Alejandro Grimaldo ist für Bayer 04 Leverkusen ein absoluter Glücksgriff. Mit seinen starken Leistungen hat sich der 28-Jährige nun seinen Kindheitstraum erfüllt.
Rund 70 Millionen Euro hat Bayer 04 Leverkusen im Sommer in das Quartett Granit Xhaka, Victor Boniface, Jonas Hofmann und Nathan Tella investiert. Alejandro Grimaldo kostete dagegen keinen einzigen Cent. Den Spanier haben die Bayer-Verantwortlichen ablösefrei von Benfica geholt. Und damit einen richtigen Glücksgriff gelandet.
Eine "neue Herausforderung" habe Grimaldo nach sieben Jahren beim portugiesischen Rekordmeister gesucht. B04-Trainer Xabi Alonso und Benfica-Coach Roger Schmidt, der selbst von 2014 bis 2017 an der Leverkusener Seitenlinie stand, haben beim Wechsel eine entscheidende Rolle gespielt. Wie Grimaldo verriet, habe Alonso ihn immer wieder angerufen und wollte ihn unbedingt in seinem Team haben. Schmidt habe sehr positiv über Leverkusen gesprochen und ihm sogar Tipps bei der Wohnungssuche gegeben.
Grimaldo schlägt voll ein
Grimaldo wollte unbedingt für Alonso und in der Bundesliga spielen. Und der gebürtige Valencianer hat sofort eingeschlagen, ohne Anlaufzeit. In allen zehn Bundesligapartien stand Grimaldo von Beginn an auf dem Platz, absolvierte dabei 895 der 900 Spielminuten. Insgesamt lief er in allen 16 Pflichtspielen in dieser Saison auf, erzielte dabei schon sieben Tore und bereitete fünf weiterer Treffer vor. Als nomineller Außenverteidiger.
"Er ist einfach ein super Fußballer, technisch top und sehr intelligent. Ich glaube, dass wir die Spiele momentan auch deshalb so dominieren, weil er clevere Situation schnell erkennt und häufig Überzahl-Situationen für uns schafft", schwärmte Bayers Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes im Oktober über den wendigen Linksfuß. Das 3-4-2-1-System von Trainer Alonso lässt die offensiven Stärken des 1,71-Meter-Mannes perfekt zur Geltung kommen.
Viele offensive Qualitäten
Auf der linken Außenbahn initiiert Grimaldo, der in der berühmten Barcelona-Jugend La Masia ausgebildet wurde, mit seiner starken Übersicht und hohen Passqualität viele Angriffe. Bei schnellen Seitenverlagerungen findet er auch ohne Ball am Fuß immer wieder den Weg in die Freiräume, ist somit stets anspielbar und kreiert zudem auch Platz für seine Mitspieler. Grimaldo taucht aber gerne auch mal im Zentrum auf und fungiert dort als Spielmacher. Mit seinen präzisen Steckpässen und Diagonalbällen ist der U19-Europameister von 2012 eine Gefahr für jede Defensive.
Zu den weiteren Qualitäten zählen seine Laufbereitschaft, seine Antizipationsfähigkeit, sein Stellungsspiel sowie seine Spielfreude. Insbesondere mit dem argentinischen Weltmeister Exequiel Palacios harmoniert Grimaldo blendend - und dass nicht nur wegen der gemeinsamen Muttersprache. Auch das Zusammenspiel mit seinem Konterpart Jeremie Frimpong, Spielmacher Florian Wirtz, Dauerläufer Hofmann oder Torjäger Boniface, dem Grimaldo bereits drei Treffer auflegte, ist eine Augenweide. Grimaldo und Leverkusen: Das passt einfach zusammen.
Grimaldo begeistert Leverkusen
In Windeseile hat sich der Sommerneuzugang in die Herzen der Bayer-Fans gespielt. Nach dem Abschied von Publikumsliebling Wendell vor zwei Jahren war die Position auf der linken Außenbahn lange Zeit eine große Schwachstelle im Kader. Mitchell Bakker und Daley Sinkgraven wussten dort nie wirklich überzeugen. Glücksgriff Grimaldo hat nur wenige Spiele gebraucht, um diese Baustelle in Windeseile auszumerzen.
"Ich bin in einer guten Form. Es läuft gerade wirklich genial. Ich arbeite aber auch wirklich schon lange und hart dafür, um auf diesem Niveau zu spielen. Mit der Hilfe des Teams und des Trainers läuft es einfach. So macht es viel Spaß und ich hoffe, es geht so weiter", erklärte der Spanier zuletzt gegenüber dem Klubsender Werkself-TV. Übrigens: Grimaldo hat bereits zwei direkte Freistöße für Bayer verwandelt. Die Schusstechnik habe er sich "vor allem bei Gareth Bale, Cristiano Ronaldo und Juninho abgeschaut".
Immer wieder übergangen
Trotz seiner vielen konstanten Leistungen auf absolutem Spitzenniveau fand er allerdings in der Seleccion nie Berücksichtigung. Unter Julen Lopetegui, Robert Moreno und Luis Enrique war stets Barca-Legende Jordi Alba hinten links gesetzt. Auch Barca-Youngster Alejandro Balde stand in der Hierarchie zuletzt vor Grimaldo. "Er ist ein guter Spieler und auch ein Charakter, der jede Mannschaft weiterhilft. Er ist ein Wettkampftyp, sehr professionell. Wenn er so weitermacht, wird er die Einladung für die Nationalmannschaft bekommen", so Alonso Ende September.
Doch der aktuelle Nationalcoach Luis de la Fuente verzichtete in den EM-Qualifikationsspielen im Oktober gegen Schottland und in Norwegen erneut auf den Senkrechtstarter. "Warum er noch nicht für Spanien gespielt hat, kann ich nicht erklären, aber es ist meine große Empfehlung: Grimaldo hätte es total verdient, wenn er eingeladen würde. Er spielt bei uns super und auch in den letzten Jahren bei Benfica war er super. Er hat die Qualität", schickte Alonso eine Botschaft an seinen Landsmann de la Fuente.
Grimaldo für Spanien nominiert
Grimaldo selbst reagierte auf die neuerliche Nichtberücksichtigung zwar enttäuscht, schöpfte daraus aber auch "Motivation, weiterzumachen und alles zu geben". Und letztendlich wurde er belohnt. Denn für die beiden letzten EM-Qualifikationspartien auf Zypern (16.11.) und gegen Georgien (19.11.) hat die Leverkusener Nummer 20 es erstmalig in den Kader geschafft. Die Aussicht auf sein Debüt in den zwei Duellen stehen nicht schlecht, da Spanien bereits für die EURO 2024 in Deutschland qualifiziert ist.
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"Ich habe lange auf diesen Moment gewartet und bin sehr stolz. Für mich ist mit der Nominierung ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Ich habe viel investiert für diesen Moment und über viele Jahre hart dafür gearbeitet. Dass sich die tägliche Arbeit nun auszahlt, freut mich sehr. Jetzt möchte ich meine Chance nutzen", freute sich der Ex-Benfica-Star gegenüber Sky. Und wer weiß: Vielleicht erweist sich Grimaldo nicht nur für Alonso und Leverkusen, sondern auch für de La Fuente und Spanien als richtiger Glücksgriff.
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