3:1-Sieg gegen Ajax, mehr als 80.000 Zuschauer bei der Generalprobe und fünf Erkenntnisse vor dem Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal: BVB-Trainer Edin Terzic hat zahlreiche Lichtblicke zu verzeichnen und zieht ein überwiegend positives Fazit, aber eine (altbekannte) Achillesferse bleibt.
Erkenntnis 1: Hummels zwischen Genie und Wahnsinn
Hier geht BVB-Verteidiger Mats Hummels als Sinnbild voran. Der 34-Jährige schaltete sich zwar regelmäßig in das Angriffsdrittel ein, bereitete die 1:0-Führung durch Julian Brandt per traumhaften Außenristpass vor und baute die Offensivbemühungen des BVB aus der eigenen Hälfte auf. Allerdings spielte er dabei auch den einen oder anderen Pass in den Fuß des Gegners, (teils unbedrängt) in das Toraus oder lief aufgrund seiner Tempodefizite hinterher.
So stand der Weltmeister von 2014 beispielsweise vor dem 1:1-Ausgleich zu weit von Ajax-Stürmer Brian Brobbey entfernt. Eine Rückkehr von Nico Schlotterbeck (konnte zuletzt nach einer Verletzung am linken Knie nicht trainieren) würde in diesen Punkten sicherlich nicht schaden.
Erkenntnis 2: Nmecha sticht heraus, aber alle Neuzugänge überzeugen
Durchweg positiv war dagegen die Performance der Neuzugänge. Felix Nmecha sticht mit seinen beiden Toren natürlich heraus, dürfte bei seinem erfolgreichen Debüt vor der Gelben Wand sämtliche Kritiker überrascht haben. Erst schob der 30-Millionen-Euro-Mann nur neun Minuten nach seiner Einwechslung gekonnt ins rechte Eck ein und ließ Ajax-Keeper Geronimo Rulli kurze Zeit später erneut keine Chance. "Es war richtig, richtig schön", kommentierte er exklusiv nach dem 3:1-Sieg am Sky Mikro.
Zuvor wurde der - aufgrund seiner durchaus homophob und queerfeindlich einzuordnenden Instagram-Aktivitäten - kritisch gesehene Neuzugang freundlich und mit Applaus empfangen. Ein guter Start für den 22-jährigen Mittelfeldspieler. "Alle haben mich sehr gut aufgenommen und es sehr einfach für mich gemacht", fügte der ehemalige Wolfsburger hinzu.
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Auch von seinem Trainer gab es ein Extralob: "Felix hat es hervorragend gemacht. Er ist reingekommen und hat in 45 Minuten fünf oder sechs Torabschlüsse gehabt und war an ganz vielen Offensivaktionen beteiligt", freute sich Edin Terzic. "Wir sehen das Potenzial, dass er in torgefährlichen Räumen wichtig werden kann und daran werden wir ihn auch in den kommenden Wochen und Monaten messen."
Neben Nmecha deuteten auch Bayern-Neuzugang Marcel Sabitzer und Ex-Gladbacher Ramy Bensebaini (ein Assist) an, dass sie wertvolle Verstärkungen sein können. "Sie haben sich gut eingefügt", würdigte Terzic. "Alle haben gute Aktionen gehabt - offensiv wie defensiv."
Sabitzer war vor allem in der Anfangsphase präsent, gewann wichtige Zweikämpfe und suchte on top immer wieder den Abschluss. Der ehemalige Bayern-Profi wird sich aufgrund der hohen Konkurrenzdichte auch mit Nmecha duellieren müssen. Der Ex-Wolfsburger machte am Sky Mikro deutlich, dass er mit großen Ambitionen zu den Westfalen gewechselt ist: "Ich mache alles, um in der Startelf zu sein", betonte der Doppelpacker nach dem Spiel: "Hoffentlich schaffe ich es."
Gegen Ajax hat er auf jeden Fall genügend Argumente geliefert...
Erkenntnis 3: Dominanz und Spielfreude wie in der Vorsaison
Neben den erfreulichen Leistungen der Neuzugänge hat sich auch das "etablierte Material" um Sebastien Haller, Marco Reus und Julian Brandt in guter Frühform präsentiert. Spielfreude, Dominanz, Torgefahr: Die Offensivabteilung der Schwarz-Gelben macht schon wieder Lust auf mehr.
Der ehemalige Kapitän Reus präsentierte sich im Zentrum sehr auffällig, konnte sich allerdings in 45 Minuten trotz zahlreicher Abschlüsse nicht mit einem eigenen Treffer belohnen. Brandt nutzte zudem gleich die erste Chance und stellte die Weichen schon nach sechs Minuten auf Heimsieg.
Stürmer Haller war gegen seinen Ex-Klub vor allem als "Spielmacher" aktiv, behauptete die Bälle, verteilte sie und bereitete den ersten Nmecha-Treffer mustergültig vor. Am 29-jährigen Angreifer dürfte auch in dieser Saison kein Weg vorbeiführen, zumal er in diesem Sommer die volle Vorbereitung mitmachen könnte und sich topfit präsentiert hat.
Erkenntnis 4: Keine Sorge, selbst wenn Kobel ausfällt
Bis Keeper Gregor Kobel topfit in den BVB-Kasten zurückkehren kann, wird es aller Voraussicht nach noch etwas dauern. Der Torhüter hat am Samstag zwar wieder mit dem BVB trainiert und soll wie Schlotterbeck in den nächsten Tagen zurück ins volle Mannschaftstraining integriert werden. Sein Einsatz im ersten Pflichtspiel am 12. August (15.30 Uhr live auf Sky) im DFB-Pokal beim TSV Schott Mainz gilt dennoch als fraglich. Spätestens zum Ligastart am 19. August (18.30 Uhr live und exklusiv auf Sky) gegen den 1. FC Köln dürfte Kobel dann aber wieder im BVB-Tor stehen.
Sorgen müssen sich die Schwarz-Gelben im Falle eines Ausfalls allerdings nicht machen. Ersatztorhüter Alexander Meyer glänzte gegen die Niederländer und bewies sich als sicherer Rückhalt. Der ehemalige Stuttgarter konnte zahlreiche Abschlüsse teils spektakulär abwehren, war lediglich beim Gegentreffer machtlos.
Erkenntnis 5: Altbekannte defensive Mängel
Insgesamt ließ die BVB-Defensive wieder einmal zu viel zu: Zu viele Abschlüsse, eine unzureichende Restverteidigung und ein Ausgleich, der nur eine Minute nach dem eigenen Treffer gefallen ist. "Das darf uns nicht passieren. Das ist uns in der letzten Saison auch oft passiert", haderte der neue Kapitän Emre Can. "Wir müssen mehr Druck auf den Ball haben und in der Box besser verteidigen - das wissen wir."
Dennoch haben die Dortmunder "ein sehr gutes Spiel gemacht. (…) Man darf nicht vergessen, wir haben gegen Ajax Amsterdam gespielt, die eine Topmannschaft haben", betonte der Abräumer und ergänzte: "Wir haben einfach gezeigt, was wir können. Wenn wir so Fußball spielen, können wir sehr erfolgreich sein."
Auch Terzic konnte nach dem sechsten Sieg im siebten Vorbereitungsspiel (ein Remis) ein unter Abstrichen positives Fazit ziehen: "Ein paar Sachen haben nicht gepasst, die haben wir dann in der Halbzeitpause korrigiert", betonte der Trainer und fasste abschließend zusammen: "Es war heute ein sehr gelungener Tag."
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