Was mussten sich Arsenal-Fans in den letzten Jahren anhören. In weiter Ferne lagen die Erfolge der glorreichen Zeiten der Invincibles. Die Tabellenspitze schien enteilt. In der vergangenen Saison konnte man endlich wieder ganz oben Luft schnuppern - nun soll die Entwicklung gekrönt werden.
Über weite Strecken war Arsenal in der vergangenen Saison an der Tabellenspitze der Premier League gesetzt. Nach einigen schwächeren Jahren war der Traum der Meisterschaft wieder zum Greifen nah. 2004 wurden die Gunners mit Arsene Wenger und Thierry Henry zum letzten Mal englischer Meister, seit 2016 schaffte es Arsenal nicht mehr, sich für die Champions League zu qualifizieren.
Im Saisonendspurt ging den Nordlondonern aber die Puste aus. In den letzten zehn Ligapartien konnten nur vier Siege errungen werden. Der zwischenzeitlich komfortable Punktevorsprung von acht Punkten schmolz dahin, mit Manchester City zog das aktuelle Nonplusultra des Weltfußballs an Arsenal vorbei und sicherte sich die Meisterschaft. In der kommenden Saison soll der Schwächeanfall im letzten Saisondrittel unbedingt vermieden werden - dafür ist man bereit, tief in die Tasche zu greifen.
Großangriff in der Premier League
Nach Sky Informationen stehen sowohl Chelseas Kai Havertz als auch West Hams Declan Rice vor einem Wechsel in den Norden Londons. An beiden Spielern war auch der FC Bayern interessiert, der aller Voraussicht nach aber leer ausgehen wird. Für Havertz wird nach Informationen von Sky eine Ablösesumme von über 80 Millionen Euro fällig, die Hammers haben das erste Angebot für Rice in Höhe von 93 Millionen Euro abgelehnt, ein zweites soll folgen.
Die Gunners wappnen sich für die europäische Königsklasse, in der man nach sieben Jahren wieder vertreten ist, und für einen Großangriff auf die aktuelle Übermacht aus Manchester. Eine Wachablösung in der Premier League scheint nach der jahrelangen Dominanz auf den ersten Blick zwar eher unwahrscheinlich, doch bereits in der letzten Saison ließ Arsenal aufblitzen, zu welchen Leistungen man in der Lage ist. Havertz und Rice wären Statement-Transfers und eine eindeutige Kampfansage - nicht nur an die Skyblues, sondern nach ganz Europa.
Mit Guardiola-Schüler zur Leistungs-Renaissance
Unter Mikel Arteta hat sich Arsenal kontinuierlich weiterentwickelt und von der Vereinsführung über die Jahre das nötige Vertrauen entgegengebracht bekommen, das im Profigeschäft alles andere als selbstverständlich ist. Seit 2019 ist der Spanier mittlerweile Trainer in London, zuvor reüssierte er dreieinhalb Jahre als Co-Trainer unter Pep Guardiola.
Bei den Gunners war Arteta in der Vergangenheit keineswegs unumstritten, dem früheren Arsenal-Kapitän gelang es zunächst nicht, den strauchelnden Verein zurück in die Spur zu bringen. Den zyklisch wiederaufkommenden Rauswurf-Rufen einiger Fans zum Trotz hielten die Verantwortlichen aber an Arteta fest, der das Vertrauen in der vergangenen Saison endgültig zurückzahlte.
Arsenal begeisterte über weite Strecken mit One-Touch-Fußball und einer jungen, spielfreudigen Mannschaft. Altgediente Routiniers wie Alexandre Lacazette oder Rekordeinkauf Nicolas Pepe wurden zugunsten vielversprechender Talente ziehen gelassen. Der langwierige, mühsame Umbau schien endlich zu fruchten. Mit einem kontrollierten Kombinationsspiel und einem Übergewicht auf den Flügeln marschierten die Gunners anfangs über die Konkurrenz hinweg. In den Pokalwettbewerben schied Arsenal bereits früh aus, auch weil Arteta etliche Stammkräfte schonte. Der unbedingte Fokus galt der Meisterschaft. Auf einer Welle des Erfolgs getragen, schien das Wunder immer greifbarer zu werden - bis etwa April.
