2735 Kilometer Luftlinie in vier Tagen! Nach der "Invincible"-Saison in der Bundesliga und der ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte strebt Bayer Leverkusen nun das kleine Triple an. Nächster Zwischenstopp: Das Europa-League-Finale in Dublin gegen Atalanta. Macht Wiedersehen Freude?
Atalanta und Leverkusen - da klingelt es doch aus Bayer-Sicht. Und die Erinnerungen sind alles andere als gut. Wir schreiben den 17. März 2022, als die Italiener die Werkself aus dem Achtelfinale der Europa League geworfen hat. Atalanta gewann beide Duelle, setzte sich nach einem 3:2-Hinspielerfolg auch in der BayArena durch (1:0).
"Wir können uns alle sehr gut an das Spiel erinnern. "Es war sehr, sehr intensiv, sehr aggressiv", blickte Bayer-Verteidiger Jonathan Tah zurück. "Wir hatten da unsere Probleme."
Über Dublin und Berlin zu Triplekusen?
Seitdem ist allerdings einiges passiert. "Ich glaube, dass wir als Team gewachsen sind und andere Lösungen finden werden", betonte der DFB-Star. Bayer Leverkusen krönte sich in der Bundesliga ungeschlagen zum Meister, ist seit wettbewerbsübergreifend 51 (!) Pflichtspielen ohne Niederlage und strebt nun das erste kleine Triple der Vereinsgeschichte an: Erst Party gegen Bergamo und dann im DFB-Pokal-Finale gegen den 1. FC Kaiserslautern?
Die Werkself dürfte nicht nur aufgrund der beiden Niederlagen im direkten Duell gewarnt sein, schließlich schickte das Team von Trainer Gian Piero Gasperini unter anderem den FC Liverpool samt Jürgen Klopp nach Hause, gewann in Anfield auf beeindruckende Art und Weise mit 3:0 und brachte den Vorsprung im Gewiss Stadium über die Zeit.
Kongeniales Sturm-Trio an 50 Treffern beteiligt
Auch Achtelfinal-Gegner Sporting und Olympique Marseille im Halbfinale waren keine großen Stolpersteine. "Atalanta ist derzeit einer der härtesten Gegner in Europa", betonte Bayer-Coach Xabi Alonso vergangenen Mittwoch. "Gasperini hat einen klaren Plan und ein Team mit einer starken Mentalität und einer hohen Kaderbreite aufgebaut." Bergamo spielt mit einer sehr hohen Intensität - körperbetont, stark im Pressing, Mann-gegen-Mann und vor allem offensiv. "Verteidigen macht dich unbesiegbar, aber um zu gewinnen, musst du angreifen", erklärte der Italiener im offiziellen Final Programme. "Kurz erklärt: Catenaccio? Nein danke." Selbst die drei Innenverteidiger in Gasperinis 3-4-1-2-System haben wichtige Aufgaben im Offensivspiel.
In der Liga hat das offensivstarke Atalanta ohnehin einen Lauf. La Dea (die Göttin) gewann die vergangenen fünf Partien allesamt und distanzierte die Roma im Rennen um die Champions League und sicherte sich den fünften CL-Platz, der auch in Italien für die Teilnahme an der Königsklasse reicht.
Einen großen Anteil am Aufschwung hat Gianluca Scamacca. Der Topstürmer und Ersatz des nach Manchester abgewanderten Rasmus Hojlund ist in den vergangenen sechs Spielen an acht Toren beteiligt gewesen, bildet mit Milan-Leihgabe Charles De Ketelaere und Mittelfeld-Stratege Teun Koopmeiners ein kongeniales Offensiv-Trio. Die Angreifer erzielten in der Serie A zusammen 33 Treffer und bereiten 17 weitere vor. Eine bittere Nachricht gibt es dennoch: Kapitän Marten de Roon verpasst den Final-Kracher verletzt, ist aber trotzdem mitgereist, um das Team zu unterstützen: "Ich bin hier, um positive Vibes zu versprühen. Mit oder ohne mich - wir wollen gewinnen, nur das zählt", sagte der 33-jährige Niederländer.
So oder so wird das Finale auch für das "übermächtige" Leverkusen kein Selbstläufer, verdeutlichte Bayer-Sportchef Simon Rolfes : "Das ist eine Top-Mannschaft, extrem physisch, Sie haben mit dem Trainer eine klare Spielidee und dafür verpflichten sie auch ihre Spieler", würdigte der Funktionär. "Sie stehen zurecht im Finale."
Endet Atalantas Titeltrauma?
Für Atalanta ist es das erste europäische Finale überhaupt und die Chance, den Titelfluch zu brechen. Das Team um Bayer-Rückkehrer Mitchel Bakker, Ex-Schalker Sead Kolasinac und Ademola Lookman (früher RB Leipzig) verlor erst am vergangenen Mittwoch das Finale der Coppa Italia gegen Juventus, wartet seit der Saison 1962/63 (Gewinn Coppa Italia) auf eine Trophäe.
Das soll erst einmal so bleiben - zumindest aus Bayer-Sicht, die mit Bergamo noch eine offene Rechnung zu begleichen haben und die schier endlose Ungeschlagen-Serie weiter ausbauen wollen. "Wir haben in Deutschland gegen ähnliche Mannschaften gespielt, aber morgen kommt es vor allem auf die Mentalität und die Taktik an. Wir brauchen alle zusammen", betonte Alonso am Dienstag. "Wir haben eine schöne Chance morgen und das Finale ist dafür da, um es zu gewinnen."
Von Köln über Dublin nach Berlin, Köln und zurück nach Leverkusen: 2735 Kilometer Luftlinie in vier Tagen, um der historischen Saison die Krone aufzusetzen ...
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