Beim dramatischen Sieg in Frankfurt zählt Erling Haaland nicht zu den Dortmunder Torschützen, überzeugt die Sky90-Runde aber in anderer Rolle und hat seinen Anteil daran, dass der BVB den Rückstand auf die Bayern verkürzen konnte. Wird es im Meisterkampf nun wieder spannend?
Borussia Dortmund hat die Steilvorlage aus München genutzt. Nachdem der coronageplagte Rekordmeister zum Rückrundenauftakt zu Hause mit 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach verlor, sah es lange auch nach einer Pleite für den ärgsten Verfolger aus. Doch der BVB drehte in Frankfurt einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Sieg und konnte den Rückstand auf die Münchner auf nur noch sechs Punkte verkürzen.
Hamann hofft auf Initialzündung
"Mit dem Anschlusstor hat sich das ganze Spiel gedreht. Sie hatten noch den Glauben an sich selbst und dann gewinnst du so ein Spiel zum Schluss noch. Das sind die schönsten Siege und für die Moral ist sowas Gold wert und daher hoffe ich, dass es eine Initialzündung ist", wünscht sich Sky Experte Didi Hamann bei Sky90 nun wieder einen spannenden Meisterkampf.
Und weiter: "Das Wichtigste war, dass sie die Vorlage aus München angenommen haben, auch wenn es holprig war. Die Münchner haben auch ihre Probleme und dann werden wir mal sehen, denn natürlich fangen die Bayern jetzt das Überlegen an. Die Dortmunder haben den Rückenwind und ich hoffe, die sagen jetzt 'da geht doch noch mehr'".
Harnik traut BVB viel zu
Ex-Bundesliga-Stürmer Martin Harnik ist ebenfalls zuversichtlich, dass die Meisterschaft noch nicht entschieden ist. "Jeder, der bei Dortmund spielt, hat das Ziel Meister zu werden, auch wenn sie den Bayern immer ein wenig nachlaufen, weil die es über Jahre besser machen. Dortmund ist aber der einzig wahre Konkurrent in dieser Liga und dieser Rolle wollen sie auch gerecht werden", so der gebürtige Hamburger bei Sky90.
Die Qualität reiche "auf jeden Fall", um den Bayern einen echten Fight über die gesamte Saison zu liefern, so der Ex-Nationalspieler Österreichs, aber dazu müsste auch der Branchenprimus "schwächeln und Fehler machen", schließlich seien die Bayern "am Ende nochmal stärker als Dortmund. Das ist Fakt".
Stimmt ab: Wird der Meisterkampf noch einmal spannend?
Patrick Owomoyela stimmt Harnik zu, rät seinem Ex-Klub aber vor allem "auf sich selbst zu schauen und an den Baustellen zu arbeiten". Wenn man die nötige Stabilität in seinem Spiel hat, komme der Rest "zwar nicht von alleine, aber man hat zumindest ne große Chance, dass da was passiert."
Der Vorsprung der Münchner beträgt nach wie vor komfortable sechs Zähler, aber der BVB hat durch den Sieg in Frankfurt zumindest gezeigt, dass ihnen alles zuzutrauen ist, zumal Tormaschine Haaland gar nicht unter den Torschützen war. Dennoch hat der Norweger bei Harnik auch ohne Treffer Eindruck hinterlassen: "Diese Freude nach dem 3:2, diese Identifikation mit dem Erfolg und der Mannschaft zeigt, dass er zumindest bei den Spielen voll mit den Gedanken bei Borussia Dortmund."
Haaland als Teamplayer wertvoll
Für den ehemaligen Knipser sei es nicht "selbstverständlich", dass Haaland sich nicht mehr mit seiner persönlichen Situation beschäftigt. Haaland also als Teamplayer wertvoll für die Mannschaft?
Beim BVB wird man es nach dem lustlosen Auftritt des Superstars bei Hertha BSC am letzten Hinrundenspieltag und der seltsam anmutenden alleinigen Ehrenrunde zuvor gegen Fürth gerne gesehen haben, denn der Trubel um Haaland wird in den kommenden Wochen sicherlich nicht weniger. Das Interesse von Klubs wie Barcelona, Paris St. Germain oder auch Real Madrid wird eher noch konkreter werden.
Wenn es nach Didi Hamann geht, wird sich auch der FC Bayern - trotz öffentlicher Dementi - mit Haaland beschäftigen (müssen). "Wenn du einen Spieler holen kannst für 75 Millionen, der das doppelte Wert ist, wären sie dumm, wenn sie nicht mit ihm befassen würden", argumentiert der Sky Experte, der zudem auch nicht an eine allzu lange Zukunft von Robert Lewandowski an der Isar glaubt.
Hamann kann sich Haaland bei Bayern vorstellen
Zum einen ist sich Hamann sicher, dass Lewandowski sein großes Ziel - den Gewinn des Ballon d'Or in München nicht realisieren kann und daher vielleicht über einen Abschied nachdenkt. Doch selbst wenn der Pole langfristig in München bleiben will, sieht Hamann ein Problem:
"Er hat noch zwei Jahre Vertrag. Wenn er nochmal um zwei Jahre verlängern will, ist die Frage: Kannst du jemandem das aktuelle Gehalt bezahlen, bis er 37 oder 38 ist - und das in der jetzigen Situation. Vielleicht wäre das ohne Corona einfacher, aber so wird es auch in München Stimmen geben, die sagen, dass man das nicht machen kann. Denn in dem Alter weiß man nie, wie lange Lewandowski noch seine Tore macht - und das macht die Personalie Haaland zu spannend."
BVB auf Gegenwart fokussiert
Beim BVB beschäftigt man sich mit derartigen Gedankenspielen natürlich nicht, es geht vielmehr um die Gegenwart mit dem Angreifer, wie Sebastian Kehl, Leiter Lizenzspielerabteilung, exklusiv bei Sky Sport verrät:
"Der Plan ist, dass wir uns zu gegebener Zeit zusammensetzen. Beide Seiten wollen Klarheit haben und auch wenn die Interessen eventuell ein wenig auseinander gehen, werden wir alles versuchen, Erling weiterhin beim BVB zu halten. Ich sehe unsere Chancen nicht schlecht. Die Entscheidung liegt bei ihm, wenn es Neuigkeiten gibt, werden wir diese kommunizieren", so der 41-Jährige vor dem Sieg in Frankfurt.
Ein spannender Meisterkampf und am Ende vielleicht sogar der Titel dürften die Chancen der Dortmunder auf eine weitere Saison mit Haaland sicher nicht verschlechtern, daher wird es spannend zu sehen, ob die Bayern in den kommenden Wochen weitere Steilvorlagen liefern. Und ob der BVB diese weiter so nutzt wie am Samstag...