Borussia Dortmund empfängt am Samstag RB Leipzig im Signal Iduna Park. Ein Duell, in dem es um mehr als nur drei Punkte geht.
Rein sportlich sind die Rollen klar verteilt. Dortmund muss zuhause (Sa., ab 15:15 Uhr LIVE auf Sky Sport Bundesliga 2) liefern, um die Chance auf einen Champions-League-Platz zu wahren. RB dagegen ist die Vizemeisterschaft bei sieben Punkten Vorsprung auf Platz drei und noch drei verbleibenden Spieltagen kaum noch zu nehmen.
Allerdings werden sich die Leipziger in der Generalprobe für das Pokal-Finale gegen den BVB wenige Tage später (Do., 13. Mai, ab 19:45 Uhr LIVE auf Sky Sport 1) keine Blöße geben wollen.
Doch in diesem Duell steckt noch weit mehr Brisanz als ein Blick auf die Tabelle verrät. Es geht um den langfristigen Posten als zweite Kraft im deutschen Fußball hinter dem FC Bayern München.
Leipzig auf dem Papier bereits erste Bayern-Verfolger
Zum ersten Mal seit ihrer fulminanten Debüt-Saison (2016/17) werden die Leipziger die Spielzeit aller Voraussicht nach auf Platz zwei beenden und damit vor Borussia Dortmund. In den vergangenen fünf Jahren bewies RB enorme Konstanz, rückte dem BVB immer enger auf die Pelle und mauserte sich nun sogar zum ersten Verfolger des Rekordmeisters - zumindest auf dem Papier.
Während Leipzig dem BVB tabellarisch etwas enteilt ist, gibt es im direkten Duell aber noch Nachholbedarf. Von den bisherigen neun Pflichtspielbegegnungen konnten die Sachsen nur zwei für sich entscheiden (zwei Remis, fünf Niederlagen). Lediglich gegen den FC Bayern verlor Leipzig in der Bundesliga genauso oft.
Ein Sieg gegen den BVB wäre für den Klub also auch ein Prestige-Erfolg, um den Anspruch auf die Rolle des ersten Bayern-Verfolgers zu untermauern.
RB mit klarer Kampfansage - BVB zurückhaltend
Verbal machen die Leipziger schon lange keinen Hehl mehr daraus. Besonders rund um den Wechsel von Trainer Julian Nagelsmann zum FC Bayern machte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff dieses Ziel noch einmal deutlich.
"Es wird nicht so sein, dass wir unsere Ambitionen herunterschrauben", sagte Mintzlaff als Reaktion auf den Trainerwechsel. Nagelsmann werde seinen Ex-Klub als neuer FCB-Trainer im Nacken spüren. "Wir sind im Angriffsmodus", so die Kampfansage des Leipzig-Bosses.
Mit ähnlichen Kampfansagen hält man sich beim BVB bekanntlich etwas zurück. Klare Titelambitionen lassen die Schwarzgelben nur ungern öffentlich verlauten, zumal Dortmund diesbezüglich auch etwas gebrandmarkt ist.
Vor der Saison 2019/20 hatte sich BVB-Boss Hans-Joachim Watzke zu dem Statement verleiten lassen, "ohne Wenn und Aber um die deutsche Meisterschaft spielen" zu wollen. Diesem öffentlichen Druck waren die Dortmunder offenbar nicht gewachsen und mussten sich am Ende mit 13 Punkten Rückstand auf die Bayern klar geschlagen geben. Folglich erklärte Watzke "offiziell kein Ziel mehr auszugeben".
Dortmund hat die größere Strahlkraft
Natürlich ist die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit an den BVB ungleich größer als bei RB Leipzig. Trotz aller sportlichen Berg- und Talfahrten der letzten Jahre hat Dortmund nach wie vor eine deutlich größere Strahlkraft. Die Borussia ist mit fast 160.000 Mitgliedern der drittgrößte Verein in der Bundesliga (nach Schalke und dem FC Bayern). Zum Vergleich: Der 2009 gegründete Klub RB Leipzig kommt nicht einmal auf 1000 Vereinsmitglieder.
Zudem genießt Dortmund auch international ein hohes Ansehen, was sich nicht zuletzt darin widerspiegelt, dass sich immer wieder Spieler wie Erling Haaland, Jadon Sancho oder Jude Bellingham für den BVB entscheiden.
Eines ist aber auch klar: Je mehr die Leipziger sportlich überzeugen, desto mehr wächst auch ihr Ansehen - und dann steht die Rolle der zweiten Kraft im deutschen Fußball womöglich bald nicht mehr nur auf dem Papier.