Ein Hauch von Dortmund im Saisonendspurt
Das, was Arsenal bislang so stark gemacht hatte, schien plötzlich nicht mehr zu funktionieren. Mit einem bemerkenswerten Kampfgeist gelang es den Gunners bis dato gerade in der Schlussviertelstunde nicht nachzulassen und gleich mehrere Spiele noch in den letzten Minuten zu drehen. Auf einmal verspielte man sichergeglaubte Partien mit einem Zwei-Tore-Vorsprung wie gegen West Ham United am 31. Spieltag. Fahrlässige Punktverluste auf der Zielgerade, abhandengekommene Leichtigkeit und fehlende Souveränität in Drucksituationen: Ein Hauch von Dortmund wehte durch den Norden Londons.
Arsenal wirkte schwerfällig, was sich nicht zuletzt darauf zurückzuführen lässt, dass der Kader in der Breite nicht hochkarätig genug besetzt war. Manchester City ist auf allen Positionen mindestens doppelt mit Weltklasse-Spielern ausgestattet, den Luxus hatten die Gunners nicht vorzuweisen. Oleksandr Zinchenko und Gabriel Jesus waren zudem die einzigen Profis, die bereits Erfahrungen im Meisterschaftskampf hatten - beide waren vor der Saison von den Cityzens an die Themse gewechselt. Der Gewinn der Premier League wäre für weite Teile des Kaders der Karriere-Höhepunkt gewesen.
Mit Rice und Havertz an die Tabellenspitze?
Mit Rice und Havertz würden sich zwei Spieler dem letztjährigen Vize-Meister anschließen, die sich trotz ihres vergleichsweise jungen Alters (beide 24) bereits auf dem internationalen Parkett ein Renommee erarbeitet haben und auch schon in den entscheidenden Spielen überzeugt haben. Rice hat West Ham als Kapitän jüngst zum Titelgewinn der Conference League geführt, stand zudem mit der englischen Nationalmannschaft im EM-Finale 2021. Havertz schoss die Blues 2021 im Champions-League-Finale zum Sieg.
Gerade der deutsche Nationalspieler könnte sich nahtlos in die vielseitige Arsenal-Offensive einfügen, von der in der vergangenen Saison gleich vier Spieler zweistellig getroffen haben: Gabriel Martinelli und Martin Ödegaard erzielten jeweils 15 Treffer, Bukayo Saka knipste 14 Mal und der etatmäßige Stürmer Gabriel Jesus elf Mal. Der variabel einsetzbare Havertz könnte bei Arsenal sowohl auf der Zehn als auch im Sturmzentrum oder auf dem Flügel zum Einsatz kommen.
Rice könnte Granit Xhaka ersetzen
Rice ist gelernter Innenverteidiger und würde bei Arsenal voraussichtlich den abwanderungswilligen Granit Xhaka ersetzen, der nach Sky Informationen bei Bayer Leverkusen im Gespräch ist. Laut des Telegraph kokettiert außerdem Thomas Partey mit einem Abgang und könnte so eine weitere Lücke im zentralen Mittelfeld hinterlassen.
In der vergangen Saison schien kein Weg an Triple-Gewinner Manchester City vorbeizuführen. Die Leistungen des Teams von Pep Guardiola waren am Ende einfach zu gut und nicht von dieser Welt. Nicht ohne Grund sind die offiziellen Vereins-Maskottchen der Skyblues "Moonchester" und "Moonbeam": Außerirdische. Mit der neuen Transfer-Offensive von Arsenal schießen die Gunners nun also mit Kanonen auf Aliens. Und nach 20 Jahren titelloser Tristesse womöglich endlich wieder mit Erfolg.
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