Bundesliga: Leverkusen mit Leadership-Problem - Sky Experte Hamann warnt

Leadership-Problem & Negativ-Bilanzen: Bayer in der Krise - Hamann warnt

Von Udo Hutflötz

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Bayer Leverkusen ist als Bayern-Jäger in die Saison gestartet. Mittlerweile vollzieht die Werkself einen Blitzabsturz, der das Team von Coach Gerardo Seoane ans Tabellenende gespült hat. Bei der Ursachenforschung wird ein Begriff zum Sinnbild der Leverkusener Krise.

3:4 im DFB-Pokal bei der SV Elversberg, 0:1 in Dortmund, 1:2 gegen den FC Augsburg und nun 0:3 gegen die TSG 1899 Hoffenheim: Bayer Leverkusen erlebt einen historisch schlechten Saisonstart und mutiert fast schon in Rekordzeit vom Bayern-Jäger (vor der Saison) zum Sorgenkind der Liga (nach dem 3. Spieltag).

Image: Bayer Leverkusen legt einen kompletten Fehlstart in die neue Saison hin.

Dabei gilt der Kader der Werkself als einer der qualitativ stärksten in der gesamten Liga. Mit Moussa Diaby und Patrik Schick stürmen zwei der in der vergangenen Saison besten Offensivspieler der Liga in den Reihen Leverkusens. Zudem verfügt Bayer mit beispielsweise Lukas Hradecky, Jonathan Tah, Charles Aranguiz und Robert Andrich über erfahrene Akteure, die von jungen aufstrebenden Talenten wie Adam Hlozek, Jeremie Frimpong und Piero Hincapie ergänzt werden.

Hradecky sucht Gespräch mit den Fans

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Auf den ersten Blick also eine gute und vielversprechende Mischung, die sich Bayer in den vergangenen Monaten zusammengestellt hat. Doch nach der guten letzten Saison mit Platz drei in der Abschlusstabelle findet sich die Werkself nach drei Spieltagen der aktuellen Spielzeit momentan auf dem letzten(!) Tabellenplatz wieder. Die so gelobte Offensive ist mit gerade einmal einem Treffer ebenfalls Schlusslicht im ligaweiten Vergleich. Sechs Gegentore zeigen zudem eine defensive Instabilität auf, die derzeit an den Zahlen gemessen nur vom FC Augsburg und Eintracht Frankfurt (beide 7) übertroffen wird.

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Horror-Bilanzen für Leverkusen. Dementsprechend gedrückt und unzufrieden ist derzeit auch die Stimmung rund um die Werkself. Nach der jüngsten 0:3-Pleite gegen Hoffenheim versuchte Kapitän Lukas Hradecky wie bereits zuletzt auch schon, die aufgebrachten Bayer-Fans zu beruhigen und suchte das Gespräch. Eine klare Eigenschaft eines Leaders. Doch genau darin scheint bei Leverkusen das größte Problem zu bestehen. Denn auf dem Platz sind genau solche Typen und Eigenschaften derzeit nicht auffindbar.

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Hradecky & Tah sprechen Leadership an

"Qualität ist für mich nicht nur, schnell zu sein, gute Abschlüsse und gute Kopfbälle zu haben. Man muss Mentalität und Leadership zeigen", wird Hradecky am Sky Mikrofon deutlich und nimmt seine Mitspieler wie bereits mehrmals in dieser Saison in die Pflicht. "Klar haben wir eine unerfahrene Mannschaft. Aber es ist eine Entscheidungsfrage, wie man spielt. Was man macht, wenn es schwierig wird. Momentan spielen wir zu kompliziert."

Auch Innenverteidiger Jonathan Tah schlägt in die gleiche Kerbe und sieht darin bei Leverkusen das derzeit größte Problem: "Jeder Einzelne muss mehr Leadership übernehmen. In diesem Spiel waren wir alle nicht genug da. Es haben überall ein paar Prozentpunkte gefehlt. In den Zweikämpfen waren die Hoffenheimer immer einen Schritt vor uns da. Das reicht dann am Ende einfach nicht."

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Seoane appelliert an den Zusammenhalt

Doch anders als bei einer schlechten Chancenverwertung oder bei fahrlässigem Defensivverhalten, lässt sich Führungsqualität nur schwer trainieren. Diese Eigenschaft muss sich bei einzelnen Spielern über Wochen, Monate und vielleicht auch Jahre entwickeln. Zahlreiche Profis werden in ihrer gesamten Karriere nie zu Führungsspielern oder Lautsprechern.

Aus diesem Grund kommt auf Coach Gerardo Seoane nun eine knifflige Aufgabe zu, um Bayer wieder in die Spur zu bringen. "Wir müssen uns jetzt klare Gedanken machen, was wir jetzt tun, welche Ansätze wir verfolgen, um in dieser Situation einen Impuls zu geben", blickt der Schweizer am Sky Mikrofon voraus. "In diesem Moment ist das Wichtigste, zusammenzustehen - Staff, Mannschaft, alle zusammen, um aus dieser Situation rauszukommen. Dafür braucht es viel Energie und Zusammenhalt."

Zum Thema Leadership sagt der Trainer: "In diesem Bereich gibt es glaube ich bei allen Teams Potenzial. Alle Trainer wünschen sich - wenn es auf dem Platz schwierig ist - mehrere Spieler, die die Ruhe bewahren, Verantwortung übernehmen und vor allem die richtigen Entscheidungen treffen und weniger Fehler machen." Eine klare Ansage an seine Mannschaft!

Leverkusen-Coach Gerardo Seoane spricht nach der 0:3-Pleite gegen die TSG Hoffenheim über eine Verunsicherung in der Mannschaft.

Rolfes sieht keine Trainerdiskussion

Bei einem Negativlauf rückt nach einer gewissen Zeit branchenüblich auch der Trainer in den Fokus. Doch den Mann an der Seitenlinie will Bayer-Geschäftsführer Sport Simon Rolfes nicht in Frage stellen.

"Das ist keine Diskussion. Wir werden zusammenarbeiten diese Woche, um uns auf das nächste Spiel vorzubereiten und an den Stellschrauben zu drehen, damit wir wieder erfolgreich sind. Das ist das Entscheidende und alles was zählt."

Hamann warnt: "Keine ungefährliche Situation"

Am kommenden Wochenende geht es für Bayer gegen den 1. FSV Mainz 05. Gelingt gegen die Rheinhessen die Bayer-Wende? Geht es nach Sky Experte Dietmar Hamann, erscheint dies doch sehr fraglich.

"Sie haben es nicht geschafft, gegen eine spielerisch gute Mannschaft wie Hoffenheim Akzente zu setzen im körperlichen Sinne. So wie sie im Moment spielen, weiß ich nicht, wer ihnen liegt. Die Mainzer nächste Woche sicherlich nicht. Das ist auch eine Mannschaft, die unheimlich giftig ist. Sie müssen anfangen, die Zweikämpfe anzunehmen. Wenn sie das nicht machen, nutzt die ganze spielerische Klasse nichts. Das ist keine ungefährliche Situation für die Leverkusener. Die Situation kann zur Kopfsache werden."

Sollte das passieren, dürfte es für die Werkself ein langer Weg zurück aus der Krise werden ...

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