Borussia Dortmund: Bombenanschlag auf BVB-Bus jährt sich zum ersten Mal

Attentat hat Borussia Dortmund verändert

Von von Thorsten Mesch

Image: Ein Jahr nach dem Attentat auf den BVB-Bus blickt Sky auf die Ereignisse zurück.

Am Mittwoch jährt sich der Bombenanschlag auf den BVB-Bus zum ersten Mal. Das Attentat wirkt auch heute noch nach.

Es war der Tag, der Borussia Dortmund veränderte.

Der Bombenanschlag auf den BVB-Mannschaftsbus am 11. April 2017 vor dem Champions-League-Spiel gegen AS Monaco versetzte den Verein und sein Umfeld in einen Schockzustand.

"Ich werde Marcs Augen niemals vergessen", berichtete Nuri Sahin vier Monate nach dem Attentat bei "The Players Tribune". Marc Bartra war damals am Arm verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden.

SPIELER VERGESSEN DAS ERLEBTE NIE

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So emotional, so sensibel ist dieses Thema, dass es einige der Betroffenen auch ein Jahr danach noch aufwühlt.

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"Ich kenne Spieler, die noch immer darunter leiden. Das war ein Anschlag auf das Leben", sagte Torwart Roman Weidenfeller während des Prozesses gegen Attentäter Sergej W. am 19. März: "Das hat mein Leben verändert."

Weidenfeller: Immer noch ein Thema in der Mannschaft

Kapitän Marcel Schmelzer berichtete, er zucke heute noch bei lauten Geräuschen zusammen: "Ich versuche, es wegzuschieben. Aber es gibt immer wieder Momente, in denen man denkt, was für ein Glück wir hatten."

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Als Nuri Sahin am Sonntag nach dem 3:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart von Sky Reporter Patrick Wasserziehr auf den Anschlag angesprochen wurde, wollte der Mittelfeldspieler nichts sagen und ging von dannen.

"Jeder Spieler geht sehr unterschiedlich mit der Situation um", erklärte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc bei Sky und ergänzte: "Wir müssen das Ganze irgendwie verarbeiten."

Wie schwierig der Umgang mit dem Anschlag sein würde, war von Anfang an klar.

ZERWÜRFNIS ZWISCHEN TUCHEL UND WATZKE

Schon die Neuansetzung des Spiels gegen Monaco nur einen Tag später sorgte für Diskussionen - und leitete das Zerwürfnis zwischen Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und dem damaligen Trainer Thomas Tuchel ein.

Der Coach hatte kritisiert, die Vereinsführung habe über ihn und die Spieler hinweg dem schnellen Nachholtermin zugestimmt. Die Spieler seien "alle Profis" und würden das Erlebte "sicher schnell wegstecken", hatte Präsident Reinhard Rauball erklärt.

Sieben Wochen später gab der BVB die Trennung von Tuchel zum Saisonende bekannt, obwohl dieser den DFB-Pokal gewonnen hatte und mit 2,09 Punkten pro Spiel den besten Schnitt aller BVB-Trainer aufwies.

ZUSAMMENHANG ZWISCHEN ANSCHLAG UND ENTLASSUNG?

Tuchel sieht Zusammenhang zwischen Entlassung und Busanschlag

Für Tuchel gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen seiner Entlassung und dem Anschlag. "Davon würde ich ausgehen", antwortete er während des Prozesses vor drei Wochen auf die Frage des Oberstaatsanwaltes, ob er ohne das Attentat über den Sommer hinaus BVB-Trainer geblieben wäre.

Nun sieht es so aus, als würde der ehemalige BVB-Coach bald bei Paris Saint-Germain auf der Bank sitzen.

Trotz aller Widrigkeiten beendete Dortmund die Saison noch unter Tuchel auf Platz drei. Ruhe kehrte aber nicht ein.

Für den ehemaligen Dortmunder Sven Bender waren der Anschlag und der Umgang damit sogar ein Grund für seinen Wechsel zu Bayer Leverkusen. Das traumatische Erlebnis "habe auch Einfluss" darauf gehabt, erklärte Bender.

Bender mit drastischen Aussagen

ACHTERBAHNFAHRT UNTER BOSZ

Neben den Folgen des Anschlags hatten die Dortmunder mit Nebengeräuschen zu kämpfen. Tuchels Nachfolger Peter Bosz musste zunächst mit ansehen, wie der BVB Ousmane Dembele nach langem Hickhack ziehen ließ. Nachdem der Wirbel um den Transfer verflogen war, konnte Bosz zwar anfängliche Erfolge vorweisen, doch schnell wuchs die Kritik an der Arbeit des Niederländers.

In der Bundesliga stürzte der BVB von Platz eins bis auf Rang acht ab, in der Champions League schied Dortmund in der Gruppenphase aus.

Bosz wurde am 10. Dezember 2017 nach neun Pflichtspielen ohne Sieg entlassen und durch Peter Stöger ersetzt.

WIRBEL UM AUBAMEYANG UND BARTRAS ABSCHIED

Mit dem Österreicher auf der Bank schied der BVB im Pokal beim FC Bayern aus, fand aber in der Bundesliga wieder einigermaßen in die Spur.

Gestört wurde die Konzentration durch den Kaugummi-Transfer von Pierre-Emerick Aubameyang, der Ende Januar zum FC Arsenal wechselte.

Dabei ging beinahe unter, dass Marc Bartra am 30. Januar nach Spanien zu Betis Sevilla gewechselt war. Am Tag zuvor hatte der 27-Jährige als erster Spieler im Prozess gegen den Attentäter vor Gericht ausgesagt.

Emotionaler Bartra sagt aus! So lief der BVB-Prozesstag

Beim BVB hatte Bartra nach dem Bombenanschlag nie wieder zu alter Stärke zurückgefunden.

Wie instabil die Mannschaft immer noch ist, machten das blamable Aus in der UEFA Europa League gegen Salzburg und die 0:6-Klatsche in München deutlich.

Auch vor dem Hintergrund des Anschlags sei es "sehr schwierig, die ganze Saison zu bewerten", erklärte Sportchef Zorc bei Sky.

Stöger: Es war nicht ganz einfach

Am Sonntag wollen die Schwarzgelben mit einem Sieg im Derby bei Schalke 04 (ab 15 Uhr live auf Sky Sport 1 HD) am Erzrivalen vorbeiziehen und die verkorkste Spielzeit retten.

Es ist nicht messbar, ob wie sich die Ereignisse vom11. April 2017 auf die Leistung des BVB im Jahr danach ausgewirkt haben.

Eins ist klar: der Bombenanschlag wirkt ein Jahr später immer noch nach.