Vor dem Spiel gegen Athletic Bilbao am vergangenen Sonntag hat Real Madrid den Abschied von Karim Benzema verkündet. Wenige Tage später vermeldet der saudische Meister Al-Ittihad den Ballon-d'Or-Gewinner als Neuzugang. Benzema ist Teil des Sportswashings von Saudi-Arabien. Es ist erst der Anfang.
Karim Benzema hätte seinen Vertrag wahrscheinlich bei Real Madrid verlängern können, doch ein Mega-Angebot, das ein Gehalt von 200 Millionen Euro für zwei Spielzeiten beinhaltet, hat die Pläne des 35-Jährigen geändert. Selbst Trainer Carlo Ancelotti überraschte diese Entscheidung, von der er erst kurz vor der offiziellen Bekanntgabe erfuhr. Die Königlichen lassen den Franzosen, der 14 Jahre für Real auflief, nun nach Saudi-Arabien ziehen.
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Saudi-Arabien will 20 Milliarden in eigene Liga investieren
Sein ehemaliger Teamkollege Cristiano Ronaldo spielt bereits seit Januar in der Saudi Pro League bei Al-Nassr, mit Benzema bereichert ein weiterer Starspieler die Liga im Wüstenstaat. Doch damit soll nicht genug sein. 20 Milliarden Dollar will der Kronprinz Mohammed bin Salman offenbar in die Infrastruktur der saudischen Liga investieren, um den Wettbewerb zu professionalisieren und voranzutreiben.
Saudi-Arabiens faktischer Herrscher habe das Investitionsprojekt für Sportvereine auch ins Leben gerufen, um die Einnahmen und den Marktwert der Pro League zu steigern, meldete die saudische Staatsagentur SPA. Die Einnahmen, die im vergangenen Jahr bei umgerechnet 112 Millionen Euro lagen, sollen demnach auf knapp 450 Millionen Euro wachsen, der Marktwert im gleichen Zeitraum von fast 750 Millionen auf knapp zwei Milliarden Euro.
Auch Lionel Messi soll in die Wüste gelockt werden, doch der Weltmeister liebäugelt wohl noch mit einer Rückkehr zum FC Barcelona. Gehaltstechnisch können die Katalanen sicherlich nicht mit den Mega-Offerten aus Saudi-Arabien mithalten, doch selbst wenn es Messi am Ende nicht in den Nahen Osten zieht, ist er bereits ein großes Rad im Getriebe der saudischen Sportswashing-Maschinerie.
Messi als Tourismus-Botschafter für Saudi-Arabien
Anfang Mai flog der Superstar für einen PR-Termin nach Saudi-Arabien, um seine Aufgaben als Tourismusbotschafter für das Königreich wahrzunehmen. Ein Land, das Menschenrechte mit Füßen tritt - und es mit sportlichen Ikonen wie Messi & Co. versucht zu verschleiern.
Menschenrechtsverletzungen, Unterdrückung der Frauen, Todesstrafen für Homosexuelle, Enthauptungen und zerstückelte Journalisten: All das ist weit von europäischen Werten, von einem demokratischen Verständnis, entfernt.
"In den letzten Monaten haben die saudi-arabischen Behörden ihr brutales Vorgehen gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung noch verschärft. Sie haben mehrere Menschen zu Haftstrafen zwischen 10 und 45 Jahren verurteilt, nur weil diese sich friedlich im Internet geäußert haben", wird Steve Cockburn von Amnesty International in einer Stellungnahme aus dem letzten Februar über die Vergabe der FIFA-Klub-WM zitiert. Diese findet im Dezember 2023 das erste Mal in Saudi-Arabien statt.
Saudi-Arabien: 81 Hinrichtungen an einem Tag
"Im vergangenen Jahr wurden an nur einem einzigen Tag 81 Menschen hingerichtet, viele von ihnen nach grob unfairen Gerichtsverfahren", so Cockburn weiter. Mit der Klub-WM und der massiven Investition in die eigene Liga soll der Fußball exzessiver als zuvor beworben werden, es ist nach der Übernahme des Premier-League-Vereins Newcastle ein weiterer Schritt.
2030 will Saudi-Arabien die WM austragen und plant dafür ein Dreierbündnis mit Griechenland und Ägypten. Der Glanz und Glamour der größten Sportveranstaltungen, beworben durch die größten Sportler ihrer Zeit, soll über die Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land ablenken und das Image aufpolieren.
Grenzenlose Geld-Gier
Während früher die US-amerikanische MLS als letzte Station galt, bei welcher man die Karriere bei schönem Wetter und ansehnlichem Gehaltsscheck ausklingen ließ, sind es jetzt die Ligen wie jene in Saudi-Arabien.
Dort spielt Geld keine Rolle, es kann so lange um sich geworfen werden, bis selbst ein Cristiano Ronaldo, der pro Instagram-Post geschätzt mehr als zwei Millionen Dollar verdient, schwach wird. Oder eben ein Karim Benzema, der auch weiterhin auf höchstem europäischem Niveau um jeden Titel hätte mitspielen können und sich nun anders entschieden hat.
Saudischer Staatsfonds übernimmt vier Fußballklubs
Weitere Top-Stars sollen folgen. "Ich glaube, dass die saudische Liga in den nächsten fünf Jahren zu den fünf besten Ligen der Welt gehören kann", formulierte Ronaldo das Ziel Saudi-Arabiens. Sein Team gehört neben drei weiteren saudischen Klubs ab jetzt mehrheitlich einem Staatsfonds des schwerreichen Golfstaats. Der öffentliche Investmentfonds des Königreichs (PIF) halte nun jeweils 75 Prozent der Anteile, teilte der saudische Sportminister Abdulasis bin Turki al-Faisal am Montag mit.
Die Vereine wurden demnach dafür in Unternehmen umgewandelt. Der Schritt sei Teil eines Investitionsprojekts für Sportvereine im Land, das sie auch für internationale Stars attraktiver mache.
Weitere Top-Stars sollen nach Saudi-Arabien wechseln
Ronaldo und Messi, ohne Frage die alles überstrahlenden Starspieler der letzten Dekade, lassen sich mit schmutzigem Geld aus dem Nahen Osten kaufen. Und die Liste an Top-Spielern, die mit Saudi-Arabien in Verbindung gebracht werden, wächst von Tag zu Tag. Auch Robert Lewandowski, Sergio Ramos, Angel di Maria, Roberto Firmino oder Luka Modric sollen in die Wüste gelockt werden.
Das Image eines Landes, aufpoliert durch große Sportveranstaltungen und noch größere Stars. Der abrupte Wechsel von Benzema ist erst der Anfang. Sportswashing at its finest.
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