Lange Zeit wirkte es, als würde der BVB Werder eine Lehrstunde in Sachen Effizienz erteilen. Doch dann brach die 89. Minute an und die Dortmunder ein. Am Ende gab es eine lachsfarbene Rekord-Party und schwarz-gelbe Ratlosigkeit.
Für die durchaus schmeichelhafte 2:0-Führung brauchte Borussia Dortmund am Samstagnachmittag gegen den SV Werder Bremen insgesamt nur vier Schüsse. Die insgesamt abgegebenen sechs Torschüsse sind Dortmunder Tiefstwert in der Bundesliga (seit detaillierter Datenerfassung 2008). Und doch schien alles - zumindest was das Ergebnis anging - nach Plan zu laufen. Bis zur 89. Minute sah alles nach einem effizienten Arbeitssieg gegen den Aufsteiger aus. Beim BVB hätte man sich danach den Mund abgeputzt und zumindest die Nacht über von der Tabellenspitze gegrüßt.
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Bremer Rekord-Spektakel in der Nachspielzeit
Das wird nach dem Spektakel, das Bremen in der Schlussphase abgeliefert hat so nun nicht mehr funktionieren. Denn nach drei Gegentoren innerhalb kürzester Zeit und der damit verbundenen 2:3-Niederlage blickte man nach dem Abpfiff im Signal-Iduna Park vor allem in ratlose und mitunter geschockte Gesichter. Hatte der BVB hier gerade tatsächlich in rekordverdächtiger Zeit eine 2:0-Führung verspielt? Ja, das hat er.
Bisher schaffte es noch keine Mannschaft in der Bundesliga, ab der 89. Minute drei Tore zu schießen. Und dann waren es auch noch drei Joker-Tore. Ole Werner schlug Edin Terzic also quasi mit den noch in Freiburg hochgelobten eigenen Waffen.
Ratlose Dortmunder hadern mit "dämlichen" Gegentoren
Selbst der Werder-Coach sagte nach dem Spiel bei Sky: "Die letzten Minuten waren pure Emotionen, das war Wahnsinn. Das ist rational nicht zu erklären." Schwierigkeiten in der Analyse hatten auch BVB-Keeper Gregor Kobel ("Was genau passiert ist, ist schwer zu sagen") und Kapitän Marco Reus ("Keine Ahnung, wenn ich wüsste, was passiert ist, hätten wir das wahrscheinlich abgestellt"). In einer Sache waren sie sich inklusive Trainer Terzic alle einig: "Es war eine verdiente Niederlage. Wir haben heute kein gutes Spiel gemacht, das war eine sehr schwache Leistung von uns", so Terzic im Sky Interview.
Für den BVB-Coach war es nach neun Bundesliga-Siegen in Folge die erste Niederlage seit dem 1:2 gegen Frankfurt im April 2021. Zum vierten Mal in Folge steht der BVB nach drei Spieltagen mit sechs Punkten auf dem Konto da.
Für die Bremer gibt es dagegen allen Grund zur Freude. Die Hanseaten feiern ihren ersten Bundesliga-Sieg seit 528 Tagen und bleiben erstmals seit vier Jahren die ersten drei Bundesliga-Partien ungeschlagen.
Statt Tabellenspitze droht der frühe Rückstand auf Bayern
Statt von der Tabellenspitze zu grüßen, droht der FC Bayern (ab 17.30 Uhr gegen den VfL Bochum) schon am dritten Spieltag mit drei Punkten Vorsprung vorwegzumarschieren.
Sky Experte Didi Hamann stellte den Dortmundern im Anschluss ein schlechtes Zeugnis aus: "Die Dortmunder waren wie von guten Geistern verlassen. Ich habe sie über 90 Minuten selten so konfus und desolat gesehen. Es hat nur eine Mannschaft gespielt und das waren die lachsfarbenen Bremer und auch, wenn es spät war - es war hochverdient."
Der bisher hochgelobte Saisonstart, bei dem vor allem die berüchtigte Mentalität der Westfalen gelobt wurde, könnte nach dem Werder-Schock einen Knacks bekommen haben. Diesen Rückschlag gegen einen nicht ganz gewöhnlichen Aufsteiger gilt es erst einmal zu verdauen.