Bester Frankfurter Rückrundenstart seit 50 Jahren - es gäbe für den BVB sicherlich günstigere Momente, gegen die Eintracht zu spielen. Eine Analyse zur Situation bei den Adlern vor der Partie am Freitag in Dortmund..
Waren die Hessen vor Jahreswechsel noch ein Krisenklub in Abstiegsnot, sind sie 2020 auferstanden wie Phönix aus der Asche. Es scheint, als stünde wieder die alte Eintracht auf dem Platz. Energisch, offensiv, mitreißend und für den Gegner stets eklig zu spielen.
Flexibel! Hütter korrigiert die Fehler der letzten Saison
Dabei ist vieles neu: Hütter studierte in der Winterpause ein neues System ein und lässt nun bevorzugt mit einer Viererkette verteidigen statt, wie zuvor, im Dreierverbund. Eigentlich ist die Vier sowieso die bevorzugte Aufstellung des Österreichers. Dass sie in Frankfurt bislang kaum stattfand, war nicht zuletzt dem Faktor "Zeit" geschuldet. Die Eintracht spielte in Hütters Amtszeit so viele Pflichtspiele wie keine andere Bundesligamannschaft.
Auch im letzten Sommer war die Vorbereitung durch die wichtigen Europa-League-Qualifikationsspiele verknappt. Und eigentlich lief es ja auch ganz gut mit der Dreierkette hinten. Doch dann passierten zwei Dinge: Die Gegner haben das Spiel der Eintracht durchschaut und waren dementsprechend vorbereitet. Zudem machte sich die große Anzahl an Pflichtspielen in Form von Müdigkeit bemerkbar, nicht nur in den Beinen, sondern auch im Kopf.
Chandler blüht wieder auf, Verlustangst um Kostic
Hierbei musste sich Hütter vorwerfen lassen, zu spät die Rotationsmaschine angeschmissen zu haben. Der 50-Jährige zeigte sich jedoch einsichtig - Personalwechsel in der ersten Elf gehören nun fest zum Frankfurter Programm. Und siehe da: es funktioniert! Dabei ist Timothy Chandler so etwas wie das Sinnbild für die Eintracht des neuen Jahres. Nicht wenige hatten ihn nach langer Verletzungspause und dem scheinbar gesetzten Danny da Costa auf der rechten Seite abgeschrieben. Nun spielt Chandler mit 29 Jahren die wohl beste Phase seiner Karriere, zeigt bisher ungekannte Offensivqualitäten. Gegen Augsburg gelang ihm gar ein Doppelpack.
Und immer, wenn es bei der Eintracht gut läuft, macht sich auch Verlustangst breit: Der Abgang von Filip Kostic im Sommer sei nahezu sicher, heißt es in Medienberichten. Das würde nicht verwundern, hat Kostic doch längst seine internationale Klasse auf der linken Seite unter Beweis gestellt.
Brisanz vor BVB-Duell: Hütter ein Coach-Kandidat?
Für zusätzliche Brisanz vor dem Duell sorgte ein Bericht der Bild, wonach Hütter eine Ausstiegsklausel in seinem bis 2021 laufenden Arbeitspapier stehen habe. Die WAZ vermeldet ergänzend, der BVB habe Hütter als potentiellen Nachfolger von Favre im Visier.Rein sportlich gesehen spricht das oft zitierte "Momentum" für die Eintracht. Die Hessen strotzen einfach vor Selbstbewusstsein.
Allerdings kann die SGE schon seit zehn Jahren nicht mehr in Dortmund gewinnen. In Dortmund kann man auch formstark mal als Verlierer vom Platz gehen. So kann Hütter es mit seinen Jungs vergleichsweise entspannt angehen: In der Bringschuld ist heute Abend vor allem Borussia Dortmund.