Die lange Bundesliga-Winterpause hat ein Ende. Am Freitagabend eröffneten RB Leipzig und der FC Bayern München nach zwei Monaten den zweiten Teil der Bundesliga-Saison mit einem Remis. Sky Sport liefert die wichtigsten Erkenntnisse zum Restart.
1. Sommer-Debüt für den FC Bayern glückt
Yann Sommer bestimmte vor dem Bundesliga-Restart die Schlagzeilen in Deutschland. Lange und hart wurde um einen Wechsel des Schweizer Keepers von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern München gefeilscht. Einen Tag vor dem Auftakt gegen RB Leipzig herrschte Gewissheit: Der 34-Jährige wechselt an die Säbener Straße. Am Freitag durfte er auch direkt sein Debüt geben - und dieses fällt trotz des verpassten Dreiers des Rekordmeisters in die Kategorie "gelungen".
Der Schweizer wirkte von Beginn an souverän, von Nervosität war überhaupt nichts zu spüren. Auch in Drucksituationen, als die Leipziger früh pressten und selbst den Keeper mit ein bis zwei Mann anliefen, behielt Sommer die Ruhe und eröffnete das Münchner Angriffsspiel meist mit einem präzisen Flachpass. Auch die langen Pässe von Sommer fanden meist den Mitspieler.
Zudem zeigte der Schweizer zwei Paraden, beim Gegentor in der 52. Minute durch Marcel Halstenberg war er chancen- und schuldlos. Dementsprechend zufrieden zeigte sich auch Coach Julian Nagelsmann ob der Leistung von Sommer: "Ich fand ihn sehr gut, sehr mutig. Er hat Flanken abgefangen und mit dem Ball gut gespielt. Er hatte eine gute Präsenz. Er hat nicht so gewirkt, als hätte er sein erstes Spiel für uns gemacht."
2. Auffälliger Nagelsmann-Wechsel
Apropos Nagelsmann: Der Bayern-Trainer hatte im Vorfeld des Duells gegen seinen Ex-Klub die eine oder andere härtere Personalentscheidung zu treffen. Auf der Pressekonferenz am Donnerstag betonte der 35-Jährige, dass sechs von elf Positionen bereits feststünden. Noch offen war hingegen ein Startelf-Platz von FCB-Urgestein Thomas Müller.
Am Freitag gab es die Auflösung: Müller saß zu Beginn nur auf der Bank. Serge Gnabry, Jamal Musiala, Leroy Sane und Eric Maxim Choupo-Moting bildeten das Münchner Offensiv-Quartett. Nach einer längeren Verletzungspause und einer verkorksten WM gab es zunächst also keinen Platz für den gebürtigen Weilheimer. Aufgrund der letzten Wochen und Monate verwundert daher Nagelsmanns Entscheidung nicht unbedingt.
Was sich in der 68. Minute ereignete hingegen schon: Der Bayern-Coach nahm seinen ersten Wechsel vor. Musiala ging vom Platz, doch nicht etwa Müller, der ein positionsgetreuer 1:1-Wechsel gewesen wäre, kam ins Spiel sondern Kingsley Coman. Müller musste weitere zwölf Minuten auf seinen Einsatz warten, konnte sich im Anschluss aber nicht mehr wirklich ins Rampenlicht spielen.
Zwar kündigte Nagelsmann bereits vor dem Duell gegen Leipzig an, dass kein Spieler Angst haben müsse, zu wenig Spielzeit in der restlichen Saison zu bekommen. Doch genau dies könnte Müller in den kommenden Wochen drohen. Im zentralen Mittelfeld scheint Musiala gesetzt zu sein und vorne in der Sturmspitze knüpft Choupo-Moting an seine Leistungen von vor der Weltmeisterschaft an. Gegen Leipzig erzielte der Kameruner bereits sein siebtes Tor in den vergangenen sieben Bundesliga-Spielen. Schwer vorstellbar, dass Nagelsmann in den kommenden Wochen den formstarken Kameruner für Müller auf die Bank setzen wird.
Für Müller könnten also schwerere Zeiten mit vielen Bankminuten anbrechen. Eine Situation, die den Routinier aber sicherlich nicht aus der Ruhe bringen wird. Denn schließlich betonte Nagelsmann auch: "Er (Thomas Müller, Anm. d. Red.) ist nach wie vor ein extrem wichtiger und bedeutender Spieler für mich."
