Borussia Dortmund News: Die Schwächen des BVB wachsen weiter

Rückschritt unter Terzic? BVB-Probleme wachsen vor Hammer-Woche

Von Lars Pricken

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Der BVB kommt auch gegen die TSG Hoffenheim nicht aus der Krise. Die schwarz-gelben Probleme wachsen - statt des Fortschrittes scheinen die Schwachstellen nur größer zu werden. Und das vor einer entscheidenden Woche, nach der es auch für Trainer Edin Terzic eng werden könnte.

"Wir sind unzufrieden mit dem Punkt", stellte Terzic nach dem 2:2 gegen die Hoffenheimer klar. Dabei räumte der Coach allerdings auch ein, dass das Spiel auch zu Gunsten der Kraichgauer hätte entschieden werden können. Und aus Sicht des ein oder anderen TSG-Profis sicherlich hätte müssen.

TSG näher am Sieg als der BVB

Immerhin 13 Schüsse brachte das Team von Sebastian Hoeneß in Richtung des Dortmunder Gehäuses. Darunter einige Hochkaräter, die unter anderem Ihlas Bebou mehrfach nicht nutzen konnte. Der BVB wiederum kam nur sieben Mal zum Abschluss - die klarsten Chancen wurden in die beiden Treffer umgemünzt. Selbst nach dem Ausgleich der Westfalen blieb Hoffenheim das aggressivere und gefährlichere Team.

Die Gründe für das in Teilen enorm schwache Auftreten der Borussia sind vielschichtig, die Probleme zahlreich. Auch Abwehrchef Mats Hummels, der die Kapitänsbinde bis zur 59. Minute für den auf der Bank sitzenden Marco Reus übernahm, bemühte sich nach Abpfiff um Erklärungen.

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Hummels über Fehlentscheidung: "Ist hier kein Basketballspiel"

"Da gibt es viele Gründe", fing er am Sky Mikrofon an und echauffierte sich zunächst über eine Fehlentscheidung vor dem zwischenzeitlichen 1:1. Kurz vor dem Ausgleich durch Munas Dabbur wurde Erling Haaland am Sechzehner der Hoffenheimer gefoult. Schiedsrichter Bastian Dankert ließ das Spiel weiterlaufen. Der VAR überprüfte die Situation, doch da weder ein rotwürdiges noch ein Strafstoß verursachendes Foulspiel vorlag, blieb eine Korrektur aus - zum Ärger von Hummels.

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"Da haben wir eine Riesenchance auf das 2:0 und 20 Sekunden später steht es 1:1. Wir alle wissen, dass Fußball ein extremes Ergebnisspiel ist, in dem Kleinigkeiten entscheiden können. Das ist hier kein Basketball-Spiel, in dem 50 Körbe fallen, sondern ein oder zwei Tore entscheidend sind."

Ganz so einfach wollte es sich der Abwehrmann allerdings auch nicht machen. Obwohl das Team gekämpft habe, "haben wir nicht unbedingt gut gespielt", gestand sich auch der Routinier ein. Die größten Fehler sind dabei keine Überraschungen, sondern Ärgernisse, mit denen sich die Dortmunder nun schon seit geraumer Zeit befassen müssen. Probleme, die auch unter Lucien Favre schon allgegenwärtig waren.

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Bekannte Probleme machen Dortmund immer mehr zu schaffen

Dafür symbolisch stehen die beiden Gegentreffer. Beim ersten Tor durch Dabbur fehlte die Absicherung im Mittelfeld komplett. Nach drei Pässen lief der Stürmer bereits auf den letzten Mann Manuel Akanji zu, weil sowohl Thomas Delaney als auch Jude Bellingham, der immer wieder zu weit in der gegnerischen Hälfte stand, keinen Zugriff auf die Situation bekamen.

"Ich frage mich, wenn eine Mannschaft wie der BVB ohne Mittelfeld spielt, wie das klappen soll. Du brauchst eine Balance zwischen Abwehr und Angriff", kritisiert Sky Experte Didi Hamann die Struktur im Spiel der Dortmunder. Im Eins-gegen-eins zwischen Dabbur und Akanji unterlief Letzterem dann ein Schnitzer, so dass der TSG-Stürmer frei vor Keeper Marwin Hitz auftauchte und die Nerven behielt. Keine Absicherung im Mittelfeld und einer von vielen individuellen Fehlern ebneten, wie so oft in dieser Saison, den Weg zum Ausgleich.

