mit Arjen ist es für mich ein Stück weit einfacher, weil er ein Eins-gegen-Eins-Spieler ist, der auch Raum für mich macht", sagte der Nationalspieler nach dem Hinspiel.
Mit Jerome Boateng, Arturo Vidal und Manuel Neuer fehlten weitere Weltklasse-Spieler oder waren wie Javi Martinez nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte.
4. Pech mit dem Schiedsrichter
In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit setzte Kimmich auf der rechten Seite beim Stand von 1:1 zu einer Flanke an, die von Marcelo mit der Hand im Strafraum abgeblockt wurde. Elfmeter? Nein! Die Pfeife des Schiedsrichters Cüneyit Cakir blieb stumm - zum Unverständnis der Münchner und Heynckes. "Wenn ich das so sehe, dann ist es natürlich ein Elfmeter."
Auch für Sky Experte Lothar Matthäus war die Entscheidung nicht nachzuvollziehen. "Das ist für mich ein klarer Elfmeter. Wenn es den Videobeweis geben würde, hätte der Schiedsrichter den auch auf jeden Fall gepfiffen." Heynckes wollte aber nicht an dem Unparteiischen aus der Türkei den Grund für das Ausscheiden festmachen ...
5. Zu viele individuelle Fehler
Rafinha im Hinspiel, Sven Ulreich im Rückspiel: Diese beiden groben Schnitzer haben letztlich den Unterschied gemacht. "Wir haben Real in beiden Spielen ein Tor geschenkt, das kann man so klar sagen", nahm Hummels kein Blatt vor den Mund und weiter: "Das kommt vor, aber das ist auf dem Niveau in einem Champions-League-Halbfinale schon eklatant."
Insgesamt hatte der Rekordmeister die Madrilenen am Rande des Ausscheidens, doch im Vergleich leistete sich der Titelverteidiger deutlich weniger Aussetzer. "Wir müssen ganz klar sehen, dass wir Geschenke verteilt haben im Hinspiel in München und heute beim 2:1 kurz nach der Pause", sagte Heynckes und ergänzte: "Dann müssen wir auch nicht über den Schiedsrichter diskutieren."