3. Ersatzkapitän Kimmich zwischen Licht und Schatten
Ein solcher ist auch Joshua Kimmich. Der zentrale Mittelfeldspieler gab nach dem WM-Desaster offen seine Sorge zu, in ein mentales Loch zu fallen. Dieses war zwar letztendlich nicht der Fall, wie er zuletzt im Bayern-Trainingslager in Doha im Rahmen einer Medienrunde betonte, doch gegen Leipzig befand sich der Ersatzkapitän (Neuer verletzt, Müller auf der Bank) zumindest temporär in einem Leistungsloch.
Einer starken Pass- und Zweikampfquote (92 Prozent & 66,6 Prozent) sowie zwölf Ballgewinnen stehen beachtliche 14 Ballverluste gegenüber - der dritthöchste Bayern-Wert nach Dayot Upamecano (22) und Sane (18). Besonders als Sechser können diese teuer werden. Und genau dieser Fall ist bei der Entstehung des Leipziger Ausgleichs eingetreten.
Ein unnötiger Fehlpass von Kimmich leitete den RB-Treffer durch Marcel Halstenberg ein. Sein anschließendes Zweikampfverhalten gegen den Torschützen, als Kimmich zu leicht zu Boden ging, ließ den Sechser der Bayern ebenfalls nicht gut aussehen.
Der Ersatzkapitän zeigte sich im Anschluss an die Partie dementsprechend selbstkritisch: "Wir hätten in vielen Situationen ruhiger bleiben müssen. Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht. Am Ende des Tages gewinnen wir das Spiel ohne meinen Fehler." Und weiter: "Der Einwurf war nicht das Problem. Wir hatten die Situation vor dem Spiel besprochen. Ich muss ihn rausprügeln, dann passiert nichts. Der Fehler war nicht, dass Alphonso Davies den Einwurf schnell ausgeführt hat."
4. Laimer zeigt: Bayern kann sich auf Verstärkung freuen
Neben Kimmichs Aussetzer war vor allem auch Leipzigs Konrad Laimer ein ausschlaggebender Faktor für den Punktgewinn der Sachsen. Der Österreicher kehrte nach monatelanger Verletzungspause zurück auf den Platz - und wie! Mit beeindruckenden Werten vermittelte er den Eindruck, niemals weggewesen zu sein. In den Bereichen Zweikämpfe (18) und Tacklings (6) legte der Leipzig-Sechser die besten Statistiken beider Teams aufs Feld.
Zudem zeigte sich der 25-Jährige wie gewohnt sehr lauffreudig und agierte oft als Pressing-Unterstützung für das Offensiv-Quartett. Zwei Torschüsse - hinter Dani Olmo die zweitmeisten der Leipziger - unterstreichen neben seinen defensiven Qualitäten auch seinen Offensivgeist.
Der Österreicher legte damit einen rundum gelungenen Auftritt hin, der wohl nicht nur seinem aktuellen Arbeitgeber RB Leipzig gefallen haben dürfte. Laimer hat gleichzeitig seine ausführliche Visitenkarte in Richtung München und den dortigen Mittelfeldspielern abgegeben. Wie Sky bereits seit Wochen berichtet, steht der gebürtiger Salzburger vor einem Sommer-Wechsel zum FC Bayern. Mit seinen Qualitäten dürfte er den Münchner Kader ab der kommenden Saison perfekt ergänzen - Stichwort: Pressingmaschine.
5. Hoffnung auf spannenden Meisterschaftskampf lebt
Für diese Saison steht Laimer aber weiterhin im Kader der Leipziger - und das dürfte aus Spannungsgründen auch gut sein. Denn RB hat gezeigt, dass man mit dem FC Bayern mithalten kann - sogar ohne den verletzten Toptorjäger Christopher Nkunku.
Der Rückstand der Leipziger auf den Rekordmeister beträgt weiterhin sechs Punkte - bei noch ausstehenden 18 Spielen. Mit nun mittlerweile 14 Pflichtspielen in Folge ohne Niederlage gibt RB Leipzig seine Visitenkarte im Rennen um die Meisterschaft ab. Mit dem SC Freiburg, Eintracht Frankfurt, Union Berlin und Borussia Dortmund haben weitere Teams die Möglichkeit, mit einem Sieg am 16. Spieltag näher an die Tabellenspitze heranzurücken.
Die Hoffnungen auf einen spannenden Kampf um die Meisterschaft leben also - dem 1:1 zwischen RB Leipzig und Bayern München sei Dank.
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