Auch beim zweiten Treffer der Hoffenheimer offenbarten sich gleich zwei große Brandherde in der Dortmunder Defensive. Beim Eckball stimmte die Zuteilung der Verteidiger nicht, so dass der Ball gefährlich in den Fünfmeterraum von Hitz fliegen konnte. Der wiederum stellte sich enorm ungeschickt an und faustete die Kugel gegen Bebou, der sich gar nicht dagegen wehren konnte, das 2:1 zu erzielen. Schlechte Deckung bei einer Standardsituation und ein Torwartfehler bildeten die Ursache für Treffer Nummer zwei. Ebenfalls kein neues Problem.

Sky Experte Didi Hamann sieht beim BVB derzeit keinen Fortschritt und kritisiert die Spielweise des Teams (Dauer: 53 Sekunden).

Offensive lahmt, doch Hummels erkennt Fortschritt

In der Offensive fehlt es wiederum an Kreativität und zündenden Ideen. Während das Konterspiel noch immer eine gefährliche Waffe im Repertoire der Borussen ist, spielt sich das Terzic-Team bei tiefstehenden Gegnern fest. Pässe in die Spitze kommen nicht an, die Flanken von den Seiten finden Haaland nur in den allerwenigsten Fällen.

Trotz all dieser Makel ist Hummels davon überzeugt, dass der BVB sich auf dem richtigen Pfad befindet. "Wir wollen einen aktiveren, aggressiveren Fußball gegen den Ball spielen. Solche Sachen passieren aber nicht über Nacht. Das erarbeiten wir uns im Training und ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass man das in dieser Saison noch sehen wird", meint der Abwehrchef, der einen stetigen Fortschritt zu erkennen glaubt.

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Hamann zählt Terzic an

Einen Fortschritt, der sich im Ergebnissport Fußball allerdings nur schwer belegen lässt. In den vergangen sechs Bundesliga-Spielen ging der BVB lediglich einmal als Sieger vom Platz. Im DFB-Pokal brauchte es für einen Sieg gegen Zweitligist Paderborn die Verlängerung und viel Glück auf der eigenen Habenseite. Von Fortschritt fehlt jedoch jede Spur.

"Du musst schauen, ob die Mannschaft sich entwickelt und man einen Fortschritt sieht. Den wollen sie intern sehen können - ich sehe ihn von außen nicht", geht Sky Experte Hamann mit den Schwarz-Gelben hart ins Gericht und macht dafür auch Favre-Nachfolger Terzic verantwortlich: "Es würde mich wundern, wenn man nicht Optionen in der Dortmunder Führung durchspielt, nochmal etwas auf der Trainerposition zu machen. Du musst mit dem Gedanken spielen."

Sky Experte Didi Hamann glaubt, dass der BVB langsam die Option eines Trainerwechsels abwägen muss (Dauer: 1:08 Min.).

Hammer-Woche: Kosten Sevilla und Schalke die Saison?

Entscheidend für die Zukunft von Terzic dürfte die anstehende Hammer-Woche sein. Zunächst geht es in der Champions League zum Achtelfinal-Hinspiel nach Sevilla. Dann kommt es zum Revierderby gegen Schalke (Samstag, 18:30 Uhr auf Sky Sport Bundesliga 1). Sollte sich der BVB keine gute Ausgangslage in der Königsklasse schaffen und dann auch noch gegen den stark abstiegsbedrohten Erzrivalen patzen, droht der sportliche Super-GAU.

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Die erneute Qualifikation für die Champions League würde damit nämlich in weite Ferne rücken. "Wenn du nächste Woche gegen Schalke verlierst, dann kann es sein, dass du schon acht, neun Punkte hinten bist. Und das ist fast nicht aufzuholen", befürchtet Hamann.

Und soweit würde es der BVB, dessen Ziel ganz klar Platz vier ist, sicher nicht kommen lassen. Zumindest nicht, ohne nicht alles versucht zu haben, dieses Desaster abzuwenden.

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